Gudestraße und "Jüddejass"

Die Gudestraße in Sinzig hieß, wie auf dem Straßenschild vermerkt, bis 1951 - außer von 1933 bis 1946 - "Judengasse". 1946 wurde die Umbenennung "Schlageterstraße" des Dritten Reichs auf Druck der Besatzungsmächte rückgängig gemacht.

Rudolf Menacher und Hans-Ulrich Reiffen schreiben im Buch "Knoblauch und Weihrauch" über die neuerliche Judengasse: "Aber nun wirkte der Name offenbar wie ein Dorn im Fleisch. Er berührte peinlich das uneingestandene Schuldgefühl." Dafür spricht, dass in der Stadtratsdebatte damals das Thema "Juden" nicht vorkam. Stattdessen erklärte "der Abgeordnete B.", der Name leite sich vom Adelsnamen Gude ab. "Studienrat Dr. S." bestätigte dies und berief sich auf Studien von Professor Zepp. "Der Abgeordnete H." schlug den Namen Godestraße nach dem Adelshof Gut Godenhaus in Richtung Kripp vor.

Schließlich beschloss der Stadtrat einstimmig den Namen "Gudestraße". Aber bis heute, so Anlieger Benno Schneider, "sagen die Leute ?Jüddejass?". Verschiedentlich wurde die ursprüngliche Benennung angeregt. Mit Blick auf das Pogrom Anfang Mai 1265 stößt Karl-Friedrich Amendt die Diskussion wieder an. Als Privatperson, nicht in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Denkmalvereins, hat er in einem Schreiben an Bürgermeister Wolfgang Kroeger und die Fraktionen im Sinziger Rat geäußert: "Ich würde mich freuen, wenn das Gedenken an 750 Jahre Judenpogrom in Sinzig den äußeren Anlass bieten würde, der Judengasse ihren alten Namen wiederzugeben und parallel durch Stolpersteine an unsere jüdischen Mitbürger zu erinnern, die vor rund 75 Jahren den Pogromen durch die Nazis zum Opfer fielen."

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