David Garrett begeistert in der Philharmonie Lieben Sie Brahms?

Die Last wog schwer, als Geigenstar David Garrett an diesem Abend mit schwarzem Sakko, Jeans und Stiefel auf die Bühne schlenderte. Den ganzen Brahms für Violine und Klavier hatte er diesmal im Gepäck. "Ob das Dein Publikum mitmacht?", hatte sein Management vor Beginn der Tournee gewarnt, erzählte er.

 Stradivari-Zauber: David Garrett in Köln.

Stradivari-Zauber: David Garrett in Köln.

Foto: Thomas Brill

Doch nach zwei Stunden jubelten die Hörer in der wegen horrender Preise nicht restlos ausverkauften Philharmonie. Konzentriert stellte er sich direkt neben seinem französischen Pianisten Julien Quentin. Etwas Education gab's natürlich. Nach der Frage "Wer hat schon mal was von Brahms gehört?" wurden erst einmal "Ungarischer Tanz (Nr. 5)" und das Wiegenlied "Guten Abend, gut' Nacht" angespielt. Außerdem sagte Garrett zum Charakter aller drei Violinsonaten paar Worte, etwa über das "sonnige Gemüt" des A-Dur-Werks, das den Abend eröffnete.

Seiner Stradivari entlockte er einen stabilen, mit Vibrato gepuschten und gelegentlich modulierten Grundsound. In der als "manchmal sogar etwas aggressiv" beschriebenen dritten Sonate d-Moll kratzt er bei lauten Stellen auch mal ein wenig über die Saiten. Sein bekanntes Schmieröl Portamento - also das Schleifen von Ton zu Ton - dosiert er bei Brahms wohlwollend.

Doch in der ersten Zugabe, Fritz Kreislers "Caprice Vinnois" packt er dann die volle Ladung aus. Die heikelste, durchweg lyrische erste Sonate G-Dur, gab es nach der Pause. Garrett spielte sie als bedeutungsschweres "Requiem", wie er das oft nach Moll eingedunkelte Stück bezeichnete. Der mit drei Zugaben garnierte Abend war wohl Garretts bislang bester Auftritt in Köln.

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