Ein historischer Fund Odyssee einer Kirchturmuhr

KIRCHDAUN · Heimatforscher hat sie bei einem Sammler entdeckt. Übergabe in Sankt Lambertus.

 Zeiger und Zifferblatt erstrahlen in neuem Glanz

Zeiger und Zifferblatt erstrahlen in neuem Glanz

Abgestellt, weggestellt, vergessen und jetzt wieder aufgetaucht. Seit wenigen Wochen befindet sich ein aus Eisen geschmiedetes Gestell mit Zahnrädern zur Restaurierung bei Andreas Schmickler in Kirchdaun. Es handelt sich dabei um das Werk einer vorindustriellen Turmuhr, die einst, im alten Kirchturm von Sankt Lambertus untergebracht, den Rhythmus des Lebens in Kirchdaun bestimmte. Die Kraft kam von zwei an Seilen befestigten schweren Steinen, die über zwei Walzen ihre Energie auf das Schlagwerk und das Uhrwerk mit einem Stundenzeiger übertrugen.

Einmal am Tag musste sie aufgezogen werden. Nachforschungen des Fördervereins für Archäologie, Kunst und Museumskulturin Bad Neuenahr-Ahrweiler haben ergeben, dass die Uhr, nachdem Mitte des 17. Jahrhunderts das Pendel erfunden worden war, im 18. Jahrhundert umgebaut und modernisiert wurde. Kurt Volles vom Förderverein: "Das genaue Alter der Uhr konnte bisher noch nicht bestimmt werden, auch nicht wann sie genau nach Kirchdaun kam."

Gesichert sei jedoch, dass aus Kostengründen 1883 das tägliche Aufziehen der Uhr eingestellt wurde. Noch im selben Jahr wurden die Gewichte (Steine) in der Kirchhofsmauer verbaut. "Vielleicht wollte man sicher gehen, dass die Uhr auch in Zukunft nicht wieder in Betrieb genommen würde", nimmt Schmickler an. Anschließend stand sie noch bis 1923 im alten Turm, der dann wegen Baufälligkeit nach über 800 Jahren abgerissen wurde und einem Neubau weichen musste. Der neue Turm wurde später nur bis auf halbe Höhe fertig gestellt, was zu dem unverwechselbaren Charakter der heutigen Kirchdauner Dorfkirche führte.

Die Uhr kehrte nicht wieder in den Turm zurück, sondern landete schließlich in der alten Schmiede Krahforst an der Brunnenstraße. 1969 kam sie von dort nach Heimersheim in die Hände eines Sammlers - und verschwand völlig von der Bildfläche.

40 Jahre später, also 2009, erfuhr der bekannte Kirchdauner Heimathistoriker und Hobby-Archäologe Schmickler durch Zufall von einem Bekannten, dass die Kirchturmuhr "noch lebt". Nach Besichtigung und der Feststellung, dass es sich wirklich um die Kirchdauner Uhr handelte, bemühte er sich seitdem um deren Rückführung.

Doch nichts gibt es umsonst. Nur Dank größerer Spenden von Kirchdauner Bürgern sowie der Unterstützung des Fördervereins für Archäologie, Kunst und Museumskultur, der die Mittel auch verwaltete, konnte die Uhr gekauft und nach Kirchdaun zurückgebracht werden.

Was folgte war Pisselskram. Doch nach gründlicher Reinigung sowie dem Ergänzen von Pendel und Gewichten funktioniert das Räderwerk nach 141 Jahren Stillstand wieder. Auch das Zifferblatt samt alten Zeigern und Ziffern glänzt wie in besten Zeiten. Das Werk hatte wie viele alte Uhren nur einen Zeiger und zeigte deshalb nur die Stunden an.

Die Uhr soll in der Taufkapelle (dem alten Chor) der Pfarrkirche aufgestellt werden. Dort ist sie dann jederzeit zu sehen. GS

0 Die Präsentation und Übergabe findet am Sonntag, 7. Dezember (zweiter Advent) gegen 10.30 Uhr statt. Das Hochamt beginnt um 9.30 Uhr.

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