Kommentar Alle sagen "Ja"

Warum müssen behinderte Schüler, wenn das Wort Inklusion schon in aller Munde ist, ein eigenes Bewegungsbad haben? Warum schickt man sie nicht in ein öffentliches Schwimmbad, um auch dort das so viel gepriesene Miteinander mit Leben zu füllen?

Ist das Luxus? Nein, ist die klare Antwort. Weil es nicht funktioniert. Es gab im Twin keinen Lift, um den Rollstuhlfahrer ins Wasser zu lassen. Es gab im Nichtschwimmerbecken keinen abgetrennten Bereich für die Levana-Schule. Es gab keine erhöhte Wassertemperatur, um den Aufenthalt auch für bewegungsarme Kinder angenehm zu machen.

Das "Ja" zum Bad für eine knappe Million Euro, das über alle Parteigrenzen hinaus ausgesprochen wurde, ist ein "Ja" zur Vermittlung neuer Lebenserfahrung und -freude. Ein "Ja" zur Vielfalt, die von der Individualität und Unterschiedlichkeit der Kinder lebt. Aber auch ein "Ja", um die Schule konkurrenzfähig zu halten.

Levana-"Motor" Gerd Jung schilderte eindrücklich, wie sich die Mienen der zum Teil schwerstbehinderten Kinder zu einem Strahlen verändern, wenn sie das Element Wasser wiedererkennen und ihren Körper neu erfahren dürfen. Schulelternsprecherin Barbara Deimling, einst Gegnerin, nun Befürworterin des Bades, zollte auch dem Einsatz des Lehrerkollegiums Respekt: "Ohnehin geben Sie den Kindern Flügel, um sich zu entfalten. Nun kommen noch Schwimmflügel hinzu."

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