Bombendrohung in Köln Keine Bombe im Kastenwagen

KÖLN · Der Anruf, der die Polizei in Alarmbereitschaft und den Kölner Feierabendverkehr ins Chaos versetzt, geht um 14.10 Uhr bei einer Polizeibehörde in Mittelfranken ein. Der Inhalt des Anrufes wird sofort nach Köln weitergeleitet und sorgt für große Aufregung bei den Sicherheitsbehörden.

Eine männliche Stimme hatte mit einer Bombenexplosion in der Kölner Pipinstraße gedroht. Der anonyme Anrufer sagte, dass in einem roten Kastenwagen am Gürzenich eine Bombe liegen würde und drohte mit der Explosion des Sprengkörpers. Nach Informationen dieser Zeitung lief der Einsatz unter dem Stichwort "IS", der Abkürzung für die Terrorgruppe Islamischer Staat, weil der Anrufer entsprechende Andeutungen gemacht hatte. Außerdem forderte der Mann am Telefon eine größere Geldsumme.

Um kein Risiko einzugehen, ordnet die Polizei sofort großräumige Absperrungen in der Innenstadt an. Im Einsatzzentrum des Kalker Polizeipräsidiums trat ein Krisenstab zusammen. Der Gürzenich wurde nach dem Drohanruf geräumt, außerdem Teile des Dorint-Hotels und ein nahes Fitness-Center. Auch das Hard Rock Café musste geschlossen werden. "Wir wollten das Gefahrenpotenzial minimieren, wir mussten die Drohungen ernst nehmen", begründete Polizeisprecherin Martina Kaiser die aufwendigen Maßnahmen ihrer Behörde.

Der Anruf hatte gravierende Folgen für den Auto- und KVB-Verkehr in der City. Gegen 15 Uhr ging für Autofahrer rund um die Pipinstraße nichts mehr. Auch die KVB-Haltestelle Heumarkt wurde "geschlossen", etliche Straßenbahn-Linien wurden für Stunden unterbrochen. Um die Autos nicht ins innerstädtische Nadelöhr fahren zu lassen, wurde auch die Deutzer Brücke Richtung Innenstadt gesperrt, an der Cäcilienstraße drängelten sich die Fahrzeuge bald genauso wie auf der Nord-Süd-Fahrt.

Das schicke Dorint-Hotel ähnelte am Nachmittag einer Polizeiwache, vor der Tür reihten sich die Streifenwagen ordentlich aneinander. Auch die Feuerwehr hatte vorsichtshalber sechs Fahrzeuge mit 22 Einsatzkräften geschickt. "Mein Auto steht im Parkhaus, aber ich darf nicht hin. Eigentlich muss ich gleich die Kinder übernehmen", stellt ein Familienvater genervt fest - er war eines von unzähligen Opfern der anonymen Drohung.

Auch im Fitnessstudio "Holmes Place" erklärte die Polizei am Nachmittag das Training für beendet. Männer und Frauen in Trainingsanzügen standen auf der Straße und warteten darauf, ihre Kleider abzuholen. Auch Saunabesucher mussten auf den nächsten Aufguss verzichten und die Trainingsstätte verlassen.

[kein Linktext vorhanden]Die Gefahrenanalyse entpuppte sich als außerordentlich zeitintensive Angelegenheit. Sprengstoff-Experten des Landeskriminalamtes hatten einen robusten Roboterkran in einem Lastwagen an den Einsatzort transportiert. Das Gerät ist eigens zur Überprüfung verdächtiger Gegenstände entwickelt. Mehrere Autos in der Gürzenichstraße wurden mit Hilfe des Roboters untersucht, darunter auch der verdächtige rote Kastenwagen. Sein Fahrer konnte wenig später von der Polizei ermittelt werden, er war bei einer Veranstaltung eines großen Kölner Handelskonzerns im Gürzenich gewesen, die nach der Bombendrohung beendet werden musste. Der Mann sagte den Beamten, dass er mit der Angelegenheit nichts zu tun habe, er wurde noch weiter von der Polizei befragt.

Nach eingehender Untersuchung des verdächtigen Fahrzeugs konnten die Spezialisten dann gegen 19.30 Uhr Entwarnung geben, die Sperrungen wurden aufgehoben. Es dauerte allerdings noch einige Zeit, bis sich der Verkehr wieder normalisierte. Ermittler begannen derweil am Abend im Präsidium mit der Auswertung des anonymen Anrufs - über die Stimmenanalyse versuchen die Beamten Alter und Herkunft des Mannes zu ermitteln.

Noch ist unklar, ob der Mann mit einem Handy oder über Festnetz bei der Behörde in Mittelfranken anrief.

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