Kölner Dom Dicht an dicht vor dem Schrein

KÖLN · Seltene Gelegenheit: Der Kölner Schrein der Heiligen Drei Könige war am Montag offen. Die Rampe zum Schrein der Heiligen Drei Könige knarzte unaufhörlich. Tausende Menschen waren über den Tag verteilt in den Kölner Dom gekommen, um am Dreikönigstag die Reliquien von Caspar, Melchior und Balthasar anzusehen.

 Mit Gitter statt Trapezplatte präsentierte das Erzbistum Köln zum Dreikönigstag die Gebeine von Caspar, Melchior und Balthasar.

Mit Gitter statt Trapezplatte präsentierte das Erzbistum Köln zum Dreikönigstag die Gebeine von Caspar, Melchior und Balthasar.

Foto: Ariane Fries

Doch bevor es den nahezu uneingeschränkten Blick auf die Gebeine gab, mussten sie über eben jene Sperrholzplatten gehen. Ausnahmsweise waren sogar Fotoaufnahme erlaubt. "Aber nur, wenn sie nicht stundenlang davor stehen und knipsen", sagte ein Domschweizer einer Besucherin mit Nachdruck und ermahnendem Blick.

Nur ein Mal im Jahr, eben zum Dreikönigstag, dürfen Neugierige so nah an den Kölner Schatz heran. Nach den Gottesdiensten führte zudem eine Prozession unter der Vitrine her. "Der Segen der Heiligen soll so auf die Drunterhergehenden abfallen", erklärte Domführerin Petra Lentes-Meyer das Ritual. Das sei auch als Bild für den eigenen Lebensweg zu verstehen. "Mut haben, etwas zu wagen. Jeder wünscht sich doch Schutz bei seinem Weg", verriet Lentes-Meyer ihre persönliche Deutung des Brauchtums.

Doch bis heute ist nicht erwiesen, dass dort tatsächlich die echten Gebeine der Weisen aus dem Morgenland aufbewahrt werden. Lentes-Meyer versicherte, dass die Knochen sehr wohl von Menschen stammen.

So viel sei bewiesen. Weitere Reliquien der Heiligen Drei Könige befinden sich im Hildesheimer Dom und in der Mailänder Basilika. "Einige Finger werden in Hildesheim aufbewahrt und ein bisschen was wurde auch nach Mailand zurückgegeben", sagte die 49-Jährige. Denn von dort stammen die Überreste ursprünglich. Erzbischof Rainald von Dassel brachte die Gebeine vor 850 Jahre an den Rhein.

Zum Dreikönigstag wurde nun die undurchsichtige Trapezplatte an der Front, die normalerweise die Sicht auf die Schädel gänzlich verwehrt, an der goldenen Front gegen ein Gitter ersetzt. Dahinter liegen die drei Häupter plus den jeweiligen Kronen. Einige Besucher zeigten sich etwas enttäuscht von dem doch recht distanzierten Anblick aus rund drei Metern Entfernung. Das sei mal ganz anders gewesen. Und: So sei gar nichts zu sehen.

Die drei Studenten Alexander Hefft (25) sowie Tine und Jan Schütte (25 und 28 Jahre) aus Köln erinnerten sich ebenfalls noch an Dreikönigstage, die einen näheren Blick auf die Gebeine ermöglichten. "Früher konnte man bis an die Vitrine herantreten", sagte Jan Schütte. Seine Schwester Tine findet das schade, aber verständlich. Schließlich sei auch der Dom nicht vor Vandalismus sicher.

Die Geschwister verbinden mit dem Dreikönigstag ansonsten Erinnerungen an ihre Zeit als Messdiener. Dazu dürfte auch der sehr prägnante Weihrauchgeruch im Dom beigetragen haben. Freund Simon Landsberg (25) war zwar schon öfter im Dom, aber zum ersten Mal direkt vor dem goldenen Schrein hinter dem mittelalterlichen Hochaltar. Seine drei Freunde haben ihn am Montag dazu überredet.

"Das Kommödchen gehört einfach zu Köln. Das muss man kennen", überzeugte Hefft den eigentlich aus Hamburg stammenden Landsberg. Über den materiellen Wert im Inneren der Vitrine machten sich die Studenten weniger Gedanken.

Denn eines sei sicher: Heute sei das nicht mehr finanzierbar. "Außerdem wurde es handwerklich unglaublich aufwendig hergestellt", findet Hefft. Auch Landsberg war beeindruckt von dem Schrein. "Das ist schon interessant zu sehen und auch noch mal etwas anderes", urteilte er abschließend.

Auch für die berufsbedingte Stammbesucherin Lentes-Meyer ist die Vitrine im Zentrum des gotischen Turms immer noch "etwas Besonderes". Alleine der ideelle Wert sei unschätzbar. Wie viel der Schrein allerdings gekostet hat, mag sie nur schätzen. "Ich bin mir sicher, dass in den Bau mehrere Millionen investiert wurden", sagte sie.

Alleine die Vorderseite bestehe nur aus Gold. Die anderen Seiten seien aus vergoldetem Silber gemacht worden. Mehrere Goldschmiede haben über 30 Jahre daran gearbeitet. Finanziert wurde der Bau des Dreikönigenschreins durch Spenden von Königen und Pilgern sowie durch Stiftungen. Ob die Kirche wohl auch heutzutage so viel dafür investieren könnte? "Können könnte sie vielleicht, aber ob sie das wollte? Die Reliquienverehrung steht heute nicht mehr so im Vordergrund wie damals", sagte Lentes-Meyer.

Von Mailand an den Rhein

Erzbischof Rainald von Dassel brachte vor 850 Jahren die Gebeine als Kriegsbeute aus Mailand an den Rhein. Mithilfe einer List reiste er mit den kostbaren Gebeinen und dem Schrein 1164 in die Stadt. Denn seine Reiseroute hatte er an das Domkapitel verschickt. Diese Informationen gelangten wiederum an vermeintliche Feinde. Und diese lauerte dem Bischof überall auf. Nur nicht entlang seines Weges. Für Köln war der Coup von von Dassel ein Glücksfall. Sie sind der Grund für den Bau des Kölner Doms. Außerdem kamen viele Pilger mit wertvollen Opfergaben an den Rhein. Zudem zeigt das Stadtwappen die Kronen der Heiligen Drei Könige.

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