Kögida-Demo in Köln abgesagt Oertel und Mitglieder des Pegida-Orgateams zurückgetreten

KÖLN · Der Zusammenhalt im Organisationsteam der islamkritischen Bewegung Pegida scheint zu bröckeln: Die Sprecherin der Gruppierung, Kathrin Oertel, und weitere Mitglieder des Organisationsteams haben laut "stern.de" alle Funktionen und Ämter niedergelegt. In Köln wurde derweil eine für Mittwochabend geplante Kundgebung des Pegida-Ablegers Kögida abgesagt.

Bei einer Sitzung am Dienstagabend sei es um die Rolle von Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann gegangen, der sich entgegen seiner Ankündigungen offenbar doch nicht ganz aus der Bewegung zurückziehen wolle. "Bild.de" zitierte am Mittwoch einen namentlich nicht genannten Pegida-Vize mit den Worten: "Frau Oertel, ich und drei weitere Mitglieder aus dem Pegida-Orgateam sind zurückgetreten."

Laut "Stern" sollen neben Oertel auch AfD-Mitglied Achim Exner, der Wirtschaftsberater Bernd-Volker Lincke und der ehemalige Meißner CDU-Stadtrat, Thomas Tallacker, zu den Aussteigern gehören.

Für eine offizielle Stellungnahme war zunächt niemand aus der Pegida-Spitze zu erreichen. Tallacker sagte auf dpa-Anfrage, er wolle sich vor Donnerstag nicht dazu äußern. Laut "Stern" haben die Beteiligten bis zu diesem Donnerstag Stillschweigen vereinbart.

Kögida: "Team ist krank"

In Köln wollte Kögida eigentlich Mittwochabend wieder ihre Anhänger mobilisieren, doch eine Erkältung bremste die Macher aus: Laut Organisatorin Melanie Dittmer gibt es am Abend keine Pegida-Demo in der Domstadt.

Wie Melanie Dittmer am Dienstagabend mitteilte, seien "einige im Team erkrankt mit einer Erkältung. Der Techniker hatte gestern schon Fieber." Aus diesem Grund habe man sich entschlossen, die für Mittwochabend geplante Kundgebung abzusagen. "Damit wir alle wieder ganz schnell gesund werden für kommenden Montag in Düsseldorf, sagen wir hiermit Köln (KÖGIDA) aus krankheitsbedingten Gründen ab", so Dittmer. Man wolle die Veranstaltung nicht "halbherzig" machen und "vollen Einsatz" bringen. Die Demo in Düsseldorf am kommenden Montag finde aber statt.

Ob die Demo nun wirklich ausfällt, ist jedoch nicht ganz klar. Der Polizei liegt bisher offenbar keine offizielle Absage des angemeldeten Kögida-Demonstrationszuges vor.

Eigentlich wollten die Teilnehmer der Kögida-Bewegung laut Polizei zwischen 18 Uhr und 21 Uhr zunächst am Bahnhofsvorplatz losgehen und weiter über die Straßen "An den Dominikanern", "Unter Sachsenhausen", "Tunisstraße", "Komödienstraße" und "Andreaskloster" zurück zum Ausgangsort ziehen.

Zur gleichen Zeit sind in der Nähe des Hauptbahnhofs eigentlich mehrere Gegendemonstrationen geplant, die inhaltlich gegen die Aussagen der Kögida-Bewegung gerichtet sind. So ruft beispielsweise die Initiative "Köln gegen Rechts" ihre Unterstützer zu einer lautstarken Gegen-Demo auf. Jede solle Soundsysteme mit Lautsprechern und Musikinstrumente mitbringen, um eine lautstarke "antifaschistische Street-Party" zu feiern.

Die Polizei erwartet wegen der Demos wieder Verkehrsbeeinträchtigungen und rät deshalb Autofahrern, den Bereich der geplanten Route weiträumig zu umfahren oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Auswärtige Gäste sollten ihre Fahrzeuge auf Park-and-ride-Plätzen abstellen, um mit Bussen und Bahnen in die Innenstadt zu kommen.

Wie viele Kögida-Anhänger in Köln am Mittwochabend mitdemonstriert hätten, ist derweil unklar. Fakt ist jedoch, dass die letzten Kundgebungen etwa in Düsseldorf und auch der eigentlichen Pegida-Hochburg in Dresden weniger Zulauf hatten.

Derweil hat sich die islamkritische Pegida in Dresden von der Dügida und auch von Kögida in Köln distanziert. Nach Angaben des Verfassungsschutzes sind die Demos in Köln und Düsseldorf nicht nur von Rechtsextremisten gesteuert, auch ein erheblicher Teil der Demonstranten kam bislang aus der rechtsextremen Szene. Organisatorin der Demos im Rheinland ist Melanie Dittmer, die auch für die mittlerweile nicht mehr stattfindenen Kundgebungen in Bonn verantwortlich war. Dort hatte es Demos des Pegida-Ablegers Bogida gegeben. Dittmer sitzt im Landesvorstand der rechtsextremen Splitterpartei ProNRW und ist frühere Funktionärin in der NPD-Jugendorganisation JN. Zuletzt hatte es Streitereien innerhalb er Pegida-Gruppierungen im Rheinland gegeben.

State Department warnt US-Bürger vor Pegida-Demos

Das State Department hat derweil US-Bürger in einer Reisewarnung für Deutschland auf mögliche Gefahren im Zusammenhang mit Pegida-Demonstrationen hingewiesen. Amerikaner in Deutschland sollten wegen angekündigter Proteste der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung" in einer Reihe deutscher Städte größere Menschenmengen meiden und besonders vorsichtig sein, hieß es in einer bereits am Montag herausgegebenen Mitteilung. Konkret wurden geplante Demonstrationen in Berlin, Frankfurt, München, Dresden, Leipzig und Köln in den kommenden Wochen sowie eine Kundgebung in Düsseldorf am Rosenmontag erwähnt.

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