Paul Simon & Sting Kölner Lanxess-Arena: New Yorker Seelenverwandte

Seit 25 Jahre leben sie im gleichen Appartement-Block in New York. Sie sind befreundet. Die Idee für eine gemeinsame Welttournee "Paul Simon & Sting: On Stage Together" soll ihnen nach eigenem Bekunden bei einem Benefizkonzert 2013 gekommen sein, wo die beiden zum ersten Mal gemeinsam auftraten.

 Wunderbarer Abend für 15 000 Fans: Sting (links) und Paul Simon in der Lanxess-Arena Köln. FOTO: THOMAS BRILL

Wunderbarer Abend für 15 000 Fans: Sting (links) und Paul Simon in der Lanxess-Arena Köln. FOTO: THOMAS BRILL

Seit etwas mehr als einem Jahr stehen sie bei dieser Tour gemeinsam auf der Bühne. Große Hallen zu füllen, können sie alleine nicht mehr stemmen. Gemeinsam gelingt es ihnen mühelos. 15 000 sind an diesem Abend in die Lanxess-Arena gekommen, um die Vergangenheit in die Gegenwart zu holen.

Sting kann sich mit 63 Jahren ein eng anliegendes T-Shirt leisten. Zum Glück hat er wieder Haare auf dem Kopf, der wuschelige Bart ist Geschmackssache. Er brennt vor Energie. Der zwei Köpfe kleinere und zehn Jahre ältere Paul Simon wirkt neben dem agilen Rocker wie ein älterer, unbeholfener Bücherwurm. Aber seine Stimme ist klar, wärmt die Zuhörer mit samtener, zu Herzen gehender Melancholie.

Beide eint musikalisch mehr, als sie äußerlich trennt. In jungen Jahren gelangen ihnen mit ihren jeweiligen musikalischen Partnern beeindruckende Höhepunkte. Als ihnen das künstlerische Korsett der Formationen zu eng wurde, starteten sie erfolgreiche Solokarrieren, die sie ins Jazz- respektive Weltmusik-Genre aufbrechen ließen.

Paul Simon schuf mit "Graceland", das er mit südafrikanischen Musikern einspielte, ein Juwel der Musikgeschichte, auch wenn er für das Durchbrechen des Boykotts gegen das Apartheid-Regime viel Kritik einstecken musste.

Sie beginnen den Abend wie sie ihn beschließen werden - als musikalische Einheit. Nach vier Stücken verschwindet Paul Simon, um dem Großen mit dem abgeschabten Bass die Bühne zu überlassen. So ist die Regel. Jeder hat zwei Soloauftritte, die mit einem gemeinsam gespielten Stück eingeleitet werden.

In einer dreistündigen, auf nur wenige Lichteffekte reduzierten Show liefern Sting und Simon eine imposante Werkschau ihres Schaffens ab. Unterstützt, angetrieben und ausgemalt wird das Programm von ihrer jeweiligen, mit hochkarätigen Musiken besetzten Tour-Band.

Wenn sie gemeinsam auf der Bühne stehen, können es schon mal zwanzig Personen sein, die ihr Können einbringen, um Stücken, die jeder in der Arena seit Jahrzehnten mit sich trägt, einen erinnerungswürdigen Glanz zu verleihen.

Sting ist es, der mit seiner Bühnenpräsenz und seinen zupackenden Songs Bewegung in die bestuhlte Arena bringt. Im ersten Soloteil hält es bei "Englishman In New York" nur noch wenige auf den Sitzen. Beim zweiten Soloauftritt ist es "Message In A Bottle", das die Fans an den Bühnenrand treibt.

Es folgt ein dramatisches "The Hounds Of Winter", das Sting, Band und Chorsängerin in einen Gänsehautmoment verwandeln. Man hat den Eindruck, dass der Mann aus Newcastle sein Vorbild Paul Simon an die Wand drücken könnte. In Wirklichkeit legt er ihm einen Teppich aus, um den leiseren Tönen des Amerikaners die gebührende Aufmerksamkeit zu schaffen. Berührend, wie dieser sich Stings "Fragile" Zeile für Zeile aneignet und zu seinem Stück macht.

Hier stehen Seelenverwandte auf der Bühne, die trotz aller Unterschiede die Fähigkeit eint, Momente für die Ewigkeit zu schaffen. Paul Simon wird im Laufe des Abends immer gelöster, ihm gelingen mit "The Cool, Cool River" und "Hearts And Bones" beeindruckend schöne Momente. Man ist froh, ihn so gut zu erleben.

Im Zugabenteil kommen die Freunde noch einmal zusammen, singen "Cecilia", "Every Breath You Take" und natürlich "Bridge Over Troubled Water". Sie haben sich ihre Brücken zueinander gebaut. Ein wunderbarer Abend für beide und für 15 000 Zuhörer ein grandioses Pop-Ereignis.

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