Bezirksregierung Köln Eine Dienstbesprechung mit ordentlich Kawumm

KÖLN · Funken sprühen, der schwarz gekleidete, maskierte Mann schrickt auf, Polizeisirenen heulen, der Mann flieht, liefert sich einen Schusswechsel mit einem Polizisten, entkommt auf eine Stahlwendeltreppe und wird schließlich so schwer getroffen, dass er über das Geländer auf den harten Asphalt knallt. So geschehen am Dienstag in Köln.

 Hinter dem vermeintlich harmlosen Mülleimer steht der Sprengstoff. Per Fernzünder wird die Explosion ausgelöst.

Hinter dem vermeintlich harmlosen Mülleimer steht der Sprengstoff. Per Fernzünder wird die Explosion ausgelöst.

Foto: Fries

Allerdings nicht während einer Verbrecherjagd, sondern während einer Schulung für Mitarbeiter der Bezirksregierung im Dezernat 55 mit dem Thema "Explosionsgefährliche Stoffe". Hinter der 55 steckt der "Technische Arbeitsschutz". "Wir befassen uns mit Sprengstoff", erklärte Christian Hausen von der Bezirksregierung, der den Workshop konzipiert hatte.

In sein Dezernat fällt auch die stichprobenartige Kontrolle der Feuerwerksraketen im Einzelhandel kurz vor Silvester. Aber Hausen und seine Kollegen müssen eben auch Anträge prüfen und erlauben, die irgendeine Explosion beinhalten.

Etwa bei Filmdrehs für Cobra 11, Tatort oder Blockbuster - wie zuletzt "Autobahn". 2013 waren das unterm Strich 109 genehmigungspflichtige Effekte. Zum Vergleich: Bonn zählte zwölf, der Rhein-Erft-Kreis 23 und der Rhein-Sieg-Kreis zehn Effekte.

In der Theorie haben sie strenge Vorschriften. Aber wie fühlt sich eigentlich eine Explosion aus zehn Metern Entfernung bei Einhaltung des Sicherheitsabstands an? Immer noch ziemlich heiß, wie die Zuschauer hinter dem Absperrband nun wissen. Für Hausen hatte die Simulation einen Lerneffekt: "Drei Meter Sicherheitsabstand wirken auf dem Papier anders als die gespürte Hitze am Bein."

Die Kölner Produktionsfirma "Action Concept" verwandelte dazu den Innenhof in der Zeughausstraße in einen Drehort. Ohne Entgelt. "Auch wir legen großen Wert auf eine reibungslose Zusammenarbeit mit der Behörde", sagte Tom Dülks, Cheftechniker bei "Action Concept". Denn bevor etwas in die Luft geht, stehen viele Entscheidungsschritte an.

Unterschiedliche Interessen müssen gebündelt werden. So gibt auch die Feuerwehr eine Stellungnahme mit ihrer Einschätzung zum Brandschutz, Personengefährdung und potenziellen Anrufen besorgter Anwohner des "Tatorts" in den Leitstellen ab.

Aber nicht immer kommen alle Interessen überein. Der Landschaftsschutz ist immer wieder ein ernstzunehmender Grund. Der Decksteiner Weiher ist so eine Gegend, in der sämtliche Pläne für ein Feuerwerk, und sei es noch so klein, einfach nicht genehmigt werden können. Oder eben, wenn Sicherheitsabstände partout nicht eingehalten werden können. "Aber ein Null-Risiko gibt es nicht", weiß auch Hausen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort