Kommentar Dorfladen in der Stadt

Schädlich ist es nicht, wenn in den Remagener Haushalten abgefragt wird, wie die tatsächlichen Einkaufsbedürfnisse einzuordnen sind. Überraschendes wird allerdings dabei vermutlich nicht herauskommen. Warum sollten die Remagener auch ein anderes Einkaufsverhalten an den Tag legen, als Bewohner anderer Städte?

Natürlich wird die Befragung ergeben, dass es Versorgungslücken gibt. Was denn sonst, wenn es die nächste Zahnpasta und das nächste Klopapier erst in zwei Kilometern Entfernung zu kaufen gibt?

Die Frage ist vielmehr, wie sich an dieser Situation etwas ändern kann. Schließlich gab es bekanntlich einen Kaiser's-Supermarkt, der sicherlich nicht deshalb geschlossen hat, weil die Umsätze zu hoch waren. Eher deshalb, weil man sich als Tengelmann-Kaiser's-Gruppe rank, schlank und frei von Verlustbringern dem Edeka-Konzern anbieten wollte. Der 800 Quadratmeter große Einkaufsmarkt in der Innenstadt hat sich schlicht und ergreifend nicht getragen, weil die Remagener woanders einkaufen gehen. Läden dieser Größenordnung sind nicht erst seit heute dem Tode geweiht. Vollsortimenter sind gefragt, Geschäfte, die auf bis zu 5000 Quadratmetern ein gigantisches Lebensmittel- und Non-Food-Angebot bereithalten.

Was soll nun der Dorfladen in der Stadt, die schon keinen kleinen Lebensmittelmarkt wirtschaftlich tragen konnte? Wer soll ihn betriebswirtschaftlich sinnvoll führen?

Dass es eine Verödung der Innenstädte gibt, dass Geschäfte aufgeben, haben wir uns selbst zu verdanken. Der Kunde ist es, der über das Wohl und Wehe der Läden abstimmt. In Remagen fällt das Ergebnis sehr eindeutig aus: Nur 67 Prozent der Kaufkraft verbleiben im Ort. Wer woanders einkauft, darf sich nicht wundern, wenn es vor der Haustüre plötzlich kein Geschäft mehr gibt.

Bericht Seite 20

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