Islamisten-Netzwerk in Köln Nahmen die Täter Kölner Kirchen ins Visier?

KÖLN · Die Vorbereitungen der Ermittlungskommission "Reise" für die Razzia war so geheim, dass im Polizeipräsidium Köln nur eine Handvoll leitender Beamter von den bevorstehenden Durchsuchungen wussten.

 Aus mehreren Kirchen sollen die mutmaßlichen IS-Unterstützer Geld und Wertgegenstände zur Unterstützung von Dschihadisten gestohlen haben. Der Kölner Dom (im Bild) war nicht betroffen.

Aus mehreren Kirchen sollen die mutmaßlichen IS-Unterstützer Geld und Wertgegenstände zur Unterstützung von Dschihadisten gestohlen haben. Der Kölner Dom (im Bild) war nicht betroffen.

Foto: dpa

Auch nach der Aktion bleibt noch vieles im Dunkeln, nur mit speziellen Ausweisen kommen selbst Polizisten in die Räume, in der die Kommission und der Staatsschutz arbeiten.

Es war 6 Uhr als die Razzia gegen die "kriminellen Salafisten" startet, wie Innenminister Jäger die Tatverdächtigen nennt. Medienberichten zufolge, gab es in Nordrhein-Westfalen noch nie eine so umfangreiche Durchsuchungsaktion gegen eine Gruppe mutmaßlicher Islamisten und dem radikalen Spektrum der Salafisten. Selbst bundesweit war es eine der größten Aktionen dieser Art - 240 Beamte waren im Einsatz.

In Köln, Bonn, Bergisch-Gladbach, Siegen, Kreuztal und Netphen wurden neun Männer im Alter zwischen 22 und 25 Jahren festgenommen. Mit Einbrüchen vor allem in Kirchen und Schulen sollen sie die Ausreise von kampfeswilligen Gesinnungsgenossen finanziert und islamistische Kämpfer unterstützt haben.

Möglicherweise erbeuteten die festgenommenen Männer in vier Kirchen in den Kölner Stadtteilen Nippes und Bilderstöckchen Geld für die Terrorkämpfer in Syrien. Begonnen hatte die Einbruchsserie vermutlich im Mai in der Pfarrkirche Sankt Franziskus in Bilderstöckchen. Dort waren die Täter in das Pastoralbüro eingedrungen und hatten Schlüssel für andere Kirchen der Gemeinde gestohlen. Auch wurde eine Liste entwendet, auf der nachzulesen war, welcher Schlüssel zu welcher Kirche gehört.

Wie die Polizei damals weiter mitteilte, konnten sich die Einbrecher danach Zugang zu Büroräumen in den Kölner Kirchen Sankt Monika in Bilderstöckchen sowie Sankt Joseph und Sankt Marien in Nippes verschaffen. Dort wurden Tresore leergeräumt, in einem Fall der Tresor abtransportiert. Es wurde Bargeld in vierstelliger Höhe gestohlen; sakrale Gegenstände ließen die Einbrecher zurück. Die Täter wurden nicht festgenommen, ob sie der Polizei bei der gestrigen Razzia ins Netz gingen, blieb offen.

"Die Einbrüche in Nippes und Bilderstöckchen wurden von der Ermittlungskommission überprüft und bearbeitet", sagte eine Führungskraft im Justizbereich, ohne weitere Details zu nennen. In der Katholischen Pfarrgemeinde horchte man gestern auf: "Wir sind natürlich brennend interessiert, dass der Fall schnell aufgeklärt wird", sagte eine Mitarbeiterin. Kontakt zu Kripobeamten hatte sie gestern nicht.

Eingebrochen wurde im Dezember 2013 auch in die Kirche St. Bartholomäus im Stadtteil Porz-Urbach. Gestohlen wurden beispielsweise sieben Hostienschalen und Kelche - die Weihnachtskollekte war schon bei der Bank. Ob diese Tat mit den Machenschaften der Extremisten zu tun hat, ist ebenfalls noch ein Rätsel.

Die Einbrüche in Schulen fanden zum größten Teil im Siegerland statt. "In Köln haben wir keine Häufung von Einbrüchen in Schulen festgestellt", sagte ein Sprecherin der Stadt. Die Domstadt ist nach Angaben aus Ermittlerkreisen keine Hochburg von Salafisten oder Unterstützern von islamistischen Terrorgruppen. In Bonn leben dagegen zahlreiche Salafisten, die Stadt gilt als Hochburg.

Eine genaue Anzahl von radikalen Salafisten in Köln in Zahlen festzumachen, ist für die Staatsanwaltschaft schwierig. "Es gibt sie in Köln. Aber es ist nicht klar, wer von ihnen gewaltbereit ist und wer nicht", sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn.

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