Kommentar Teure Gummibärchen

Wie kann das passieren? Ein Gutachter liegt in seiner Massen-Einschätzung um das Fünfzigfache daneben. Statt 7000 Kubikmeter müssen in Wahrheit fast 350.000 Kubikmeter Felsgestein abtransportiert werden, die Hälfte des gesamten Aushubs am Haribo-Gelände.

Jeden Mittwoch fanden bislang Baustellengespräche vor Ort statt, Parteien luden stolz zu Baustellenbesichtigungen ein, der Innenminister kam. Kein Wort wurde dabei darüber verloren, dass sich ein Kostendebakel anbahnte, dass Hunderte von Lkw in Wahrheit Fels statt Mutterboden geladen hatten, als sie den Abraum abtransportierten.

Kein Wort davon, dass der Felsaushub ein Vielfaches von dem kostet, was ursprünglich geplant war. Viel schneller als erwartet werde man fertig, berichtete die Gemeindeverwaltung stattdessen freudig beim Ministerbesuch. Viel teurer als erwartet hörte man indes nicht.

Natürlich stimmt es, dass die Gemeinde auch dann die Terrassierung vorgenommen hätte, wenn von Anfang an klar gewesen wäre, dass sich die Kosten nicht auf vier Millionen Euro (Ausschreibungsergebnis), sondern auf nun mindestens 8,5 Millionen Euro belaufen werden.

Schließlich geht die Gemeinde in eine rentierliche Kreditvorlage: Künftige Haribo-Gewerbesteuerzahlungen werden das Debakel vielleicht schnell aus den Erinnerungen löschen.

Man sollte sich aber über die Dimensionen der Mehrkosten im Klaren sein: Von dem Geld könnte man eine Dreifachsporthalle, sieben Kunstrasenplätze oder zwei komplett eingerichtete Kindergärten bauen. Außerdem: Der zusätzliche Schuldendienst wird die Gemeindekasse über Jahrzehnte zusätzlich strapazieren. Im Moment kommen die Goldbären die Gemeinde recht teuer.

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