Erzbischof von Köln Vom Rhein an die Spree und wieder zurück

KÖLN/BERLIN · Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki wird neuer Erzbischof von Köln. Das erfuhr der General-Anzeiger am Mittwoch aus Kreisen der nordrhein-westfälischen Landesregierung.

Dompropst Norbert Feldhoff hatte befürchtet, dass sich die Wahl des neuen Kölner Erzbischofs bis in den Herbst hinziehen würde. Nun ging es viel schneller. Schon vor der Sommerpause ist klar, dass Rainer Maria Woelki Nachfolger von Joachim Meisner wird. Dabei ist der Berliner Kardinal sicherlich ein, vielleicht sogar der Wunschkandidat des Kölner Domkapitels gewesen.

"Wenn Woelki will, dann wird er auch gewählt", hatte ein Domkapitular schon im vorigen Jahr kundgetan. Und Feldhoff betonte im General-Anzeiger-Interview im Januar auffällig, dass Woelki sehr wohl ein Kandidat sei - obwohl frühere Kölner Weihbischöfe im 20. Jahrhundert eigentlich nicht als Erzbischöfe in der Domstadt zum Zuge gekommen sind. Woelki sei aber nun Bischof in einem anderen Bistum, sagte Feldhoff, und Erzbischof in Köln werde nur, wer sich woanders bewährt habe.

Ob auch Meisner noch seinen Einfluss bei der Bischofswahl geltend gemacht hat? Der frühere Erzbischof gilt als großer Förderer des gebürtigen Kölners Woelki, berief ihn Anfang der 90er Jahre zu seinem wichtigsten Mitarbeiter und machte ihn gut zehn Jahre später auch zum Weihbischof. Auch im Blick auf die Berliner Bischofswahl 2011 dürfte er ein Wort mitgesprochen haben. Womöglich sollte er dort Erfahrungen für eine spätere "Verwendung" in seinem Heimatbistum sammeln.

In Berlin jedenfalls dürfte die Enttäuschung groß sein, dass Woelki schon wieder geht. Schnell war aus dem Meisner-Zögling ein Mann geworden, der seine eigenen Akzente setzte. War er zu Kölner Zeiten in der Öffentlichkeit doch eher zurückhaltend, so gewann er in Berlin dem Licht der Öffentlichkeit durchaus positive Seiten ab.

Er erwarb sich schnell den Ruf eines volksnahen Bischofs, zog in den Arbeiter- und Migrantenstadtteil Wedding, feierte seine Erhebung in den Kardinalsrang nicht auf einem Empfang mit Honoratioren, sondern bei einem Straßenfest mit seinen türkischen Nachbarn. In Interviews betonte er, dass ihm die Ausbreitung des Islam in Deutschland keine Sorgen bereite. Weil der Staat Religionsfreiheit garantiere, "sollen alle, die hier leben im Rahmen der Verfassung und der Gesetze ihren Glauben leben und praktizieren". Woelki ging auf die Armen zu, als in Rom noch Benedikt XVI. amtierte und wird von manchen Berlinern inzwischen liebevoll als "Mini-Franziskus" bezeichnet.

Obwohl sich die katholische Kirche in Ostdeutschland in der Diaspora befindet, hat das Wort Woelkis dort großes Gewicht. So werden seine Äußerungen in der Öffentlichkeit oft stärker wahrgenommen als die seines evangelischen Amtskollegen Markus Dröge. Kritik zog sich Woelki hingegen mit seinem Konzept zu, Kirchengemeinden zu Großpfarreien zusammenzufassen. Er versuchte, mehr Laien in die Arbeit der Gemeinden einzubinden. Viele von ihnen sehen gewachsene Strukturen aber als gefährdet an. Ein Problem, vor dem er auch an seiner neuen Wirkungsstätte steht.

Von vielen Gläubigen im Erzbistum Köln dürfte Woelki mit offenen Armen empfangen werden. Bei Umfragen, wer denn ein geeigneter Kandidat als Erzbischof wäre, stand er stets mit oben auf der Liste. Ein Beispiel: Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses. Sie hatte sich im Herbst auch als eine von sechs führenden Kölner Katholiken kritisch gegenüber Meisner geäußert. Zu Woelki sagte sie am Mittwoch: "Es ist eine gute Entscheidung, einen neuen Erzbischof zu bekommen, der Köln so gut kennt. Was er aus Berlin mitbringt, ermutigt uns, er hat dort gute Arbeit geleistet."

Der Euskirchener Kreisdechant Guido Zimmermann sagte: "Das ist toll. Das war von Anfang an mein Wunschkandidat. Das Prädikat ,konservativ? ist ja kein schlechtes. Er ist ein Mann des Dialogs. Er ist Rheinländer, der das Bistum aufgrund seiner früheren Tätigkeit gut kennt, aber in der letzten Zeit auch Distanz zum Bistum gewonnen hat. Während seiner Zeit als Erzbischof im mehrheitlich evangelischen Berlin hat er gezeigt, dass er auf die Menschen zugehen kann."

Schon in den nächsten Tagen dürfte die Personalie offiziell bekannt gegeben werden. Normalerweise ist das an einem Freitag um 12 Uhr mittags der Fall. In der Regel erfolgt die Amtseinführung einige Wochen später - wahrscheinlich im Spätsommer oder im Frühherbst.

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