Kommunalwahl in Rheinbach Stefan Raetz gilt als bestens vernetzter Fachmann

RHEINBACH · Sie sind schwarz-weiß, selten schon leicht vergilbt, aber immer ausdrucksstark - zumindest im Auge des Betrachters Stefan Raetz. Warum sich der 55-Jährige, seit fast 15 Jahren Bürgermeister von Rheinbach, gerne alte Ansichten der Glasstadt besieht, hat einen guten Grund.

 "Ein Juwel" ist für Bürgermeister Stefan Raetz der Rheinbacher Freizeitpark. Hier kann der Amtsinhaber von den Christdemokraten wunderbar innehalten und neue Kraft tanken.

"Ein Juwel" ist für Bürgermeister Stefan Raetz der Rheinbacher Freizeitpark. Hier kann der Amtsinhaber von den Christdemokraten wunderbar innehalten und neue Kraft tanken.

Foto: Wolfgang Henry

Der gebürtige Flensburger, der seit 20 Jahren in Rheinbach lebt, reflektiert gerne, was geschehen ist. "Ich kann durchaus mit Stolz sagen, die Stadt mitgestaltet zu haben - in einer nicht einfachen Zeit", meint er. Nach drei erfolgreichen Wahlgängen mit steigender Zustimmung (1999: 55,6 Prozent, 2004: 63,4 und 2009: 71,2 Prozent) tritt der Amtsinhaber von der CDU am 25. Mai erneut an, um Bürgermeister zu bleiben.

"Eine geordnete Stadtentwicklung ist wichtig. Davon hängt alles ab", findet der Volljurist. Er mag die Kompaktheit Rheinbachs, dem Mittelzentrum mit seiner charmant kleinteiligen Innenstadt, mit Hochschule, Schulen, Gründer- und Technologiezentrum, Gewerbe- und Baugebieten. Es sei wichtig, auf dem Politikfeld der Stadtentwicklung sehr behutsam, mitunter langsam, aber immer durchdacht vorzugehen.

Dass sein Wort und Wissen gerade bei diesem Thema gefragt sind, zeigt ein Blick auf ein paar Ämter in überregionalen Gremien, die Raetz bekleidet: So ist er seit 2010 Chef des Ausschusses für Städtebau, Bauwesen und Landesplanung im Städte- und Gemeindebund NRW und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes. Am Montag reiste er nach Berlin, um als Gesandter des Städte- und Gemeindebundes beim von Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) berufenen Kuratorium Stadtentwicklung zu sprechen.

Die Stimme des Rheinbacher Kommunalchefs findet auch im Konzert der 19 Bürgermeister im Kreis besonderes Gehör. Seit 2009 ist er Sprecher des Gremiums. Diese Ämter ermöglichten gute Kontakte in Ministerien: "Ich weiß, wen ich ansprechen muss."

Wenn der Familienmensch, verheiratet und Vater eines 18 Jahre alten Sohnes, mal frei hat, ist er eigentlich doch immer im Dienst - so sei das eben als Bürgermeister, sagt er und lacht. Auf die Probleme seiner Bürger treffe er nicht bei Ratssitzungen, sondern bei einer Fülle von Gesprächen - etwa bei Volksfesten, beim Klönen oder in einem der vielen Vereine, in denen er sich engagiert. "Man muss vor Ort sein - das bekommt man bei Ratssitzungen so nicht hin",weiß er.

Dass er seine Amtszeit früher beendet als er muss, habe etwas damit zu tun, dass er der Stadt die Kosten einer zusätzlichen Wahl ersparen will. Sparsames Haushalten sei noch immer das Gebot der Stunde. "Die Steuereinnahmen sind nicht in dem Maße gestiegen, wie es die Bevölkerung getan hat." Aber: "Mehr Einsparung geht nicht - wir wollen ja noch Rheinbach bleiben."

Vorzeigbares sei trotz klammer Kassen entstanden: Die Entwicklung der Schulen sei ebenso vorzeigbar wie die des Gewerbes. Stolz ist Raetz auf die vielen kostenlosen Freizeitmöglichkeiten in und um Rheinbach, wie den Stadtpark, den Wald und den Freizeitpark - "ein Juwel", wie er findet. Als wichtiges Zukunftsprojekt nennt der Christdemokrat die Versorgung mit schnellem Internet. Datenautobahnen sind aus seiner Sicht für Kommunen wichtiger als Teerautobahnen. "Sonst werden die Ortschaften verlieren."

Neue Leitungen sind bald in Kurtenberg, Loch, Sürst, Hardt und Teilen von Wormersdorf vorgesehen. Erdrückend sei für Rheinbach die Höhe der Abschreibungen, die bei jährlich sechs bis sieben Millionen Euro liegen. Die zu erwirtschaften, sei nur über Einnahmesteigerungen möglich. Doch wenn er die alten Bilder Rheinbachs wieder in die Hand nimmt und schaut, was in der Zwischenzeit entstanden ist, sieht er, wofür die Abschreibungen in den Bilanzen stehen. "Man kann es nicht allen recht machen."

Fünf Fragen an Stefan Raetz

Welche drei Dinge haben Sie immer im Kühlschrank?
Stefan Raetz: Marmelade, Honig und eine gute Flasche Weißwein.

Welches Buch liegt bei Ihnen gerade auf dem Nachttisch?
Raetz: Es sind drei. Horst Evers "Wäre ich Du, würde ich mich lieben", darunter liegt Siegfried Lenz' "Schweigeminute" - das wollte ich schon immer mal lesen - und Claudia Kemferts "Die andere Klimazukunft: Innovation statt Depression".

Was waren Ihre Lieblingsfächer in der Schule?
Raetz: Mathe, aber später nicht mehr, außerdem Geschichte und Biologie.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Raetz: Ich habe Zeitungen ausgetragen und dann später Blumen ausgefahren. Da bekam ich zwei Mark pro zugestelltem Strauß.

Auf welchem Konzert waren Sie zuletzt?
Raetz: Letzte Woche bei Baseballs in Köln, Shadowland in Koblenz, bei der fantastischen Harfenistin Ulla van Daelen im Glasmuseum und Dick Brave in Düsseldorf.

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