Bundestagswahlen Marion Morassi tritt für die Linken an

AHRWEILER · Marion Morassi legt das Buch zur Seite, in dem sie gerade gelesen hat. "Wer gibt, gewinnt", lautet der Titel, der für sie so etwas wie ein Lebensmotto darstellt.

 Tritt im Wahlkampf kräftig in die Pedale: Marion Morassi.

Tritt im Wahlkampf kräftig in die Pedale: Marion Morassi.

Foto: GAUSMANN

Sie sei immer gegen soziale Ungerechtigkeiten gewesen, gegen die Ungleichbehandlung von Menschen, gegen Ausbeutung und dagegen, Menschen Fesseln anzulegen. "Wer sich nicht bewegt, fühlt seine Fesseln nicht", pflegt die 50-Jährige zu sagen. "Deshalb bewege ich mich viel. Damit Fesseln irgendwann gesprengt werden."

Leuchtend rot weist ein auf dem Balkon stehender Sonnenschirm mit der Aufschrift "Die Linken" den Weg in ihre Wohnung an der Walporzheimer Straße. Es ist eine alte Villa mit kleinem Park und einem Brunnen vor der Türe. Morassi wohnt dort mit ihrem Lebensgefährten Wolfgang Huste, einem der ersten Linken im Kreis Ahrweiler. Für die PDS-Nachfolge-Partei will sie nun als Direktkandidatin in den Bundestag einziehen.

Voll mit Büchern steht die Wohnung. "Marx/Engels Werke" gleich als 40-bändige Komplettversion, "Herbert Wehner, Bundestagsreden" oder "DDR - Realität und Hoffnung" fallen ins Auge. Aber auch Kunstbände oder Reisebücher. Kein Wunder: Marion Morassi ist gelernte Reisekauffrau. In der Ferne fühlt sie sich genauso wohl wie im heimischen Kreis Ahrweiler, wo sie 1963 geboren wurde. Sie kann sich adaptieren, egal wo sie ist. Weil sie mit Menschen gut umgehen kann. "Vor allem mit sozial Schwachen." - Eine Selbsteinschätzung, die man ihr schnell abnimmt.

Schon in der Jugend habe sie "gegen das Establishment gekämpft", sagt die Frau, die nach eigenem Bekunden für jeden Cent in ihrem Leben kämpfen musste, die nichts geschenkt bekam, die nie etabliert war. "Eigentlich komme ich aus der Anarcho-Szene, ich war nie Main-Stream", bekennt sie. In ihrer Zeit als junge Erwachsene habe ihr Umfeld mehr aus Sozialpädagogen bestanden, nicht aus BWLern. Punk, U2, alternative Musik, schwarze Klamotten, unkonventionelles Auftreten: Ja, sie sei stets anders gewesen, als die Mehrheit in der bundesdeutschen Gesellschaft. Anti-Atompolitik, Abrüstung, Umweltschutz, das habe sie interessiert. Dafür sei sie schon als junger Mensch eingetreten.

Als die Linke auf dem politischen Parkett in Erscheinung trat, war sie zunächst noch zögerlich: "Ich dachte, dass ist eine reine Ost-Sache." Dann lernte sie Wolfgang Huste kennen - und die Linke wurde auf einmal für Morassi auch zur West-Sache. 2009 wurde sie Parteimitglied, im gleichen Jahr kandidierte sie für den rheinland-pfälzischen Landtag. Ohne Erfolg.

Allerdings ist sich die Mutter eines 22-jährigen Sohnes sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Partei bessere Ergebnisse erzielen wird. "Wir werden die Finger überall in die Wunden legen", verspricht sie. Auch auf kommunaler Ebene. Und dann werde man in den Kreistag oder auch in den Bad Neuenahr-Ahrweiler Stadtrat einziehen.

"Unsere Partei setzt sich für Menschen ein, die keine Lobby haben", erklärt sie. Die gebe es auch im Kreis Ahrweiler, wo immer mehr Menschen auf die Lebensmittel der "Tafeln" angewiesen seien, wo - wie auch woanders - Altersarmut drohe, wo geringe Löhne gezahlt würden, wo oftmals soziales Ungleichgewicht herrsche. Noch vor wenigen Jahren habe sie als Linke noch ein "Schmuddel-Kind-Image" gehabt, die Kontur eines politischen Außenseiters. Heute sei das anders. "Die Menschen merken und wissen, dass wir uns tatsächlich für sie einsetzen und keine politischen Chaoten sind." Das soziale Denken sei keine Masche, sondern Marke der Partei.

Träume hat Marion Morassi auch. Beispielsweise eine Reise nach Kuba: "Solange es noch sozialistisch ist." Sie wird sich wohl beeilen müssen.

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