Trauerrednerinnen Felicitas Stehr und Erika Mai schreiben Trauerreden

KREIS AHRWEILER · Worte fehlen oft da, wo der Tod nah ist. Viele Hinterbliebene möchten ihren Angehörigen bei deren Trauerfeier noch etwas sagen, aber ihre Stimme versagt, die Tränen fließen, ihr Schmerz ist zu groß. Felicitas Stehr aus Oberwinter und Erika Mai aus Bad Breisig möchten genau da helfen.

 Hilfestellungen im Trauerfall bieten zwei Trauerrednerinnen aus dem Kreis Ahrweiler.

Hilfestellungen im Trauerfall bieten zwei Trauerrednerinnen aus dem Kreis Ahrweiler.

Foto: Schmitt

Als Trauerrednerinnen haben sich die 60-jährige gelernte Anwalts- und Notargehilfin und die 59-jährige Bankkauffrau ausbilden lassen, um den Anliegen von Menschen Ausdruck zu verleihen - im Sinne des Verstorbenen und, vielleicht sogar mehr noch, im Sinne der Hinterbliebenen.

"Wir möchten den Angehörigen eine Stütze sein, ihnen Trost und Hoffnung in Trauertagen geben", sagen Stehr und Mai. Durch eine Trauerrede könnten die Angehörigen sich noch einmal bewusst werden, was der Verstorbene für sie bedeutet habe. "Damit rundet sich vielleicht das Bild über ihn ab, und sie merken: Es war ein Geschenk, dass dieser Mensch überhaupt bei mir war", sagen die Trauerrednerinnen.

Immer mehr Menschen träten aus der Kirche aus und seien enttäuscht von ihren Glaubensgemeinschaften, und viele Priester hätten unter anderem wegen der Betreuung von immer mehr Gemeinden immer weniger Zeit, sich mit dem "gelebten Leben" des Verstorbenen oder mit den Angehörigen auseinander zu setzen.

Diese suchten nach Halt, fänden ihn aber vielfach nicht mehr. Viele hätten aber "ein Gespür, dass es noch etwas anderes gebe oder geben müsse", so Stehr und Mai. Sie selbst hätten sich mit Nahtoderfahrungen beschäftigt und seien fasziniert "von Engeln als Wesen zwischen Himmel und Erde, zwischen Tod und Leben".

Bei einem "Engel-Abend" haben sich die beiden Frauen auch kennengelernt. Stehr erzählte Mai von ihrem Vorhaben und fand in ihr eine Gleichgesinnte. Initialzündung gab eine Bestattung im Februar, bei der Stehr einen Trauerredner erlebte und von seinem Tun und Sagen mehr als angetan war: "Das war die Alternative, nach der ich immer gesucht habe."

Bereits vor mehr als 20 Jahren hat Stehr sich in der Sterbebegleitung ausbilden lassen und diese bis vor zwei Jahren auch intensiv praktiziert. Deshalb war ihr die Auseinandersetzung mit dem Tod vertraut.

Im August haben sich Stehr und Mai "in einer intensiven Woche bei einem erfahrenen Trauerredner in Hessen" ausbilden lassen und ein Zertifikat erworben. "Wir sind speziell geschult worden, den Angehörigen beizustehen und das Leben eines Verstorbenen in angemessener Weise in Worten zu beschreiben."

"Beim Thema Tod kenne ich keinen Kloß im Hals, es fließt einfach", sagt Stehr. Sie schreibt zu Hause, umgeben von Engelbildern, immer zuerst handschriftlich, dann in den Computer.

Besonders wichtig ist den Trauerrednerinnen die intensive Beschäftigung mit den Angehörigen. Mai: "Wir wollen nach einem Todesfall Angst nehmen, Vertrauen aufbauen und zuhören angesichts von Schock, Hilflosigkeit und sonstiger Empfindungen in einer Familie. Im Vorgespräch fragen sie zuerst nach den Lebensdaten des Verstorbenen.

Diese gehörten auch immer zum Beginn ihrer Rede, aber mehr noch stünde das Erspüren seiner Persönlichkeit im Mittelpunkt ihres Tuns: seine Hobbys und wofür er sich engagiert habe, ob er etwa ein stiller, aktiver oder anpackender Mensch gewesen sei, was ihm seine Familie bedeutet habe, welche Freunde er gehabt hatte und welche Lieblingsthemen und Lebensziele.

Die Trauerrednerinnen schreiben und halten Trauerreden, und sie gestalten nach Wunsch auch eine komplette Abschiedszeremonie, unabhängig vom Glauben oder der Konfession des Verstorbenen: mit Musik und Blumen, auf dem Friedhof oder im Friedwald, in einer Kapelle oder im Krematorium.

Man kann sich auch an sie wenden, um seine eigene Trauerrede oder -feier zu planen. Auch gestalten die beiden Trauerrednerinnen Gedenktage.

Schließlich wolle wohl keiner, dass seine Angehörigen nach seinem Tod verzweifelten, sondern dass sie bald wieder Lebensmut schöpften, "und wir möchten die Menschen fühlen lassen, dass der Tod nur etwas Endgültiges auf der Erde ist, die Seele lebt weiter", sagt Mai.

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