Schule in Ahrweiler IHK sieht jede zweite Schule gefährdet

KREIS AHRWEILER · Fast jeder zweite Schulstandort im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz könnte mittelfristig in seinem Bestand gefährdet sein, weil Schüler fehlen. Das geht aus dem aktuell von der IHK veröffentlichten "Schulatlas" hervor. Im Jahr 2020 wird es etwa 21 000 Schüler weniger geben als heute - das entspricht einem Rückgang um 14 Prozent.

 Die Integrierte Gesamtschule in Remagen: Die IHK rät zur kritischen Prüfung.

Die Integrierte Gesamtschule in Remagen: Die IHK rät zur kritischen Prüfung.

Foto: Martin Gausmann

Das Land steuert mit sinkenden Schülermesszahlen dagegen. Heißt: Die Klassen werden bei angeblich gleichem Lehrerbestand kleiner. Im "IHK-Schulatlas" hat die Kammer die mögliche Auswirkung der demografischen Entwicklung auf die verschiedenen Schularten analysiert und Prognosen für die Regionen im nördlichen Rheinland-Pfalz erstellt.

Danach werden im Schuljahr 2020/21 vor allem die Realschulen plus nicht mehr die Schülerzahl erreichen, die das Land Rheinland-Pfalz als Soll-Vorgabe festlegt. Es könnten dann fast alle Standorte der Realschulen plus unter die kritische Bestandsgrenze fallen. Bei den Grundschulen könnte es fast die Hälfte sein. "Unter den Integrierten Gesamtschulen im IHK-Bezirk haben schon heute fast alle Bestandsprobleme - ohne dass mittelfristig eine Trendumkehr zu erwarten wäre", so die IHK. Einzig unter den Gymnasien wird sich der Prognose zufolge ein Großteil gegen die demografische Entwicklung behaupten können.

"Nach den Ausführungen im 'Schulatlas' wären in der Grafschaft die Schulstandort in Gelsdorf und Leimersdorf gefährdet. Diese Aussage deckt sich allerdings nicht mit unseren eigenen Erhebungen", erklärte Grafschafts Bürgermeister Achim Juchem. In der Prognose der Gemeinde seien dabei noch keine Zuzüge durch die neuen Baugebiete in den kommenden Jahren eingerechnet. Juchem: "Für mich sind unsere drei Grundschulstandorte ohne Wenn und Aber sicher." Auch in Bad Breisig gibt man Entwarnung. Bürgermeister Bernd Weidenbach: "Die Grundschulen in Bad Breisig und Brohl-Lützing sind in ihrem Fortbestand beide nicht gefährdet."

Während sich die Schülerzahlen an den drei Grundschulen in Ahrweiler, Bad Neuenahr und Heimersheim aufgrund der statistischen Werte bis zum Jahr 2020 relativ stabil darstellten, sehe dies bei der Erich Kästner-Realschule plus anders aus, erklärte Karl Walkenbach von der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler. Für die Realschule werde ein Rückgang der Schülerzahlen prognostiziert. Es gebe eine Tendenz zur Zweizügigkeit. Eine Standortgefährdung wollte die Stadt indes nicht bestätigen.

Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger sieht aktuell noch keine Probleme auf die Schullandschaft seiner Stadt zukommen. Da man den demografischen Wandel jedoch nicht wegleugnen könne, werde man sich auch in Sinzig mit dem Problem konfrontiert sehen.

"Ein Rückbau der Schulinfrastruktur ist immer auch ein Risiko für die Attraktivität einer Region und damit für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft", so die IHK. Grund: Die allgemeinbildenden Schulen bringen den Nachwuchs der dualen Ausbildung und damit die Fachkräfte von morgen hervor. Schon jetzt suchten viele Unternehmen bereits händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern. Daher sei es notwendig, dass auch ländliche Räume für Familien attraktiv bleiben. Eine gute Bildungsinfrastruktur sei mit entscheidend dafür, dass sich Fachkräfte für eine Region als Wohn- und Arbeitsort entscheiden.

IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel hob hervor: "Eine Zusammenlegung von Schulen gleicher Schulart wird in letzter Konsequenz nicht zu vermeiden sein." Dabei dürfe die Zugehörigkeit von Schulen zu verschiedenen Kommunen oder Kreisen kein Hindernis sein. "Ein hochwertiges Schulangebot wird nur dann sicherzustellen sein, wenn die Kommunen künftig stärker zusammenarbeiten."

Ein weitere Frage stellt sich für die IHK Koblenz zudem mit Blick auf die Integrierten Gesamtschulen: "Wenn man die Konkurrenz der Schularten sowie die laufenden Kosten betrachtet, ist aus unser Sicht kritisch zu prüfen, ob die Integrierten Gesamtschulen nicht ein verzichtbares schulpolitisches Experiment darstellen", so Rössel.

Grundsätzlich gelte: Die aktuelle Bildungsinfrastruktur werde in Zukunft so nicht mehr aufrechtzuerhalten sein.

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