Erste Triennale in Venedig Die Lagunenstadt ruft
KREIS AHRWEILER · Sie freut sich, ist aufgeregt und kann es kaum fassen: Malerin Angelika Erhardt-Marschall nimmt an der Ersten Triennale Venedig teil, die zeitlich parallel zur Biennale im Palazzo Albrizzi läuft.
Der historische Palazzo im Sechstel Cannaregio ist der Sitz des veranstaltenden Deutsch-Italienischen Kulturinstituts in Venedig (ACIT Associazione Culturale Italo-Tedesca), den Professorin Nevia Pizzul-Capello leitet. Sie kuratiert seit über 30 Jahren mehrere Ausstellungen pro Jahr sowie seit 17 Jahren die deutschen Beiträge der Internationalen Kunstausstellung OPEN in Venedig/Lido.
"Natura Nutrix - Homo Vorax", so der Triennale-Titel, lautet frei übersetzt: "Die Natur spendet reichlich, doch der Mensch ist unersättlich." Denn die ACIT will in einer Zeit, da politische Ereignisse das Kunst- und Kulturerbe global bedrohen und das ökologische Gleichgewicht in Gefahr ist, darlegen, dass Kunst zur Menschlichkeit beitragen kann. Als Plädoyer für Toleranz und Frieden lassen sich in der internationalen Schau mit 35 Künstlern aus sieben Ländern auch Erhardt-Marschalls Bilder zu Hexenverfolgungen verstehen.
"Schon jahrelang setze ich mich mit dem Thema auseinander", sagt die Remagener Künstlerin. Seit 1994 malt sie intensiv, stellt aus und gründete 2012 oberhalb des Apollinarisberges das Kunsthaus Rheinlicht. Ihre Arbeiten für Venedig, in denen Figuratives und Abstraktes ineinander fließen, befassen sich laut Katalog insbesondere mit der "Dynamik der Beziehung zwischen Opfer und Täter" und konfrontieren mit Ohnmacht und Schuld, Erinnern und Vergebung.
Als Scharnier zwischen dem Rheinland und der Lagunenstadt zeigte sich Karin Diede-Becker. Die ehemalige Mitbetreiberin der Galerie Diede in Burgbrohl, heute Dozentin und Kulturreferentin der ACIT im Palazzo Albrizzi, machte Institutsleiterin Nevia Pizzul-Capello Vorschläge für die Besetzung der Triennale. Eine Einladung der Malerin war die Folge. Übrigens gab es auch eine für einen weiteren Künstler aus der Region, den in Kempenich-Spessart ansässigen Bildhauer und Maler Titus Lerner. Während Erhard-Marschall dem 13. Juni, Eröffnungstag der zweiten Ausstellungsetappe, entgegenfiebert, zu dem sie mit drei Bildern für vier Meter Wandfläche im Privat-Pkw anreisen wird, hat Lerner seine Venedig-Tour schon hinter sich.
Im Auto ging es vor rund zwei Wochen bis zur Parkinsel Tronchetto und von dort aus weiter übers Wasser: Drei figürliche Bronzen mit Sockel, je 70 Kilo, hievte er mit einem Assistenten an und von Bord des Schiffes. Die hochpreisigen Unikat-Objekte, für die je 16 000 Euro hinzublättern sind, wurden ohne Befestigung auf der Ladefläche befördert. "Das war abenteuerlich. Ich wollte da nix versenken in der Brühe", sagt Lerner in ironischer Anspielung darauf, dass rituelle Versenkungen von eigenen Terrakotten in Gewässern und in der Erde durchaus zu seinem künstlerischen Aktionsradius gehören.
Im Anschluss mussten seine zwei Skulpturen aus der Serie "Häutungen" und eine weibliche Figur per Sackkarre in die Ausstellungsetage des Palazzos im ersten Stock hochgewuchtet werden. Nun denkt er über eine Folgeausstellung in Kärnten bei seiner Galerie Forum Kunst/Stift Millstatt nach. In dem Fall winkt die Transportübernahme durch die Galerie.