Ahr-Winzer Gemeinsam gegen Traubenwickler

KREIS AHRWEILER · Geht es um ihren Wein, zeigen die Winzer der Ahr Geschlossenheit. So war es denn für Winzerpräsident Hubert Pauly auch kein Problem, am Samstag 600 freiwillige Helfer zusammenzutrommeln.

 Ahrweinkönigin Viktoria Kugel hängt in der Weinbergslage Heppinger Berg einen Pheromon-Dispenser an den Weinbergsdraht. Im Hintergrund ist die Ahrtal-Brücke der A 61 zu sehen. Zwischen Altenahr und Ehlingen kam auf jeden der 600 Helfern rund ein Hektar Wingert.

Ahrweinkönigin Viktoria Kugel hängt in der Weinbergslage Heppinger Berg einen Pheromon-Dispenser an den Weinbergsdraht. Im Hintergrund ist die Ahrtal-Brücke der A 61 zu sehen. Zwischen Altenahr und Ehlingen kam auf jeden der 600 Helfern rund ein Hektar Wingert.

Foto: Martin Gausmann

Das Ziel: Kampf gegen den Traubenwickler, einer der größten Schädlinge im Weinbau. Zum zweiten Mal machten dabei übrigens alle Winzer des 530 Hektar großen Weinanbaugebietes mit. Bislang ein Einzelfall in Deutschland.

In den Wingerten zwischen Altenahr und Ehlingen wurden von den Helfern 300 000 Dispenser in den Weinbergen ausgehangen. Inhalt: Ein künstlicher Sexualduftstoff, der die Männchen des Traubenwicklers so verwirrt, dass diese ihre potenziellen Partnerinnen nicht mehr finden. Oder wie Pauly es formuliert: "Wir verdrehen den Jungs den Kopf." Für ihn ist die Schädlingsbekämpfung per Pheromon angewandter Umweltschutz, denn "in Zukunft werden wir daran gemessen, was wir vermeiden".

Das genau werde an der Ahr von allen Winzern mit der Pheromonaktion getan. "Das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum in Neustadt hat das analysiert", sagt Pauly. "Die Pheromonfallen haben eine Wirkung von 95 Prozent, Insektizide bringen es nur auf 60 Prozent." Die Aktion sei aber nur deshalb möglich, weil alle an einem Strang zögen. 160 000 Euro bringen Weingüter und Genossenschaften für die Maßnahme auf.

"Das ist der reine Materialpreis für die Dispenser", sagt Pauly. Pro Hektar würden 500 Ampullen ausgebracht, Kosten 300 Euro. Wobei gerade die Besonderheit der Ahrwingerte, die durch ihre Nähe zu Wiesen und Wäldern und auch Brachstücken hervorsticht, ein Mehr in der Stückzahl bedinge. "Denn an den Rändern müssen wir Doppelreihen an Dispensern ziehen", sagt der Weinbaupräsident.

Pioniere im Weinanbaugebiet Ahr in Sachen Sexfallen waren übrigens vor zwölf Jahren die von Präsident Rudolf Mies geführten Mitglieder der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr. Und eine Premiere gab es am Samstag im Heppinger Berg für Viktoria Kugel. Gemeinsam mit ihrem Onkel, Winzer Walter Körtgen, brachte die Ahrweinkönigin im Wingert des Recher Weingutes Jakob Sebastian die Dispenser aus. Immer einen nach dem anderen, bis der Weinberg vollhing.

Traubenwickler

Traubenwickler sind kleine, unscheinbare Motten. Ihre Raupen können in den Weinbergen allerdings große Schäden anrichten, wenn sie Gespinste in die Blüten legen (Heuwurm), die grünen Beeren anknabbern (Sauerwurm) oder die reifen Trauben beschädigen (Süßwurm). In allen Fällen breiten sich Fäulnisbakterien an den betroffenen Stellen aus, Teile der Ernte werden durch Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea) unbrauchbar. Da Traubenwickler pro Saison drei neue Generationen hervorbringen können, potenziert sich die Population und damit der Schaden im Laufe eines Sommers.

Pheromoneinsatz

Der Einsatz von Pheromonen ist eine Methode zur Bekämpfung von Schadinsekten in der Landwirtschaft ohne Nützlinge zu gefährden. Dabei nutzt man das Verhalten von Schädlingen bei der Paarung. Weibliche Tiere verströmen Sexualduftstoffe, um männliche Tiere anzulocken. Bringt man in Weinbergen künstliche Pheromone in Dispensern aus, werden die männlichen Tiere orientierungslos und finden nicht mehr zum Weibchen. Dadurch wird die Vermehrung dieses Schädlings behindert. Die Kosten für die Pheromondispenser pro Hektar betragen etwa 300 Euro. Diese tragen die Genossenschaften und Weingüter.

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