600 Tiere verhungert Kreisjägerschaft gibt dem Fütterungsverbot der Landesregierung die Schuld

KREIS AHRWEILER · Das Thema "verhungertes Wild" lässt die Kreisjägerschaft Ahrweiler nicht los. Anlass sind einerseits die Bekanntgabe der aktuellen Zahlen nach dem Ende des Jagdjahres, andererseits die Reaktionen der rot-grünen Landesregierung mit einem deutlichen Bekenntnis des Forststaatssekretärs Thomas Griese zum Fütterungsverbot beim jüngsten Landesjägertag in Boppard.

 Verhungert: Dieses Stück Rotwild ist laut Landesuntersuchungsamt an Auszehrung verendet.

Verhungert: Dieses Stück Rotwild ist laut Landesuntersuchungsamt an Auszehrung verendet.

Foto: REPRO: GA

Dort hatte Griese die Absicht der Mainzer Regierung bekräftigt, die Bejagung weiter zu verschärfen. Auch der von den Jägern unter anderem stark kritisierte Abschuss von trächtigen Muttertieren soll in bestimmten Bezirken Pflicht werden. 172 tote Stücke Rotwild haben Jäger und Naturschützer im vergangenen Winter im Kreis Ahrweiler gefunden.

Daneben 177 Rehe, 80 Sauen und 11 Muffeln. Der weitaus größte Teil ist verhungert. Erfahrungsgemäß gibt es eine hohe Dunkelziffer. Jürgen Kindgen, Vorsitzender Kreisjägerschaft Ahrweiler: "Aufgrund der Erkenntnisse der Vorjahre haben wir davon auszugehen, dass bei vorsichtiger Schätzung mindestens 600 Tiere verhungert sind.

Das ist ein trauriger Rekord." Die Kreisjägerschaft hatte einige der toten Tiere zum Landesuntersuchungsamt gebracht. Das Ergebnis war: Tod durch Kachexie , also Aiszehrung. Teilweise wurde Lungenwurmbefall festgestellt. Staatssekretär Griese schloss daraus beim Landesjägertag: Nicht Unterernährung, sondern Parasitenbefall sei der wahre Grund der hohen Fallwildzahlen.

Dem widerspricht die Kreisjägerschaft, Kindgen: "Natürlich kommt bei geschwächten Stücke auch Parasitenbefall vor. Daran gehen gut genährte Tiere jedoch nicht ein. Alle gefundenen Tiere waren für die Jahreszeit viel zu leicht." Die Kreisjägerschaft befürchtet nach den Ausführungen des Staatssekretärs, dass dieser die ihm unterstellte Behörde zu einer politisch genehmen Stellungnahme anweisen und damit das Problem verschleiert werde.

Die Jäger hätten daher vorsorglich weitere unabhängige Untersuchungen in Auftrag gegeben. Für die Jäger des Kreises Ahrweiler stellt sich angesichts der klaren Absage der Landesregierung an eine Fütterungserlaubnis die Frage nach dem Warum. Kindgen: "Warum dürfen die Jäger Wild, das im Winter in Nahrungsengpässe geht, nicht mit Erhaltungsfutter, also Heu und Silage füttern? Warum müssen Jäger zusehen, wie das Wild langsam an Unterernährung eingeht? Warum dürfen Jäger im Winter Wild nicht durch Füttern von landwirtschaftlichen Flächen oder forstlichen Verjüngungsarealen fernhalten?"

Für Thomas Güthe, Vize der Kreisjägerschaft, ist es ein Absurdum, dass "Kröten über die Straße getragen werden, das Wild aber verhungern muss." bereits bei der Hauptversammlung der AW-Jäger in Dernau (der GA berichtete) hatte Landrat Jürgen Pföhler deutlich gemacht: "Verhungerte Tiere passen nicht eine Kulturlandschaft, erst recht nicht in den touristisch erschlossenen Kreis Ahrweiler."

"Wir werden", so Jürgen Kindgen, "nicht zulassen, dass unter dem Deckmantel eines angeblich ökologischen Waldbaus Tierquälerei begangen wird. Wildbestände können nur durch waidgerechte Bejagung reguliert werden, nicht durch grausames Aushungern."

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