Familie nach spektakulärer Rettung wohlauf Seilbahn hätte wegen starker Windböen nicht fahren dürfen

Köln · Nach der spektakulären Rettungsaktion über dem Rhein hat die Suche nach der Ursache begonnen. Es war wohl der Wind, der dafür gesorgt hat, dass zwei kleinen Kinder und ihren Eltern stundenlang in luftiger Höhe gefangen waren. Nach WDR-Recherchen hätte die Bahn aus diesem Grund nicht fahren dürfen - die Böen seien absehbar gewesen.

Eine starke Windböe war wahrscheinlich der Auslöser für die spektakuläre Rettung einer Familie mit zwei kleinen Kindern aus einer Seilbahngondel über dem Rhein in Köln. "Das ist eine Spitze gewesen, die wir sonst nicht kennen", sagte der Sprecher der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Franz Wolf Ramien, am Mittwoch. Doch wie WDR-Recherchen ergeben haben, waren die starken Sturmböe absehbar. Die Kölner Staatsanwaltschaft teilte dem WDR auf Anfrage mit, dass sie Vorermittlungen durchführe. Sie prüfe den Sachverhalt auf seine strafrechtliche Relevanz.

Der Deutsche Wetterdienst hatte am 21. Oktober 2014 seit dem Vormittag mehrere Warnungen für das Kölner Stadtgebiet herausgegeben. Die erste mit Gültigkeit ab 10.00 Uhr kündigte starke Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten bis 17 Meter/Sekunde und eine Verschärfung der Situation am Nachmittag an. Nach Mitteilung eines Sprechers des Seilbahn-Betreibers, der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), wird die Seilbahn nur bis Windgeschwindigkeiten von 16 Metern/Sekunde betrieben. Um 11.18 Uhr erneuerte der Deutsche Wetterdienst seine Sturmwarnung. Um 15.21 Uhr warnte der Wetterdienst dann sogar vor Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten bis 28,4 Meter/Sekunde in exponierten Lagen.

Die Familie ist wohlauf

Das Elternpaar, ein Säugling und ein zwei Jahre alter Junge waren am Dienstagabend nach stundenlangem Warten von Höhenrettern aus der direkt über dem Rhein hängenden Gondel abgeseilt worden. Kinder und Eltern seien wohlauf, sagte ein Sprecher der Kölner Feuerwehr. Die in Köln wohnende Familie sei nach der Rettungsaktion nach Hause gebracht worden. Der Betrieb der Seilbahn ist bis auf weiteres eingestellt.

Am Dienstagnachmittag hatte das Personal der Seilbahn nach Angaben von Ramien bereits begonnen, die Gondeln wegen des Windes in die Station zu holen. Dies geschehe ab einer Windgeschwindigkeit von 14 Metern pro Sekunde, sagte der Sprecher. Der Deutsche Wetterdienst hatte für Köln vor stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen gewarnt.

Als die Seilbahn plötzlich stoppte, waren noch vier Gondeln unterwegs - zwei davon leer. Aus einer Kabine konnten zwei amerikanische Touristen relativ schnell befreit werden. Ihre Gondel hatte sich nach ersten Erkenntnissen an einem Träger der Seilbahn verhakt. Dadurch war auch die Weiterfahrt der anderen Gondeln blockiert.

Die genaue Ursache will der Seilbahnbetreiber KVB durch ein Gutachten klären lassen. Nach Angaben einer Sprecherin der Kölner Polizei prüft die Staatsanwaltschaft die strafrechtliche Relevanz der Seilbahn-Panne. Einzelheiten zum Ablauf der Rettungsaktion und zum Stand der Ermittlungen wollen Feuerwehr, KVB und die Bezirksregierung am Nachmittag bei einer Pressekonferenz in Köln berichten.

Starker Wind, Regen und Dunkelheit hatten die Rettung der Familie erschwert. Zwei Höhenretter mussten über eine auf der Zoobrücke stehende Drehleiter auf die Seile der Bahn klettern. Dann hangelten sie sich langsam zur der Kabine vor. Zunächst seilten sie Retter den Vater mit dem Säugling in ein unter der Gondel wartendes Boot ab, dann holten sie die Mutter herunter. Zum Schluss folgte ein Feuerwehrmann mit dem Zweijährigen.

Die Seilbahn, die den Zoo auf der linken Rheinseite mit dem gegenüberliegenden Rheinpark verbindet, ist seit 1957 in Betrieb und hat seitdem rund 17 Millionen Fahrgäste transportiert. Auf der Homepage wird die Bahn als "Kölns sicherstes Verkehrsmittel" bezeichnet.

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