Kommentar Es muss gelebt werden

Das Einfache ist oft sehr schwer. Wie wahr. Keiner streitet ab, dass behinderte Menschen in die Arbeitswelt integriert werden müssen. Das regeln auch Gesetze.

Firmen ab 20 Mitarbeiter, die die Quote nicht erfüllen, zahlen 290 Euro monatlich für jeden nicht besetzten Behinderten-Arbeitsplatz. In der Realität hat gut ein Viertel der Unternehmen keinen einzigen schwerbehinderten Beschäftigten. Während die Expertenrunde in Sinzig das Fazit zog, dass es den Akteuren an engagierter Unterstützung ebenso fehle wie an der medialen Präsenz und eindeutigen Gesetzen, wünschte sich der Sinziger Unternehmer Fabian Wohlfahrt ein direkteres Vorgehen: "Warum ist das alles so kompliziert? Drei Sätze reichen: Ich bin behindert. Ich möchte arbeiten. Das ist der Ansprechpartner für die Formalitäten."

Wohlfahrt sprach aus Erfahrung, schlechter, wohlgemerkt. Gewarnt von Kollegen mit den Worten "Tu dir das nicht an" wollte er den Beweis antreten, dass Inklusion machbar ist. Weil Integration für ihn eine Selbstverständlichkeit ist. Da aber sein taubstummer Interessent aus Bad Godesberg, also Nordrhein-Westfalen, kam, ging das bürokratische Drama los. Die IHK Koblenz fühlte sich für den jungen Mann, der in der Druckerei lernen wollte, nicht zuständig. Umgekehrt die Ämter in NRW für einen Arbeitgeber im Kreis Ahrweiler auch nicht. Niemand fühlte sich verantwortlich. Der Zustand war unmöglich für einen kleinen Betrieb, der wirtschaftlich denken muss.

Die Chance, die dem jungen Behinderten verwehrt blieb, bekam die blinde Redakteurin Gesa Rünker. Sie ist überzeugt davon, dass das berufliche Miteinander von Nichtbehinderten und Behinderten keine Last, sondern eine Win-Win-Situation ist.

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