Bandleader James Last starbe mit 86 Jahren Der Partykönig erfand den "Happy Sound"

BONN · Musik war seine Droge, hat er einmal festgestellt - und sie hatte absolute Macht über ihn. Wie anders ist es zu erklären, dass der 1929 in Bremen als Hans Last geborene Bandleader, Komponist und Arrangeur bis zuletzt arbeitete, auch nach mehr als 60 Jahren nicht von der Bühne abtreten wollte.

 Sein letzter Auftritt: James Last am 26. April dieses Jahres in der Kölner Lanxess-Arena.

Sein letzter Auftritt: James Last am 26. April dieses Jahres in der Kölner Lanxess-Arena.

Foto: Thomas Brill

Erst Ende April beendete er, gerade 86 geworden, seine "Non Stop Music"-Abschiedstour in der Kölner Lanxess-Arena; es war, nach "The Last Tour" 2013, sein inzwischen vierter Anlauf zum absolut letzten Konzert. Es würde nicht sein letzter sein, mutmaßten Kenner seiner Karriere.

"Ich mach' zwar keinen Salto mehr auf der Bühne, aber wenn ich da stehe, dann ist es für mich dasselbe Gefühl wie damals", sagte James Last vor dem Kölner Auftritt im vergangenen April. "Die Krönung ist für mich jedes Mal, wie die Leute auf die Musik reagieren. Als stressig empfinde ich das gar nicht, im Gegenteil. Für mich ist das Spaß."

Im Herbst 2014 wurde er an Darm und Prostata operiert, es gab Komplikationen. Dennoch absolvierte er mit den 34 Musikern seines Orchesters die große Abschiedstour. Jetzt hat er für immer Abschied genommen. Am Dienstag ist Last im Alter von 86 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie in Florida gestorben.

Der "Happy Sound" war seine Erfindung. Der Sohn eines Gasablesers reagierte auf geniale Weise auf das allmähliche Aussterben der Tanzorchester: Er verwandelte Pop in Potpourris. Stücke der Beatles und der Byrds zum Beispiel arrangierte er für eine Instrumentalformation. 1965 erschien sein erstes "Non Stop Dancing"-Album.

Kurt Cobain, Bob Marley und Tupac sitzen am Frühstückstisch und auf einmal tänzelt James Last wohlfrisiert durch die Mensa. Elvis lächelt.

Claudius Holler (@C_Holler) 11. Juni 2015Die Titel, unterlegt mit Partygeräuschen, gingen nahtlos ineinander über. Eine Erfolgsformel war geboren. Hans hieß nun James Last und hob in Diensten der Polydor die Grenzen zwischen U- und E-Kultur auf. Swing, Pop, Volksmusik, Mozart oder Monkees - egal. Seine Neugier ließ nie nach, Last arbeitete mit Jan Delay und Fettes Brot zusammen, rühmte Helene Fischer und bewunderte Lady Gaga: "Was die auf der Bühne bringt, ist brillant."

Er hatte Erfolg: auf der ganzen Welt, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten. Mit konservativ geschätzt mehr als 80 Millionen verkauften Tonträgern, mit 17 Platin- und mehr als 200 Gold- Schallplatten gilt er als einer der erfolgreichsten Musiker überhaupt. 110 Alben, das muss ihm heute einmal einer nachmachen.

Lasts Musikalität fiel nicht vom Himmel. Schon als Sechsjähriger lernte er Klavierspielen. Ab 1943 besuchte er die Heeresmusikschule Bückeburg. 1946 kam er zum Tanz- und Unterhaltungsorchester von Radio Bremen. Zwei Jahre später gründete er das Last-Becker-Ensemble. 1955 wechselte er zum NWDR-Tanzorchester nach Hamburg und begann 1956 mit ersten Orchesterbearbeitungen für den Rundfunk.

Er war Arrangeur für Freddy Quinn, Caterina Valente, Helmut Zacharias, Peter Alexander und viele andere. Für Elvis Presley komponierte er das Stück "Fool" und schrieb die Melodie zum "Traumschiff". Die dienende Rolle missfiel ihm jedoch: "Ich wollte nicht den Rest meines Lebens in dermaßen vorhersehbaren Bahnen verbringen und der Mann im Hintergrund sein, der sich für andere die Finger wund schrieb", erinnerte er sich. Also wurde er selbst zum Star.

James Last gehörte zur alten Bundesrepublik wie der Partykeller, die Peter-Alexander-Show, Peter Frankenfeld, "Der blaue Bock" und das Samstagabend-Bad. Der Bandleader hat bis ins 21. Jahrhundert alle Generationen musikalisch versorgt. Der Partykönig, der Millionen zum Tanzen brachte, verrichtete seine Bühnenarbeit mit minimalistischem Körpereinsatz, Taktandeutungen reichten ihm aus. Nahezu bewegungslos führte er seine Musiker. Schon zu Lebzeiten war James Last sein eigenes Denkmal.

Reaktionen zum Tod von James Last

Der Tod von James Last ist auch in Großbritannien mit großer Trauer aufgenommen worden. Britische Medien verbreiteten die Nachricht am Mittwoch mit Eilmeldungen. James Last war jahrzehntelang und bis zuletzt Dauergast auf britischen Bühnen, sein Musikstil des "Easy Listening" kam beim britischen Publikum besonders gut an. Mehr als 90 Konzerte gab er mit seinem Orchester in der ehrwürdigen Royal Albert Hall.

Die Bremer Landesregierung erklärte, die Hansestadt trauere um ihren erfolgreichen Sohn. "Ungeachtet seiner späteren Übersiedlung in die USA hat sich James Last immer als ,Bremer Jung' zu seiner Heimatstadt bekannt. Er hat sich als ,Botschafter' Bremens um das Ansehen der Hansestadt in der Welt verdient gemacht", erklärte Jens Böhrnsen.

Im elektronischen Kondolenzbuch hatten sich wenige Stunden nach Bekanntwerden des Todes bereits Hunderte James-Last-Fans eingetragen. Til Schweiger twitterte: "Mein Gott, was war das für ein toller Mann!!!"

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