Benefiz-Lauf Vettelhovener Ultramarathonike läuft 400 Kilometer unter 100 Stunden

VETTELHOVEN · Den ein oder anderen Marathon läuft er nur noch, "um zwischendurch fit zu bleiben". Für Thomas Eller aus Vettelhoven muss die Herausforderung größer sein. Er läuft Ultra-Marathons.

 Thomas Eller (weißes Trikot) vor dem Start zu seinem Benefiz-Lauf.

Thomas Eller (weißes Trikot) vor dem Start zu seinem Benefiz-Lauf.

Foto: privat

"Ein Ultra-Marathon ist auf jeden Fall länger als die als die klassische Marathon-Distanz von 42,195-Kilometern", erklärt der 51-Jährige. 230-Kilometer-Nonstop waren sein bisheriger Rekord. Doch gerade erst hat er diesen eingestellt.

Für den Bunten Kreis Bonn-Ahr-Rhein-Sieg hat er beim "Thames Ring Race" in England mitgemacht. Das ging über eine Strecke von 250 Meilen, also 400 Kilometern, die in maximal 100 Stunden zu bewältigen waren. 42 Läufer sind gestartet, zwölf haben bis zum Ende durchgehalten. Eller war als einziger Deutscher mit dabei und erreichte nach 94,44 Stunden als Zehnter die Ziellinie. "Die reine Laufzeit betrug etwa 70 bis 72 Stunden", erklärt er.

Essens- und Schlafzeiten abgezogen. In der ersten Nacht hat er gar nicht, in der zweiten bis vierten Nacht jeweils drei Stunden geschlafen. Er wusste schon vorher, dass es kein Spaziergang sein würde, sondern ein Kampf vor allem gegen Ermüdung und Schmerzen. Auf einem Rundkurs ging es von dem kleinen Ort Streatley die Themse entlang bis London, dann knapp 230 Kilometer dem Kanal Richtung Birmingham folgend.

"Das war das schlimmste Stück. "Da gibt es nichts fürs Auge. Der immergleiche Kanal und der Trampelpfad, auf dem man läuft, sehen am Anfang genauso aus wie 50 Stunden später, wenn man sie verlassen darf, und es dann noch rund 100 Kilometer über Oxford bis zum Ausgangsort zurück geht."

Als passionierter Bergläufer fehlten ihm wechselnde Panoramen und die Begegnung mit Menschen. Beim Thames-Ring-Race laufe jeder meist alleine und sehe oft nicht mal von fern Mitläufer oder Zuschauer wie etwa vom Berg hinunter in den Alpen, im Himalaya oder auch in der Wüste, wo er bereits ebenfalls am Start war.

In England hatte er zudem mit Brennesseln und Dornen zu kämpfen, "und die Müdigkeit darf man nicht unterschätzen". Vor zwei Jahren seien zwei Teilnehmer in den Kanal gefallen. "Ich habe mich gefragt, wie das passieren kann bei rund einem halben Meter Abstand. Dann habe ich gemerkt, dass man, wenn man müde ist, wie ein Betrunkener läuft, lallt, in Kurven geht."

Der dritte der insgesamt vier Tage sei der Schlimmste gewesen. Da sei er in einer der Kontrollstellen geblieben bis sie zugemacht habe und erst um 1.30 Uhr nachts weitergelaufen. "Da war ich am Ende des Feldes aber auch der Druck war weg." Dann lief es wieder, und er überholte sogar noch zwei Mitläufer. "Ich wurde auf einmal immer schneller, und die letzten beiden Meilen habe ich in der schnellsten Geschwindigkeit zurückgelegt, die ich jemals gelaufen habe."

Beim Durchhalten half auch die Tatsache, dass die einzelnen Kilometer gesponsert waren. Jeder konnte sich einen Kilometer für den guten Zweck kaufen, der jeweils "die Hälfte von sich selbst" kostete: Der 25. Kilometer kostete 12,50 Euro, und der 400. Kilometer 200 Euro. Leider seien wegen der kurzen Planungs- und Vorbereitungsphase von acht Wochen nicht alle Kilometer "gekauft" worden, aber eben auch gerade die letzten Kilometer. So sei immerhin eine Spendensumme von mehr als 1500 Euro zusammengekommen.

Diese geht unter dem Projektnamen "Füße tragen Leben" an den Bunten Kreis, der sich um frühgeborene und schwerstkranke Kinder und deren Familien kümmert. "Können Sie sich vorstellen, wie eine Mutter eines Frühchens im Krankenhaus liegt und nicht wie die anderen Mütter mit Glückwünschen und Geschenken überhäuft wird, weil alle aus Sorge um das Leben des Frühchens nicht wissen, ob man gratulieren darf?", fragt Eller.

Er laufe dafür, dass diese Kinder ihre ersten Schritte im Leben in Würde "und mit einem glücklichen Gesicht machen können, weil auch der lange Weg des Lebens mit einem kleinen Schritt beginnt." Und jetzt, wo er wisse, dass es machbar sei, werde er vielleicht die 400 Kilometer beim nächsten Thames Ring Race in zwei Jahren noch mal für den Bunten Kreis angehen.

Zur Person

Thomas Eller wurde 1961 in Nürnberg geboren und wohnt seit 1989 auf der Grafschaft. Er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Um trotz seiner vielen Läufe einigermaßen oft zu Hause zu sein, arbeitet er als Berater für mittelständische Unternehmen und als Immobilienmakler im Wesentlichen von Zuhause aus. Er hat erst mit 42 Jahren mit dem Laufen begonnen. "Da habe ich mich mal genau angeguckt".

Seither sei er "nicht mehr stehengeblieben", wie er sagt. Seit 2005 läuft er Ultramarathons, und hat bisher insgesamt 150 Marathons und Ultramarathons zurückgelegt. In diesem Jahr lief er unter anderem schon 200 Kilometer durch die Keralaberge, 119 Kilometer quer über die Insel Gran Canaria und 39600 Stufen treppauf und treppab, um beim "Sächsischen Mount Everest Treppenmarathon" in knapp unter 23 Stunden 8848 Höhenmeter und als Distanz einen Doppelmarathon treppenweise zu erlaufen.

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