Jubiläum der Kellerkinder Wenn die Jugendgruppe 40 wird

HEIMERSHEIM · "Verdamp lang her" spielte die Partyband "Play off" im urigen Festzelt am Heimersheimer Westtor und machte den rund 250 Gäste in eben diesem Zelt klar: Ja, es ist verdammt lange her, dass sich rund zehn Jugendliche in einem Partykeller unweit des besagten Tores trafen, um das Beste aus ihrer Jugend zu machen.

 Ab ging die Post bei der "Familie Hossa".

Ab ging die Post bei der "Familie Hossa".

Foto: Martin Gausmann

Die Geschichte begann 1975, was in den folgenden 40 Jahren entstanden ist, hätte seinerzeit wohl niemand für möglich gehalten. Eine Bilderwand im Festzelt erinnerte an die Anfänge der Heimersheimer Kellerkinder. Die feierten jetzt 40-jähriges Bestehen.

Es war eine tolle Sause, die Heimersheim an den beiden Tagen erlebte. Ein Fest, das den Kellerkindern einmal mehr verdeutlichte, dass sie nicht nur wie viele andere zum Heimersheimer Dorfleben dazugehören. Nein, der inzwischen auf fast 150 Mitglieder angewachsene Verein, der sich unter anderem die Brauchtumspflege auf die Fahnen geschrieben hat, ist schon etwas ganz Besonderes. Vielleicht auch deshalb, weil man mit den Strukturen und Taten üblicher Vereine herzlich wenig am Hut hat. Gut, es gibt einen Vorstand mit Vorsitzendem, Schriftführer oder auch Kassierer - die Mitgliederversammlung aber findet im Rahmen des vereinseigenen Schützenfestes statt.

Wieso eigentlich Verein, war das nicht mal eine Jugendgruppe? Ja, am Anfang war es eine lockere Verbindung, die sich regelmäßig zum Feiern traf. 1981 aber nahm man Vereinsstrukturen an. Seit dieser Zeit sind die Kellerkinder auch regelmäßig mit einem Ausschank beim Weinfest neben dem Westtor zu finden. Dort macht man gute Umsätze und Gewinne, um das eingenommen Geld dann später denen zugutekommen zu lassen, die es dringend nötig haben.

Alljährlich wird im Rahmen der Mitgliederversammlung demokratisch aus den Vorschlägen der Mitglieder darüber befunden, wem die Kellerkinder etwas gutes tun können. Geld- oder Sachspenden gehen an Hilfsorganisation, an Vereine oder auch an Familien in Notsituationen. Nur eines wird nicht finanziert: übermäßiger bürokratischer Aufwand. Die Aktion Sorgenkind war im Jahr 1981 erster Spendenempfänger. Bis heute gingen mehr als 60 000 Euro an insgesamt 50 Empfänger.

All das kam an den beiden Festtagen noch einmal auf den Tisch, und das, obwohl der Verein auf den ansonsten für Jubiläen üblichen Festkommers verzichtete. Man wollte lieber mit der Bevölkerung Party machen. Landrat Pföhler und Bürgermeister Guido Orthen kamen dennoch wie selbstverständlich, brachen Grußworte, überreichten Präsente und mischten sich unters feiernde Volk, das in Massen Richtung Westtor strömte.

Dort hatten die Kellerkinder wieder einmal den richtigen Riecher bewiesen und boten ihren Gästen ein tolles, Programm. Begrüßt wurden die Scharen der Gratulanten dabei von den Motorrädern, die 1975 noch den Mittelpunkt der Freizeit der ersten Kellerkinder stellten. Damals waren die 750er Honda oder die BMW R75 die angesagten "Maschinen." Die Musik aus dieser Zeit gab es gratis dazu, gespielt beispielsweise von der Rock- und Partyband "Just for fun" aus Rheinbach.

Es wurde ein erster langer Abend im proppevollen Festzelt, der am Samstag aber noch um Längen getoppt werden konnte. Famoser Höhepunkt der Kellerkinder-Party war der Auftritt der "Familie Hossa" mit ihrer Show aus Schlagern, Neuer Deutscher Welle und Deutschparty.

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