Südtangente schafft Kontroverse im Ortsbeirat Was Ringen freut, ärgert die Bölinger

RINGEN · Tagt der Ringener Ortsbeirat, so verlieren sich normalerweise - inklusive der Beiratsmitglieder - vielleicht zehn Personen im Saal des Dorfgemeinschaftshauses. Diesmal war es anders: Nahezu 100 Bürger waren gekommen.

Thema war die geplante Südtangente, die zur Entlastung der im Ortskern wohnenden Ringener den Innovationspark mit Bölingen verbinden soll. Auf Gegenliebe stößt die Planung nicht. Von der neuen Straße betroffene Anlieger befürchten Verkehrslärm und Immissionen. Zudem glauben sie, die Ansiedlung von Haribo sei ursächlich für die Planung der umstrittenen neuen Verbindung - was die Gemeindeverwaltung allerdings zurückweist.

Viele Stühle mussten in den Saal getragen werden, bevor Ortsvorsteher Anton Palm die Beiratssitzung eröffnete. Der Andrang war groß, die Emotionen sind es auch: Die Südanbindung des Innovationsparks an die Landstraße 83 in Bölingen bewegt die Gemüter. Mehr als 50 Eingaben von Bürgern hatte die Verwaltung hierzu in den vergangenen Wochen erhalten, in der Regel harsche Protestbriefe. "Vieles beruht auf einem Missverständnis oder fehlenden Sachinformationen", so der Grafschafter Planungsamtschef Klaus Becker.

Seine Klarstellung: Die Tangente werde nicht wegen Haribo und der mit der Ansiedlung verbundenen Mehrbelastung durch Verkehr gebaut, sondern weil sie ohnehin zwecks Verkehrsentzerrung notwendig sei. Zudem werde die Verbindung nicht von Lkw genutzt, sondern ausschließlich für den Pkw-Verkehr freigegeben.

Eindeutig werde eine Südtangente, die von der Fraunhofer-Straße des Innovationsparks in Richtung Bölingen geführt werden soll, massive Entlastungen für die Beller und Ringener Bürger bringen. Becker geht von 3000 Fahrzeugen am Tag aus, die dann nicht durch die Ortskerne von Beller und Ringen fahren werden, sondern die neue Route nutzen können. Der Planungschef räumte zwar ein, dass die Anrainer an der neuen Trasse zwar belastet, alle Immissionswerte jedoch eingehalten würden.

Die Crux: Schon jetzt beschweren sich Bewohner über den zu erwartenden Verkehr, während die Bewohner von Beller und Ringen Entlastungen für sich anmahnen. Ähnlich sieht es in Eckendorf aus: Denn als weitere Entlastungsstraße käme auch eine parallel zur Autobahn verlaufende Anbindung an die dort hin führende Kreisstraße 35 in Frage.

So oder so: Das Splitten des Verkehrs geht zu Lasten derer, die bislang unbeschwert und unbeeinträchtigt zwischen Innovationspark und Bölingen wohnen und leben konnten. Bürgermeister Achim Juchem teilte gestern auf Anfrage mit, beide Varianten weiter verfolgen zu wollen. Dies gelte auch für die erhoffte Autobahnanbindung. Hier wartet man auf das Votum des Bundes. Juchem: "Alle denkbaren Möglichkeiten werden wir in Ruhe und mit großer Sorgfalt durchdenken."

"Wir können und wollen das Problem heute nicht lösen", meinte Ortsvorsteher Anton Palm. Eine Entscheidung des Ortsbeirates, ob er die Spange nun ablehne oder befürworte gab es dementsprechend nicht, was das Publikum im Saal mit lautem Applaus bedachte.

Noch keine Entscheidung gibt es zudem für den in der Gesamtplanung vorgesehenen Bau eines mehr als 100 Stellplätze umfassenden Lkw-Parkplatzes nebst Sanitäranlagen in Autobahnnähe. Die Gemeinde verhandelt derzeit mit dortigen Grundstückseigentümern, erklärte Juchem gegenüber dem General-Anzeiger.

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