Neue Landesjagdverordnung Jäger und Bauern vereint gegen Mainz

KREIS AHRWEILER · Die Kritik an dem Entwurf zur neuen Landesjagdverordnung und dem Verbot der Wildfütterung im Winter wird seitens der Jäger immer härter und auch emotionaler. Dabei erhält die von Jürgen Kindgen geführte mehr als 750-köpfige Kreisgruppe des Landesjagdverbandes Schützenhilfe von Hans Boes und seinen 1000 Bauern und Winzern im AW-Land.

 Die Jägerversammlung macht Front gegen die geplante Landesjagdverordnung.

Die Jägerversammlung macht Front gegen die geplante Landesjagdverordnung.

Foto: Martin Gausmann

"Wir erklären uns solidarisch", sagte der Bauernchef mit Blick auf die vielen in diesem Winter verhungerten Hirsche und Rehe im Kreis Ahrweiler. Ihm tue das weh, denn kein Bauer könne zusehen, wie ein Tier verhungere. "Wir müssen zusammen stehen und das politisch ändern", sagte Boes zum Fütterungsverbot und dankte Landrat Jürgen Pföhler "für den Mut, sich vom Land für seine Ausnahmegenehmigung, die noch bis zum Montag gilt, rügen zu lassen". Boes forderte eine "ordentliche und sachliche Lösung, die für Mensch und Wild gut ist". Und sagte in Richtung des als Gast der Generalversammlung im Dernauer Culinarium weilenden SPD-Landtagsabgeordneten Marcel Hürter: "Wir bleiben Freunde. Aber wir können verdammt ungemütlich werden, da habe ich die komplette Rückendeckung meiner Mitglieder."

"Wütend und zornig" ist nach eigenen Worten Kreisjägerchef Jürgen Kindgen. Er fordert für die Kreisjägerschaft eine "Umwandlung des Fütterungsverbots in ein Fütterungsgebot, das der jeweiligen Region im Kreis angepasst werden kann". Und: "Die Kompetenzverlagerung vom Ministerium auf die Kreisverwaltung." Auch solle der Kreis über die Jagdabgabe, die zwischen Grafschaft und Nürburg anfällt, "zweckgebunden in Absprache mit der Jägerschaft verfügen können".

Für den Bad Bodendorfer Jäger ist es "eine Schande", dass das Rotwild auf Anordnung des Landes dezimiert werden müsse, "weil es als Sündenbock für Fehler in den vergangenen Jahren in der Forstwirtschaft herhalten muss". Er erkenne in allem, was derzeit aus Mainz komme "nur das Ziel des von den Grünen bestimmten Umweltministeriums, die Jagd im herkömmlichen Sinne abzuschaffen".

Kindgen zitierte aus einem Schreiben, das er von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles erhalten hat: "Eine Lösung, die der Problemlage angemessen ist, kann nur vor Ort und unter Beteiligung der verschiedenen Interessengruppen erarbeitet werden." Die ihr von Kindgen zugesandten Bilder verhungerter Rotwildstücke kommentierte Nahles, dass bei deren Anblick "jedem Freund der heimischen Fauna kalte Schauer über den Rücken laufen". Kindgen machte unter Beifall deutlich: "Lösungen vor Ort, die von den Grundstückseigentümern, Jagdgenossenschaften, Bauern- und Winzerverband, Jägerschaft, Naturschutz und sonstigen Betroffenen erarbeitet werden, würden zu einem tierschutzgerechten Ergebnis führen."

Landrat Jürgen Pföhler, der sich ebenfalls für eine Abschaffung des seit 2005 geltenden Fütterungsverbotes einsetzt, legte es in die Hände des Kreisjagdbeirates, wie eine "spürbare Absenkung des Rotwildbestandes mit einer Erhöhung der Abschussfestsetzung erreicht werden kann". Er beobachte interessiert, wie die Petition des Landesjagdverbandes (der GA berichtete) Gehör finde.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Marcel Hürter sprach sich am Rande der Veranstaltung gegenüber dem General-Anzeiger für eine Versachlichung der Diskussion aus, vertrat die Position der Landesregierung: "Die Konzentration des Rotwildes ist das Problem." Der Bestand müsse reduziert werden und eine Fütterung, wie im Kreis in den vergangenen Wochen per Ausnahme geschehen, dürfe nur toleriert, aber nicht die Regel werden. Zurzeit sei der Entwurf der Landesjagdverordnung in der Abstimmungsphase.

In einigen Bereichen wie zum Beispiel Schonzeit des Rotwildes oder Jagdverbot auf den Iltis sehe er noch Spielraum. Hürter: "Ich habe die Hoffnung, dass die Jäger beim Bestand des Rotwildes jetzt handeln."

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