Jäger des Rotwildringes Ahrweiler "Jagdneid ist fehl am Platz"

KREIS AHRWEILER · Die Jäger im Kreis Ahrweiler halten durch, auch wenn andere abspringen. Die Hegegemeinschaften aus dem Alt-Kreis Mayen haben sich aus dem Rotwildring verabschiedet, so dass der Name Ahrweiler-Mayen seit Samstag Geschichte ist.

 Jäger aller Generationen begutachten die Lehrschau der Gehörne in der Kempenicher Leyberghalle.

Jäger aller Generationen begutachten die Lehrschau der Gehörne in der Kempenicher Leyberghalle.

Foto: Günther Schmitt

"Wir machen unter dem Namen Rotwildring Ahrweiler weiter", sagte Vorsitzender Rolf Mocken bei der Jahresversammlung in Kempenich vor mehr als 300 Jägern. Und Kreisjagdmeister Joachim Polch zeigte sich stolz auf die "streitbaren AW-Jäger". Denn diese hatten erst vor knapp zwei Wochen mit rund 50 Leuten ihre Kollegen aus Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf bei einer Großdemonstration unterstützt, als diese zum Halali auf das neue Landesjagdgesetz geblasen hatten (der GA berichtete).

"Schwarzwild und Rotwild - Zielkonflikt vorprogrammiert", diesem Thema widmete sich vor den Jägern in der Kempenicher Leyberghalle der Biologe Professor Hans-Dieter Pfannenstiel. Seine These: "Ausbreitung und enorme Vermehrungsrate des Schwarzwildes (bis zu 300 Prozent jährlich) werden von rasch aufeinander folgenden Waldmasten und der modernen Intensivlandwirtschaft begünstigt." Zudem würden trotz steigender Abschusszahlen nicht genug Sauen erlegt.

Ähnliches gelte auch beim Rotwild. Pfannenstiel: "Anpassung an die Landeskultur erfordert nicht nur eine bestimmte Abschusszahl. In manchen Rotwildgebieten steigen zwar die Abschusszahlen, die Bestände nehmen aber weiter zu, weil wildbiologische Besonderheiten des Rotwilds nicht berücksichtigt werden." Beim Schwarzwild sei insbesondere der Streckenanteil an Frischlingen zu gering. Zur Wildschadens- und Seuchenprävention müsse Schwarzwild "scharf und nahezu ganzjährig bejagt werden". Komme Rotwild im selben Lebensraum vor, so sei der Zielkonflikt vorprogrammiert, denn für Rotwild sei Ruhe besonders wichtig.

Der Biologe und Autor: "Da Rotwild heute zwangsweise fast ausschließlich im Wald leben muss, dort aber keine Schäden verursachen soll, muss es auch im Wald genügend Ruhe und Äsung finden." Zur Lösung dieses Konflikts bedürfe es der revierübergreifenden Kooperation aller Jäger. "Jagdneid und Revieregoismus sind fehl am Platz, dürfen dabei keine Rolle mehr spielen", forderte Pfannenstiel.

Mit mehr als 1500 erlegten Stücken Rotwild im Jagdjahr 2014/15 attestierte Landrat Jürgen Pföhler den Jägern zwar "große Anstrengungen, den Bestand zu reduzieren". Die Zahl sei aber auch ein Indiz dafür, "dass der Rotwildbestand noch nicht ausreichend genug gesenkt werden konnte".

Bei der Diskussion kam ein Problem auf. "Der Markt wird überschwemmt mit Hirschfleisch aus Neuseeland und Schwarzwild aus Osteuropa", kritisierten Jäger. Sie hätten Mühe, "das Biofleisch aus heimischen Wäldern abzusetzen". Da riet Pfannenstiel zur Gründung von sogenannten Vermarktungsgemeinschaften, auch mit Blick auf die verstärkte Bejagung von Sauen.

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