Nahversorgung in Remagen Ein Stadtladen soll Lücken schließen

REMAGEN · Ausschüsse in Remagen bringen eine Machbarkeitsstudie auf den Weg

 Es gibt ihn - aber der Leerstand in Remagen hält sich in Grenzen. FOTO: GAUSMANN

Es gibt ihn - aber der Leerstand in Remagen hält sich in Grenzen. FOTO: GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

REMAGEN. Rund 17 000 Einwohner hat die Stadt Remagen, etwa 9000 von ihnen leben in der sogenannten Kernstadt. Wollen sie einkaufen gehen, dann ist eine Fahrt an die Peripherie oder gar in eine der Nachbarstädte angesagt: Die Nahversorgung weist große Defizite auf.

Zwar gibt es Backwaren, Gemüse oder Fleisch fußläufig erreichbar zu kaufen, doch geht es um die Beschaffung von Klopapier, Zahnpasta oder Milch, sieht es düster aus. Grund für das Versorgungsdilemma ist die Schließung des Kaisers-Supermarktes vor einem Jahr. Seither ist das an der Fußgängerzone gelegene Geschäft verwaist. Um die Nahversorgung dennoch sicherzustellen, werden in Remagen Überlegungen angestellt, einen "Stadtladen" zu errichten. Eine Machbarkeitsstudie soll dazu auf den Weg gebracht werden.

Angestoßen wurde die Idee von den Grünen, die sich dabei auf bereits umgesetzte Konzepte im ländlichen Raum berufen. In so manchem Dorf werden kleine Läden in Eigenregie der Bürger betrieben. Das Land fördert derartige Initiativen.

Der Haupt- und Finanz- sowie der Wirtschaftsförderungsausschuss hatten nun in einer gemeinsamen Sitzung den Strategieberater Volker Bulitta geladen, der an der Seite des Innenministeriums derartige Projekte bewertet und begleitet. Bereits mehr als 30 Vorhaben, so Bulitta, habe er in den rheinland-pfälzischen Dörfern auf einen guten Weg gebracht. Sein Credo: Die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Läden muss jeweils gewährleistet sein. Heißt: An unterstützende finanzielle Maßnahmen durch Land oder Kommune ist nicht gedacht.

Einstimmig beschlossen die Ausschüsse, die von den Grünen beantragte Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Da das Land das Gros der Kosten übernimmt und sich die Stadt Remagen lediglich mit einer kleinen Gebühr zu beteiligen hat, ist eine kommunale Fehlinvestition eher ausgeschlossen. Bulitta plant jetzt eine "Vollbefragung". Bedeutet: Jeder Remagener Haushalt soll Auskunft geben können über das tatsächliche Einkaufsverhalten und die tatsächlichen Einkaufsbedürfnisse. Bulitta: "Wir brauchen stabile Ergebnisse, um herauszubekommen, woran wir hier sind." Gut ein Jahr, so rechnet der Strategieberater, werde es dauern, bis die Erhebung durchgeführt, ausgewertet und Maßnahmen ergriffen werden könnten. Seit das Kaisers-Geschäft vor einem Jahr schloss, sei die Stadt stark bemüht gewesen, Nachfolgenutzer für das verwaiste Ladenlokal zu finden, so Wirtschaftsförderer Marc Bors: "Wir haben alle nur denkbaren Nahversorger angeschrieben und angesprochen." Erfolglos.

Klammert man die leerstehende Ladenfläche des früheren Supermarktes in der Innenstadt aus, so hält sich der Leerstand in Remagen durchaus in Grenzen. Er liegt bei etwa fünf Prozent der vorhandenen Verkaufsflächen, die insgesamt 11500 Quadratmeter betragen. Rechnet man das Kaisers-Ladenlokal jedoch hinzu, so verändert sich dieser Wert auf rund zwölf Prozent. Bedenklich ist in Remagen der Einzelhandelszentralitätswert: Er liegt bei gerade mal 67 Prozent.

Zum Vergleich: In Sinzig liegt er bei 107 und in Bad Neuenahr bei 171 Prozent. Die Kaufkraft der Remagener entspricht nahezu dem Bundesdurchschnitt: 100,9 Prozent. Die Bindungsquote ist trotz vorhandener Discounter am Stadtrand jedoch sehr gering: Die Remagener geben ihr Geld lieber in anderen Kommunen aus.

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