Aachener Weiher in Köln Die Brücke am Weiher

KÖLN · Sie ist fertig. Jawoll. Und Gerd Neweling, Leiter des Kölner Amtes für Brücken und Stadtbahnbau, ist merklich erleichtert. Pünktlich zum Beginn des Wonnemonats ist die Überquerung zwischen dem Zierteich des Museums für Ostasiatische Kunst und dem Aachener Weiher keine Baustelle mehr.

 Das (vorläufige) Ende von Schilda in Köln: Die Brücke zwischen Museumsteich und Aachener Weiher ist fertig.

Das (vorläufige) Ende von Schilda in Köln: Die Brücke zwischen Museumsteich und Aachener Weiher ist fertig.

Foto: Marko Simunovic

Damit geht eine mehr als sieben Jahre dauernde Geschichte zu Ende, die 25 Meter eine halbe Million Euro kosten ließ - und aus Köln Schilda machte.

Dabei fing alles ganz harmlos an. Der Aachener Weiher ist ein freundliches kölsches Plätzchen der Naherholung, mit allem, was man so braucht: ein Stückchen Nass zum Abkühlen des Blickes, ein Biergarten dran zum Durstlöschen, ordentlich Grün drumherum mit ein paar Grillplätzen und gegenüber ein Museum.

Wäre es ein schnödes Verwaltungsgebäude oder Firmenhaus gewesen, wäre es vielleicht anders gekommen mit der Brücke. Sie hätte sich in einem unspektakulären Jahr Bauzeit als kurze graue Betonlinie übers Wasser erhoben und kein Mensch hätte was gesagt. Eine Fußgängerüberquerung von vielen eben. Aber da gab es ja das Museum für ostasiatische Kunst. Und gequert werden sollte nicht ein Weiher, sondern die Mündung zwischen Weiher und dem formvollendet angelegten Museums-Zierteich. Da darf es dann doch ein bisschen mehr sein.

So kam Kunio Maekawa, ein japanischer Architekt, ins Spiel. Er entwarf eine Brücke mit japanischer Note, für die schickes Holz aus Kamerun verwendet wurde - Asien traf Afrika. Aber nur kurz, denn Afrika hielt der rheinischen Witterung nicht lange stand. Der hölzerne Nachfolger aus der heimischen Natur, deutsche Eiche, fühlte sich aber auch nicht langfristig wohl überm Kölner Weiher-Teich-Wasser.

2003 dringt es dann in die Öffentlichkeit, das böse Wort "akute Einsturzgefahr". Das städtische Brückenbauamt empfiehlt, was einer Fußgängerüberquerung entspricht: Beton. "Aber ganz feinen, der sich filigran verarbeiten lässt", fügt Amtsleiter Neweling hinzu. Es hilft nichts, Politik und Bürgertum hören nur "Beton" und sagen "Nein". Zwei Jahre wird gestritten, derweil wird die Brücke immer morscher, neben ihr sorgt eine gar nicht filigrane, sondern einfach nur zweckmäßige Hilfsbrücke dafür, dass Mensch, Tier, Räder und Kinderwagen zumindest weiter hinüber können.

Mehr aber auch nicht. Und das Hinüberkommen war kein Vergnügen: "Wenn da jemand drüber lief, dann machte das einen Krach, den konnte man bis in den Biergarten hören", sagt Frank Zegelski (50). "Das ganze Behelfsding hat gedröhnt." Den Klang hat auch Birgit Dunker (68) noch in den Ohren. Regelmäßig dreht sie am Weiher ihre Joggingrunden. In den vergangenen Jahren aber ums Museum herum: "Das war leiser."

Es herrschte in der Tat Handlungsbedarf. Nur handeln wollte keiner: "Wir haben ja eine Ausschreibung gemacht", sagt Brückenamtsleiter Neweling. "Aber keiner hatte Interesse, die Brücke zu bauen."

Als sich schließlich doch einer fand, 2011, war es der Falsche: "Eine Woche, nachdem die Holzbohlen lagen, bogen sie sich bereits durch", erzählt Neweling. "Und dann war das Holz auch noch von Schädlingen befallen." Konsequenz: Baustopp. Und, wie es im behördlichen deutschen Leben (nicht nur in Köln) nun mal sein muss, eine neue Ausschreibung. Tropenholzartig ist das Holz, das jetzt die 25 Meter Wasserfläche überwindet. Man mag es kaum sagen: Es ist afrikanischer Natur. Ob der Klimawandel es Afrika beim zweiten Mal leichter macht in Kölle? Der Kölner an sich nimmt das Holz jedenfalls an, egal, woher es kommt. Hauptsache, es hält. "Sieht gut aus", befindet Rosi Wagner (37) sogar, lehnt entspannt gegen das Geländer und beobachtet ihre anderthalbjährige Tochter Luka, die - fast geräuschlos - über die Bohlen stiefelt.

Dass der irgendwie ja doch übersichtliche Spaß eine halbe Million Euro gekostet hat, macht sie allerdings "ein bisschen fassungslos. Mit dem Geld hätte man viel wichtigere Dinge finanzieren können." Franz Zegelski dagegen genießt das Hier und Jetzt: "Am liebsten würde ich mich jetzt der Länge nach auf die Brücke legen - dass die mal fertig wird, habe ich nicht mehr geglaubt."

Joggerin Birgit Dunker hat für die fertige Brücke nicht wirklich einen Blick. Sie läuft drüber, läuft weiter und ruft: "Das ist eine typische Kölner Geschichte - Schilda eben, wie es leibt und lebt."

Neweling bleibt angesichts der Aussage, die Brückengeschichte sei für die Kölner und nicht nur die eine ausgemachte Posse, gelassen: "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen", sagt er kurz.

Und im Museum? Liegen Maulkörbe bereit, in Gestalt von Visitenkarten des Kölner Brückenbauamtes. Ein Mitarbeiter dort wagt die Aussage: "Ich bin schon froh, dass es jetzt vorbei ist. Ich habe ja jahrelang diese Baustelle vor Augen gehabt." Mehr sagt er nicht, sondern zückt brav die Amts-Karte, "falls weitere Fragen sind". Nein, es reicht schon.

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