"Bodyguard" im Kölner Musical Dome Tolle Show, große Stimmen, Inszenierung zeigt Schwächen

Köln · Am Wochenende wurde die neue Show im Kölner Music Dome den Medien vorgeführt. Das Fazit: Bodyguard hat einige Stärken, aber auch deutliche Schwächen. Eine Kritik.

Da gibt es diesen einen Moment, als der Mann, der Rachel Marron bedroht, seine Pistole auf das Publikum richtet, deren Laserpointer über die Köpfe streifen lässt, um auf dem überlebensgroßen Porträt der Diva innezuhalten. Das ist der Augenblick am Freitagabend - als das Musical "Bodyguard" der Presse vorgestellt wird -, wo einem kurz der Atem stockt, eine Woche nach den Anschlägen von Paris und kurz nachdem Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit der Verleihung des Heinrich-Böll-Preises an Herta Müller ihren ersten offiziellen Termin nach dem Attentat auf sie absolviert hat. Denn vielleicht ist das die Botschaft, die sich in den Untiefen der Geschichte verbirgt: Es kann dich immer und überall treffen.

Es bleibt eine Schrecksekunde, einen Wimpernschlag später ist man wieder im Musical Dome, mitten im kunterbunten, soul-getränkten, glamourglitzernden Showvergnügen, das "Bodyguard" auf jeden Fall ist. Und wie sollte auch ein Abend langweilig sein, der darauf aufgebaut ist, dass praktisch am laufenden Band ein Whitney-Houston-Hit nach dem anderen kommt - und die auch noch so fantastisch gesungen werden.

Weil Superstar Rachel Drohbriefe erhält, heuert ihr Team den Bodyguard Frank an. Der will erst nicht, dann will sie ihn nicht, schließlich verlieben sie sich in einander. Bei der Oscar-Verleihung schützt er sie vor einem Attentäter, wird dabei selber verletzt. Und auch wenn sie danach getrennte Wege gehen, sie schwört ihm: "I will always love you". Der Film von 1992 mit Houston als Rachel und Kevin Costner als Frank dient als Vorlage, die für die Bühne hier und da ein wenig umgestrickt wurde. So spielt etwa Rachels Schwester Nicki eine größere Rolle.

"Bodyguard"-Premiere in Köln
10 Bilder

"Bodyguard"-Premiere in Köln

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Und das schlägt sich wunderbarerweise auch musikalisch nieder. Patricia Meedens Rachel ist schon eine Wucht. Ihre Stimme hat Wärme, Umfang und genug Seele, um dem Original gerecht zu werden. Tertia Bothas Stimme (als Nicki) ist dagegen rauer, hat mehr Ecken und Kanten, sie verleiht "Saving all my love for you" eine Tiefe, die es bei Houston nicht hatte. Und zu wahren Höhepunkten geraten die Nummern, bei denen die beiden Bühnenschwestern im Duett singen. Zwei Bombenstimmen zum Preis von einer!

Allein die Inszenierung von Thea Sharrock ist mehr als nur einfallslos. Immer verwendet sie die selben Versatzstücke, so dass der Abend zum Baukausten gerät. Die Uptemponummern setzt sie als mehr oder minder große Showauftritte in Szene, klar daran orientiert, was bei Bühnenshows von Beyoncé bis Rihanna funktioniert: knappsitzende Kostüme und gutsitzende Choreografien, ummalt von clever eingesetzter Lichttechnik. Auch die Balladen (und davon gibt es ja im Repertoire von Ms. Houston reichlich) werden meist nach dem gleichen Schema dargeboten: vor dem geschlossenen Vorhang, der sich im Laufe des Liedes öffnet (gerne zum Keychange oder kurz davor) - oder auch schon mal umgekehrt. Das ist natürlich effektvoll und bisweilen berührend, aber irgendwann bemerkt man die Absicht und ist verstimmt.

Doch der große Schwachpunkt sind die Spielszenen, womit sich "Bodyguard" leider in die Reihe der Musicals einreiht, die auf der Idee basieren, die Hits eines Künstlers zu präsentieren. Es fehlen Fluss, Geschmeidigkeit, Eleganz, die sich in der Musik Whitney Houstons en masse finden. Es gibt nur wenige Szenen mit echtem Charme, wie etwa in der Karaoke-Bar, wo zwischen den beiden Hauptfiguren so etwas wie Chemie aufkommt. Auch die Personenführung bleibt auf der Strecke, worunter vor allem die Rolle des Frank leidet, den Jürgen Fischer eher hölzern als männlich markant gibt. Eher Nussknacker als Bodyguard...

Täglich außer montags, Karten für "Bodyguard" gibt es unter anderem in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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