"Juden in Remagen" Erste Begleitveranstaltung zum Projekt - Sonntag Ausstellungseröffnung

REMAGEN · Nicht die viel besuchte Balthasar-Neumann-Kirche haben die Teilnehmer der ersten Begleitveranstaltung zum Projekt "Juden in Remagen" in Saffig an der Nette angesteuert, sondern die kleine, in Grotzensteinen erbaute Synagoge.

 Lothar Knothe (links) und Martin Roggatz (rechts) bei der Führung.

Lothar Knothe (links) und Martin Roggatz (rechts) bei der Führung.

Foto: privat

Rund 20 Bürger aus Remagen und Umgebung, von Sinzig bis Bonn, erfuhren bei der Exkursion "Auf den Spuren jüdischen Lebens", dass die Saffiger Synagoge wie die Remagener Synagoge aus dem 19. Jahrhundert stammt und ebenfalls in der Pogromnacht im November 1938 verwüstet und das Inventar vor dem Gebäude verbrannt wurde.

"Um die angrenzenden Häuser nicht in Gefahr zu bringen, wurde die Synagoge allerdings nicht abgebrannt", erläuterte der Vorsitzende des 1986 gegründeten Förderkreises Synagoge Saffig, Martin Roggatz.

Das Gebäude habe als Geräteschuppen gedient und sei stark sanierungsbedürftig gewesen, als der Verein es gekauft und dann renoviert habe. Lothar Knothe, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Neuwied-Mittelrhein, freute sich, dass der Betsaal komplett gefüllt war. "Wir sind glücklich, dass wir diese Synagoge für unsere Gottesdienste und Feste nutzen können. Es ist weit und breit die einzige Synagoge, die sakral und nicht für Veranstaltungen genutzt wird."

Die Exkursion, die in Kooperation mit der Volkshochschule Remagen innerhalb des Ausstellungsprojektes "Mitbürger unter Vorbehalt - Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung" erfolgt, führte weiter Richtung Miesenheim: zum dortigen Verbandsfriedhof der jüdischen Gemeinden Miesenheim, Plaidt und Saffig, der 1853 angelegt wurde.

"Der Friedhof hat 66 Grabsteine, darunter einige in Baumform, eine Gestaltung, die es auf keinem Friedhof im Kreis Ahrweiler gibt", informierte Martin Roggatz, ein Kenner der jüdischen Geschichte in Pellenz. Weiter ging die Fahrt nach Andernach, wo Klaus Schäfer, Leiter des Kulturamtes der Stadt, die Exkursionsteilnehmer am Mahnmal der Euthanasie-Opfer erwartete. Das Mahnmal solle an die Patienten der Heil- und Pflegeanstalt erinnern, die in der NS-Zeit Sammelort für den südlichen Teil der Rheinprovinz gewesen sei. "Von hier aus wurden Menschen in die Gaskammern im Osten verschleppt und ermordet", sagte Schäfer.

1996 habe das Bertha-von-Suttner-Gymnasium diese Gedenkstätte initiiert: den "Spiegelcontainer". Doch diesen wollte zuerst niemand haben, bis sich die evangelische Christuskirche auf der Hochstraße bereit erklärte, den Container auf ihrem Grundstück aufzustellen. Von der langen Geschichte jüdischer Kultur in Andernach zeugt die Mikwe, ein jüdisches Bad im Alten Rathaus, die ebenfalls besichtigt wurde. Erst kürzlich hatte eine Untersuchung der massiven Holzbalken im Fundament ergeben, dass die Mikwe aus dem 13. Jahrhundert stammt. Die Exkursion endete mit vielen neuen Erkenntnissen in einem Café.

Die Ausstellung "Mitbürger unter Vorbehalt - Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung" wird am Sonntag, 10. November, um 15 Uhr im Remagener Pfarrzentrum eröffnet und ist bis Montag, 27. Januar 2014, in der Villa Heros, Kirchstraße 3, zu sehen. Bei einer Lesung am Dienstag, 19. November, um 19 Uhr im Pfarrzentrum stellt Sarah Diehl ihr Buch über eine jüdische Familie vor, die aus Tel Aviv in die hessische Provinz zieht.

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