Kurhaus in Bad Neuenahr Oskar Hauger leitete zum letzten Mal die Kölner Sitzung

BAD NEUENAHR · Alle wichtigen Funktionen in Bad Neuenahr übernimmt Oskar Hauger zwei Mal. Nicht etwa, weil er selbstverliebt an seinem Stuhl klebt, sondern weil er jemand ist, der keine Karre vor die Wand fahren lässt. Weil ihm der Fußball, aber auch der Karneval wichtig sind.

 Bereits 2004 trat der Sitzungspräsident in die zweite Reihe zurück. Nur drei Jahre später stand er wieder am Ruder.

Bereits 2004 trat der Sitzungspräsident in die zweite Reihe zurück. Nur drei Jahre später stand er wieder am Ruder.

Foto: Archiv

Das war so, als Hauger 2002 erneut als Vorsitzender die Geschicke des Traditionsvereins SC 07 in die Hände nahm, das war auch so, als er 2007 trotz Krebserkrankung und schwerer OP wieder den Part des Sitzungspräsidenten der großen Kölner Sitzung des Fördervereins Jugendsport übernahm.

2004 war er von der Bühne des Kurhauses mit großem Tam-Tam verabschiedet und Rolf Berk mit Vorschusslorbeeren begrüßt worden. Dass "ein mit allen karnevalistischen Rheinwassern der Domstadt gewaschener Karnevalist" zwei Jahre später Gagen abkassierte und dann abtauchte, das konnte niemand ahnen.

Niemals hätte Hauger zugelassen, dass seine Sitzung im 100. Jahr des Vereinsbestehens ausfällt und so gelang es ihm in einem Kraftakt, binnen drei Stunden mit einem lauten Hilferuf die erste Garde des Kölner Karnevals auch ohne Verträge an die Ahr zu holen. Seine über Jahrzehnte gewachsenen Kontakte und die gepflegten Freundschaften mit den Stars brachten ihm das Schulterklopfen seines treuen Publikums ein.

Anerkennung gab es auch am Dienstagabend jede Menge, denn die 800 Jecken im Bad Neuenahrer "Gürzenich" wussten, dass Oskar mit 79 Jahren nun endgültig den Rückzug antritt. Nur für ihn sangen die Bläck Fööss "Bye, bye my love, mach et joht", in das alle einstimmten. Mit "däm Schwade" ist es wie mit dem Fahrradfahren. Das verlernt man nicht und "the voice" Oskar, geboren in der Kölner Richmodisstraße, war gestern, wenn auch mit ein wenig Wehmut, in seinem Element. "Dat Trömmelche" ging für den Mann, der auch 1980 den Bad Neuenahrer Karnevalszug mit aus der Taufe hob, zum letzten Mal.

"Der erste Orden 1970 war aus Gummi", sagt Hauger im Gespräch mit dem GA und zeigt seine stattliche Sammlung, zu dem auch einer von 1929 gehört. "Heute sind das richtige Kunstwerke." Viele hat er in den 42 Jahren selbst entworfen und musste sie nur ein Mal schreddern lassen, als wegen des Golfkriegs kein Karneval gefeiert wurde.

Die Orden sind neben der Auszeichnung des Festkomitees Kölner Karneval, das ihm 1995 die Goldene Nadel verlieh, platziert. Da hängt aber auch die Einladung von Bundespräsident Joachim Gauck zum Bürgerfest im Park des Schlosses Bellevue im September 2012. Anekdoten gab es viele in 42 Jahren: Da kippte ein Elferrat betrunken rückwärts von der Bühne, da verstauchte sich ein Kölner Mariechen den Fuß, da löste sich das Netz mit Hunderten von Ballons nicht von der Kurhausdecke.

Im Herzen immer "ne kölsche Jong" verbringt Hauger - Markenzeichen Zigarre - seinen Lebensabend mit seiner Frau Jaitip nur zu gerne in Bad Neuenahr. Denn das "Bad Neuenahr Alaaf" ging dem ehemaligen Croupier immer leicht von den Lippen. Ein letztes Mal machte er am Mittwoch "sein Spiel".

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