Opfer aus Krisengebieten Hilfe für afghanische Mädchen

WESSELING · Bereits seit zehn Jahren hilft das Dreifaltigkeitskrankenhaus in Wesseling gemeinsam mit dem Friedensdorf International in Oberhausen verletzten Kindern aus Krisengebieten. In dieser Zeit operierten sie 14 Kinder, die zuvor ein schmerzgeprägtes Leben hatten.

 Die Ärzte Dirk F. Richter und Nina Schwaiger haben Shabona und Fahima operiert.

Die Ärzte Dirk F. Richter und Nina Schwaiger haben Shabona und Fahima operiert.

Foto: Repro GA

Das Friedensdorf trifft vor Ort bereits eine Vorauswahl, fotografiert die Verletzungen der Kinder und leitet die Fotos dann an das Krankenhaus weiter. Die Ärzte dort entscheiden anhand der Fotos nach Art der Verletzung und den Behandlungsmöglichkeiten, welche Kinder sie behandeln können.

Die Verletzten werden dann von ihrer Heimat aus für ein Jahr in das Friedensdorf in Oberhausen und von dort in das Krankenhaus nach Wesseling zur Behandlung gebracht. Während dieser Zeit besteht keinerlei Kontakt zu den Angehörigen in der Heimat, da Fotos und Berichte von der Behandlung sie zu sehr aufregen oder schockieren könnten. Um die Zeit, die die Kinder ohne ihre Eltern verbringen müssen zu verkraften, ist eine psychologische Betreuung gewährleistet.

Zurzeit befinden sich zwei Mädchen aus Afghanistan aus der Nähe von Kabul in Behandlung in Wesseling. Die siebenjährige Shabona und die zwölfjährige Fahima erlitten vor mehr als drei Jahren schlimme Verbrennungen, die vermutlich durch Brandbomben verursacht wurden.

Shabona wurde insgesamt drei Mal operiert, um ihre Verbrennungen zu versorgen. Bei einer etwa vierstündigen OP wurde ein Muskel vom Rücken in Oberarm und Achselhöhle transplantiert. Dies war notwendig, denn ihre Verbrennungen waren so schlimm, dass ihr kompletter Arm mit der Achselhöhle und dem Oberkörper verwachsen waren und sie somit den Arm nicht mehr heben konnte.

1972 wurde die erste erfolgreiche Muskeltransplantation weltweit in Wesseling von Professor Neven Olivari durchgeführt. Dirk F. Richter, Chefarzt der Abteilung für plastische Chirurgie, der diese Art der Operation bei Olivari lernte, und Nina Schwaiger konnten nun an diesen Erfolg anknüpfen, denn mittlerweile kann das kleine Mädchen ihren Arm wieder vollständig anheben.

Die fünf Jahre ältere Fahima musste sechs Operation überstehen, die jeweils etwa zwei Stunden dauerten. Im Laufe dieser Operationen führten Schwaiger und Richter gleich mehrere Hauttransplantationen durch, da sie Verbrennungen an den verschiedensten Körperstellen erlitt. Seit vier Wochen befinden sich die Mädchen nun schon in Wesseling. Freiwillige vom Friedensdorf wechseln sich mit ihrer Betreuung ab. Anfang August werden sie zurück nach Oberhausen gehen, wo sich die Ärzte vor Ort um die Nachsorge der Operationen kümmern.

Die Kosten für die Operationen und den Krankenhausaufenthalt belaufen sich auf etwa 45.000 Euro. Die Finanzierung übernimmt das Krankenhaus, die behandelnden Ärzte verzichten auf ihr Honorar. "Wir sehen es gerade angesichts unserer christlichen Tradition als selbstverständlich an, mit unserem Know-how zu helfen - unabhängig von den Kosten", erklärt Professor Johannes Güsgen, Geschäftsführer der Katharina Kasper Via Salus GmbH. Sie seien zur humanitären Hilfe verpflichtet.

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