Lebensmittelmesse Anuga Drink aus Algen, Smoothie aus Spinat

KÖLN · Der Geschmack liegt irgendwo zwischen Minze und Kräutertee mit sehr wenig Zucker. "Helga" ist gewöhnungsbedürftig, liegt aber voll im Trend: Der vegane Drink auf Algenbasis ist eines von insgesamt 61 innovativen Produkten, die gestern zum Auftakt der Lebensmittelmesse anuga in den Deutzer Messehallen vorgestellt wurden.

Am Samstag öffnet die weltgrößte Businessplattform der internationalen Ernährungswirtschaft für fünf Tage ihre Tore, und die erwarteten 7000 Aussteller aus 100 Ländern bringen die Veranstalter an ihre Kapazitätsgrenzen: Das mit 284 000 Quadratmetern immerhin fünftgrößte Messegelände der Welt sei bis auf den letzten Quadratzentimeter ausgelastet, verkündete der Leiter des Messemanagements, Dietmar Eiden, auf der Eröffnungspressekonferenz.

"Unsere Ernährungsriten lösen sich auf", erläuterte Wolfgang Adlwarth den branchenbestimmenden Trend. Das klassische, im Kreis der Familie eingenommene Mittagessen sei ein Auslaufmodell, und weil wir alle so viel mobiler geworden seien, werden gute Ernährung für unterwegs und Fertiggerichte für zuhause immer wichtiger, so der Marketingmanager bei der Vorstellung einer gemeinsam vom Branchenverband BVE und der Gesellschaft für Konsumforschung GfK in Auftrag gegebenen Studie.

In den letzten drei Jahren sei die Mengennachfrage nach Lebensmitteln im Einzelhandel um 3,8 Prozent gesunken. "Frühstück und Mittagessen verlagern sich immer häufiger vom heimischen Tisch nach draußen", so Adlwarth weiter. So gewinne die gesunde und bewusste Ernährung sowohl außer Haus als auch in Form von Teilfertig- und Fertigprodukten für zuhause gleichermaßen an Bedeutung.

Das spiegeln auch die Gewinner des Innovationswettbewerbs wider: Außer dem eingangs erwähnten Algen-Drink fanden sich dort so unterschiedliche Produkte wie ein Smoothie-Riegel mit Spinat, tiefgekühlte, panierte Avacadoscheiben, kalt gepresstes natives Kokos-Öl oder süß und herzhaft gefülltes Brot zur schnellen Zubereitung im heimischen Toaster.

Immer öfter beobachte man eine Gleichzeitigkeit von Unaufmerksamkeit und bewusster Ernährung, so Adlwarth abschließend: Will heißen, dass viele Verbraucher sich zwar bewusst ernähren wollten, aber dabei bisweilen aus Bequemlichkeit nachlässig seien. Dennoch definieren sich aber immer mehr Verbraucher gerade auch nach außen hin über ihre Ernährung: "Essen wird politischer - wir sehen, was ein selbstbewusster Verbraucher bewirken kann", fasst Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie BVE das Lebensgefühl vieler Konsumenten zusammen.

Das kann man offenbar über ein öffentlich konsumiertes Getränk am besten ausdrücken - anders lässt sich die Unzahl ausgefallener Softdrinks in veganer oder Bioqualität kaum erklären: Neben "Helga" - der Name soll übrigens eine Abkürzung für "Healthy algae", also gesunde Alge sein - reicht das Angebot vom Spinat-Smoothie "froosh" über "infusion", einen Olivendrink mit Gurke und Wacholder bis zu einem veganen Bio-Energy-Drink namens acáo.

Die Zielgruppe der Lohas, also der Verbraucher, die Wert auf gesunde und nachhaltig produzierte Lebensmittel legten, sei seit 2008 stetig gestiegen: So lasse sich auch erklären, warum vegane Ernährung zu einem der wichtigsten Messethemen geworden sei. Und überhaupt ist "Free from ..." eines der Modeschlagworte der Messe: Ob frei von tierischen Produkten oder je nach Lebensmittelunverträglichkeit frei von Gluten, Milcheiweiß oder Zucker.

Frei von Zucker ist übrigens ein Ereignis ganz bestimmt nicht: Am 11. Oktober findet im Rahmen der Messe die Wahl zum Pâtissier des Jahres statt und mit Kay Baumgardt vom Restaurant Yunico ist auch ein Bonner unter den Finalisten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort