In Köln beginnt Wettbewerb ums OB-Amt Ein Wahlkampf in stürmischer Zeit

KÖLN · Die parteilose Henriette Reker stützt sich auf ein breites Bündnis. Wenn das keine Vorboten eines stürmischen Wahlkampfs sind: Kräftige Windböen wehen an diesem Nachmittag über den Kölner Rheinauhafen - just zu dem Zeitpunkt, als CDU, FDP und Grüne den Wahlkampf ihrer gemeinsamen Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker eröffnen wollen.

 Damit das Plakat nicht umfällt: Henriette Reker bei der Eröffnung ihres Wahlkampfes.

Damit das Plakat nicht umfällt: Henriette Reker bei der Eröffnung ihres Wahlkampfes.

Foto: dpa

Als erstes wirft der Wind das kleine Plakat mit Rekers Konterfei und dem Spruch "Vom Straßenfest bis zur Opernpremiere. Unsere Kultur wertschätzen" um. Wie treffend, denn Premieren wird es in absehbarer Zeit in der weiterhin sanierungsbedürftigen Oper wohl nicht geben.

Doch stürmischer als das Wetter wird es in den Wochen bis zum 13. September - und womöglich bis zur Stichwahl zwei Wochen später - vermutlich politisch werden. Schließlich steht dem breiten Jamaika-Verbund der parteilosen Kandidatin, zu dem auch die Freien Wähler und die Gruppe "Deine Freunde" gehören, die mächtige Kölner SPD mit ihrem Vorsitzenden, dem Landtagsabgeordneten Jochen Ott, als OB-Bewerber entgegen. Der 41-Jährige betont in Interviews gern, dass er sich in der Rolle des Antreibers sehe, der eigene Ideen verwirklichen wolle und bereit sei zur Führung.

Die 58-jährige Sozialdezernentin hebt hingegen stets ihre Verwaltungserfahrung hervor. Das ist auch das, was ihre Unterstützer aus dem schwarzen, dem grünen und dem blau-gelben Lager anführen, wenn es um die Qualitäten der Kandidatin mit dem ungewöhnlichen Unterstützerbündnis geht. Zum Beispiel der frühere Bundesinnenminister Gerhart Rudolf Baum (FDP): "Wir wollen Luftveränderung in die Stadt bringen und gegen den starken SPD-Block gewinnen", sagt er im Gespräch mit dem GA und lobt Reker dann als "fach- und sachkundige Kandidatin, die eine Verwaltung führen" könne.

Schulministerin Sylvia Löhrmann, die Wert darauf legt, dass sie an diesem Tag ausschließlich als Spitzenpolitikerin der Grünen nach Köln gekommen sei, betont, dass es die Grünen gewesen seien, die Reker als Sozialdezernentin in Köln vorgeschlagen hätten.

n ihr zeige sich: "Frauen können kompetent Politik machen: Wir haben eine Bundeskanzlerin, eine Ministerpräsidentin, aber keine Frau als Oberbürgermeisterin einer großen Stadt." Das müsse sich ändern. Was Hannelore Kraft zu ihrem Engagement für eine Jamaika-Kandidatin sage, wird Löhrmann gefragt. Spitz kommt die Antwort: "Es geht um die Sache, es geht um Köln, für das Land bedeutet das überhaupt nichts, ich arbeite sehr gern mit Hannelore Kraft zusammen."

Als das große, ziemlich grüne Reker-Plakat enthüllt wird, wirkt Löhrmann sehr zufrieden. Andere beginnen zu frotzeln: "Wo ist denn Euer Orange?", fragt FDP-Landeschef Christian Lindner seinen CDU-Kollegen Armin Laschet. "Gelb sehe ich aber auch nicht", gibt Laschet zurück. Lindner vermerkt ein kleines blaues Kästchen unten rechts. "Unser Blau", meint der CDU-Mann daraufhin.

Laschet wird dann schnell wieder ernst. "Köln wird unter Wert regiert", sagt er, die Stadt könne viel dynamischer werden. Ab dem Herbst werde es darum gehen, Verkrustungen in der Verwaltung aufzubrechen. Doch die Oberbürgermeister-Wahl in der größten Stadt in NRW ist für den CDU-Landesvorsitzenden nicht die wichtigste im September, sagt er.

"Für mich steht Bonn an erster Stelle", so Laschet zum GA, "dann ist Köln wichtig, Essen zurückzugewinnen wäre schön, und Krefeld, Wuppertal und Münster zu halten ebenfalls." Die Kölner, für die ihre Stadt immer die wichtigste ist, dürften das nicht gerne hören oder lesen.

Wahlen in 179 Kreisen, Städten und Gemeinden in NRW

In der Regierungszeit von CDU und FDP zwischen 2005 und 2010 fiel die Entscheidung, die Wahlen der Rathaus- und Kreishauschefs von denen der Kommunalparlamente abzukoppeln. Statt einer fünfjährigen Amtszeit erhielten die Gewählten im August 2009 ein Mandat für sechs Jahre.

Ein wichtiges Ziel: Die Stärkung des Spitzenmannes oder der Spitzenfrau in den Verwaltungen. Rot-Grün aber drehte das Rad wieder zurück, so dass ab der nächsten Kommunalwahl Parlamente und Verwaltungschefs wieder gemeinsam gewählt werden.

Dass am 13. September die Wahlen in 179 Kreisen, Städten und Gemeinden stattfinden, hat nun wiederum damit zu tun, dass sich die meisten der Verwaltungschefs in den 427 Kreisen und Kommunen im Land vorzeitig zur Wahl stellten - nämlich im vorigen Jahr, so dass dort seinerzeit schon wieder eine parallele Wahl von Kommunalparlamenten und Rathauschefs ermöglicht wurde. Neu verteilt werden die Chefsessel etwa in Köln, Essen, Bochum, Mülheim, Wuppertal, Bonn, Krefeld und Münster.

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