SEK-Skandal in Köln Sonderermittler: Keine Hinweise auf Mobbing

KÖLN · Zweifelhafte Aufnahmerituale unter Kölner Elite-Polizisten hatten Wellen geschlagen: SEK-Beamte sollen Kollegen gedemütigt haben. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein. Auch der Sonderermittler sieht nun laut Medienberichten kein Fehlverhalten.

Nach einem Skandal um angebliche Schikane beim Kölner SEK hat der Sonderermittler nach Medienberichten keine Hinweise auf zielgerichtetes Mobbing gefunden. Es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, dass die Beamten einer zweifelhaften Werteorientierung folgten, zitierten das Magazin "Focus" und "Spiegel Online" am Freitag übereinstimmend aus einem vertraulichen Bericht des Sonderermittlers, dem früheren Chef des Landeskriminalamts (LKA) Wolfgang Gatzke. Den Elite-Polizisten war vorgeworfen worden, zwei Kollegen bei sogenannten Aufnahmeritualen gedemütigt zu haben.

Gatzke wollte sich auf dpa-Anfrage nicht zu den Ergebnissen seiner Untersuchung äußern. Er sagte lediglich, dass er seinen Bericht dem Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers übermittelt habe. Auch eine Sprecherin der Kölner Polizei machte zunächst keine Angaben.

Laut "Focus" und "Spiegel Online" schreibt Gatzke in seinem Bericht, dass Aufnahmerituale in den Kölner SEK-Kommandos nach Ende der Probezeit üblich seien. Diese würden von den Beamten als eine Art "Gesellenstück" oder "Ritterschlag" wahrgenommen und dienten dem Zusammenhalt der Gruppe. Keiner der von ihm befragten Polizisten habe die Aufgabenstellungen als demütigend oder erniedrigend empfunden.

Die umstrittenen Rituale des SEK waren durch einen Anwärter ans Licht gekommen. Nach einem Bericht des NRW-Innenministeriums mussten die Neulinge unter anderem im Indianerkostüm auf dem Boden knien und eine ekelerregende Eismischung essen, die sich zwischen den Oberschenkeln eines SEK-Mitglieds befand. Weil die Anwärter aber freiwillig mitgemacht hätten, hatte die Aachener Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die Beamten eingestellt.

Dennoch hatte Polizeipräsident Albers die Auflösung des 3. Spezialeinsatzkommandos beschlossen. Die neun Beamten sollen versetzt werden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte dies als Vorverurteilung kritisiert, weil das Disziplinarverfahren gegen die Männer noch nicht abgeschlossen war.

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