"Tour de Grafschaft" Einst die falschen Bäume gepflanzt

GRAFSCHAFT · Die Straßennamen gaben die Art vor. Grafschafter Bürgermeister forciert Bürgerbeteiligung

 Die Bäume auf der Grafschaft hat Bürgermeister Achim Juchem fest im Blick. Das Bild entstand gestern Morgen an seinem Schreibtisch im Ringener Rathaus. FOTO: GÜNTHER SCHMITT

Die Bäume auf der Grafschaft hat Bürgermeister Achim Juchem fest im Blick. Das Bild entstand gestern Morgen an seinem Schreibtisch im Ringener Rathaus. FOTO: GÜNTHER SCHMITT

"Die Grafschaft ist ein Einzelfall in ganz Rheinland-Pfalz. Dass Anlieger mal Äste von Bäumen abschneiden, das gibt es auch zwischen Westerwald und Hunsrück öfter. Aber keiner meiner Kollegen kennt Fälle, dass Bürger Bäumen mit der Bohrmaschine zu Leibe rücken. Das ist wohl ein Grafschafter Alleinstellungsmerkmal." Das sagte Bürgermeister Achim Juchem gestern Morgen im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

An seinem Schreibtisch hat er die Bäume zwischen Gelsdorf und Nierendorf, Birresdorf und Lantershofen fest im Blick. Und berichtet von der "Tour de Grafschaft", die er mit den Mitgliedern des Umwelt-, Agrar- und Forstausschusses absolviert hat. Dabei seien gleich ganze Listen abgearbeitet worden, wobei in sieben von 15 Fällen vor einer Entscheidung des Ausschusses das Thema Austausch respektive Entfernen von Bäumen noch einmal in die jeweiligen Ortsbeiräte verwiesen wurde. Konkret stehen rund 100 Bäume auf zwei Listen, "die es abzuarbeiten gilt", erklärte Juchem. "Das kann sich durchaus hinziehen, denn baumpflegerische Maßnahmen dürfen wir immer nur von Anfang November bis Ende Februar vornehmen. Sonst läuft wegen des Naturschutzes nichts mehr", sagte der Rathauschef. Er geht von Kosten in Höhe von rund 150 000 Euro für die Maßnahme aus, "aber nur, wenn es unser Bauhof macht". Kämen Fremdfirmen ins Spiel, müsse draufgelegt werden.

In Sachen Bäume habe der Grafschafter Gemeinderat zwar 2011 einen Grundsatzbeschluss zur Vorgehensweise verabschiedet, dieser bedarf laut Juchem doch der Ergänzung. So will die Verwaltung dem Rat das von Juchem als "Modell Nierendorf" bezeichnete Verfahren vorschlagen. In Nierendorf waren bei strittigen Bäumen am Herrenwiesenring und am Akazienweg die Anlieger in die Entscheidungsfindung eingebunden worden. Das soll Schule machen.

Die Krux mit dem Bäumen ist, so der Bürgermeister, "ein hausgemachtes Problem". So seien bei Straßenbaumaßnahmen in den 80er Jahren zum Beispiel Bäume nur ausgewählt worden, "weil sie zum künftigen Straßennamen passen, ohne sich Gedanken zu machen, um was für Bäume es sich überhaupt handelt". Sogenannte "Bäume erster Ordnung", die richtig groß werden, stünden folglich da, wo es kleinere Bäume eher getan hätten. Erst über die Jahre sei so auch den Anliegern bewusst geworden, dass "die Bäume richtig Dreck machen" oder gegen Pflaster und Asphalt erfolgreich ankämpften.

Außerdem seien sie mit Baumscheiben oder Rundbeeten versehen worden, "die kaum größer als ein runder Esstisch sind". Dass alles führe zu Problemen, die jetzt für viel Geld gelöst werden müssten. Da, wo sich das Problem durch einen Intensivschnitt lösen lasse, werde das versucht. Über einen Ersatz werde dann jeweils im Einzelfall entschieden.

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