Ahrweiler Calvarienberg Ohne Napoleon hätte es nicht geklappt

AHRWEILER · Wenn heute Nachmittag nach einem Dankamt in der Ahrweiler Laurentius-Kirche (Beginn: 15 Uhr) eine Prozession mit Bischofsvikar Georg Holkenbrink zum Kloster Calvarienberg zieht, dann hat das einen ganz besonderen Grund. Denn auf den Tag genau vor 175 Jahren zog der Ursulinenorden in das heutige Mutterhaus der Kongregation ein.

 Aus der Vogelperspektive: Das Kloster Calvarienberg mit seinen Schulen und Sportanlagen.

Aus der Vogelperspektive: Das Kloster Calvarienberg mit seinen Schulen und Sportanlagen.

Foto: GAUSMANN

Dabei ist die Geschichte des Klosters deutlich älter, und ohne Napoleon hätte es sowieso nicht geklappt. Gegründet wurde das Kloster 1630 von den Franziskanern, der Grundstein für die heute noch bestehende Klosterkirche wurde am 31. Januar 1664 gelegt. Im 17. und 18. Jahrhundert florierte das "Geschäft" der Mönche. Allein die Anzahl der Prozessionen belief sich von 1714 bis 1718 auf 105. Weiterer Beweis: Im selben Zeitraum wurden 150 000 Beichten gehört. Diese zahlen sind in Kirchenchroniken überliefert.

Doch dann erschien Napoleon auf der Bildfläche. 1803 mussten die Franziskaner im Zuge der Säkularisation den Calvarienberg verlassen. Er wurde französisches Nationaleigentum und kam am 30. Januar 1806 unter den Hammer. Den Zuschlag erhielt der aus Walporzheim stammende Vikar Jakob Giesen für knapp 6000 Franc.

Als dieser 1817 starb, war Napoleon längst auf Sankt Helena. Das Kloster ging an die neu gegründete Berggesellschaft über, die sich als Träger einer Schule für Knaben mehr schlecht als recht versuchte. Da passte es ganz gut, dass den Ursulinen in Monschau, damals hieß es noch Monjoie, das kalte Eifelwetter nicht so zusagte. Der Konvent suchte einen neuen Standort und erfuhr so von dem leerstehenden Franziskanerkloster in Ahrweiler.

Nach langwierigen Verhandlungen und vielen Schwierigkeiten zog der Konvent schließlich am 28. August 1838 unter der Leitung von Mutter Teresia Schäfer nach Ahrweiler. Neun Schwestern waren damals die Gründerinnen des heutigen Calvarienbergs.

Es wurde eine Erfolgsgeschichte. Die Ursulinen gründeten zunächst eine Elementar- und höhere Schule mit Pensionat für Mädchen. Vom Calvarienberg aus wurden neue Filialen gegründet, unter anderem 1848 Aachen, 1853 Trier, 1895 Saarbrücken, 1896 Krefeld, 1902 Koblenz.

Heute gehören zur Ursulinenkongregation Calvarienberg-Ahrweiler die Konvente Aachen, Trier und Krefeld. Generaloberin ist seit Mai Schwester Maria Monheim. Generalsekretärin ist Schwester Marieluise Bakenecker. Den Generalrat bilden die Ursulinen Gisela Büsgen, Irmgard Carduck, Petra Hilger, Roswitha Maria Schmitz und Alberta König, die die amtierende Hausoberin auf dem Calvarienberg ist. Die Schulen des Calvarienberges, das Gymnasium und die reine Mädchen-Realschule werden aktuell von rund 1250 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen besucht.

Blandine Merten, die Selige vom Calvarienberg

Schwester Blandine Merten ist die bekannteste Ursuline der Ahrweiler Kongregation. Sie wurde 1987 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. 1883 geboren, trat sie 1908 in die Ursulinenkongregation Calvarienberg ein. Nach dem Noviziat legte sie 1910 im Mutterhaus der Kongregation in Ahrweiler die Zeitliche Profess ab, 1913 die Ewige. Von 1910 bis 1916 war Schwester Blandine als Lehrerin und Erzieherin an den Schulen der Ursulinen in Saarbrücken und Trier tätig. Eine schwere Tuberkuloseerkrankung zwang sie im September 1916 zur Aufgabe ihrer Tätigkeit. Im Alter von 34 Jahren starb Blandine Merten im Kloster Sankt Bantus in Trier.

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