"standard.neu.Anders!" Arirang-Quintett bietet in Nonnenwerth neue Hörerfahrungen

NONNENWERTH · Dem Motto der bisherigen Inselkonzerte treu bleibend, präsentierte das Arirang- Quintett unter der Motto "standard.neu.Anders!" eine Mischung aus bekannten Melodien, unbekannten Komponisten und neuen Hörerfahrungen.

 Kammermusik vom Feinsten bot das Arirang-Ensemble. FOTO: GAUSMANN

Kammermusik vom Feinsten bot das Arirang-Ensemble. FOTO: GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

Trotz des Regenwetters hatten zahlreiche Musikfreunde den Weg in den Kapitelsaal des Klosters Nonnenwerth gefunden. Passender hätte der Beginn nicht sein können: Zum tristen Wetter vor den Scheiben erklang die "Humoreske in Rondoform" von Alexander von Zemlinsky.

Diese Situation spiegelte gut die Entstehung des Stückes wider. Musikalisch lebte es vom Wechsel zwischen lebhaften Passagen, in denen die Instrumente in einen Wettkampf miteinander treten, und ruhigen, fast schon lieblichen Ruhepunkten. Das Regenwetter stand für die Entstehungsgeschichte des Stückes. Nachdem Zemlinsky 1939 vor den Nationalsozialisten in die USA geflohen war, entstand das Stück 1941 sozusagen als Abschiedswerk des Komponisten, der ein Jahr später völlig verarmt starb.

Musikalisch wie musikgeschichtlich hellte es sich auch mit Pavel Haas' "Bläserquintett op. 10" nicht auf. In vier Sätze eingeteilt, schwankte das 1929 komponierte Stück des im Konzentrationslager Auschwitz ermordeten Komponisten zwischen humorvollen Anklängen an Filmmusik und einer gebrochenen Zirkusmusik, die stellenweise mehr einem Totentanz glich. Besonders der letzte Satz ließ immer wieder Sehnsucht auf Einheit aufkommen - dargestellt durch eine an Vogelgezwitscher erinnernde Melodie -, durchbrach diese jedoch immer wieder.

So anstrengend die Musik teilweise auch war, die fünf Musiker überzeugten durch ihr gekonntes Spiel und das Publikum ließ sich auf die ungewohnten Klänge ein. Versöhnt wurde es mit den "Trois pièces brèves" des französischen Komponisten Jacques Ibert. Fern jeglicher dunklen Wolken, entführten die drei Stücke die Zuhörer auf einen irischen Dampfer, beschworen mit einem Duett zwischen Flöte und Klarinette Traumbilder gegen den Regen herauf und ließen unbeschwerte Kindertage in einem Lied wieder aufleben. Traditioneller wurde es im zweiten Teil des Konzerts. Die ursprünglich für Klavier zu vier Händen komponierte "Petite Suite" von Claude Debussy bot vier Sätze, die in ihren Überschriften schon den Charakter der Stücke fassten. "En bateau" - "Im Boot" wurde zunächst verträumt gesungen, um dann resolut die Ruder zu schlagen. Dem tänzelnden Charakter einer Suite entsprechend, war auch "Cortège", der Aufzugsmarsch, eher federnd komponiert.

"Menuet" und "Ballet" boten interessante musikalische Veränderungen, die abgetretene Pfade klassischer Tanzmusik in ein neues Licht tauchten. Anklänge an den größten musikalischen Sohn des nahegelegenen Bonn beschlossen das Konzert. Im Zuge seiner Übersiedlung 1785 von Prag nach Bonn traf Antonin Reicha auf Ludwig van Beethoven, der ihm musikalisch zum Vorbild werden sollte. So ist sein "Bläserquintett op. 91,3" auch ein Musterbeispiel an Beethoven'scher Kompositionskunst. Im durchbrochenen Stil warfen sich die Musiker gegenseitig die Motive zu und harmonisch bot sich den Zuhörern eine große Bandbreite, die jedoch immer in der Struktur der Komposition aufgehoben blieb. Applaus war den Musikern für dieses anspruchsvolle, gelungene Konzert sicher.

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