Familie mit Säugling saß in Köln fest Albtraum hoch über dem Rhein

Köln · In Köln sind mehrere Gondeln der Seilbahn über den Rhein bei stürmischem Wetter stecken geblieben. Stundenlang musste eine junge Familie in einer Seilbahnkabine über dem Rhein in Köln ausharren. Dann seilten Höhenretter die Eltern und ihren beiden kleinen Kinder ab.

"Köln schwebend genießen", steht auf der Internetseite der Rheinseilbahn. Die in der Gondel eingeschlossenen Passagiere müssen diesen Satz gestern Abend als Hohn empfunden haben. Rund drei Stunden waren eine vierköpfige Familie mit einem Baby und einem zweijährigen Kind sowie zwei Touristen aus Amerika in einer weiteren Gondel hoch über dem Rhein gefangen. Der Notruf der Fahrgäste löste einen umfassenden Einsatz der Feuerwehr aus, die ihre Höhenretter zur Zoobrücke schickte.

Der Albtraum für die Fahrgäste begann gegen 17.30 Uhr. Plötzlich ging es für die insgesamt sechs Fahrgäste nicht mehr voran. Zu dieser Zeit zog ein Tief mit kräftigen Sturmböen über Köln hinweg.

Die Höhenretter hangelten sich über die Seile zu einer Gondel und seilten sich mit den bei den Amerikanern nahe dem Pylon über der Zoobrücke auf sicheren Boden ab. Tyler Bender und Dylan Petraitis aus den USA wurden in ein Krankenhaus gebracht, sie erlitten aber offenbar keine Verletzungen.

Die Familie mit den Kleinkindern musste bis nach 20 Uhr in einer Gondel hoch über dem Strom ausharren. Dann machten sich die Höhenretter auf dem Weg zu dieser Gondel und seilten erst den Vater mit dem Säugling, die Mutter und dann den zweijährigen Sohn ab - in völliger Dunkelheit über dem Rhein auf ein Feuerwehrboot. Die Eltern mussten mit ansehen, wie sich ihr Kind zum Schluss allein in der Gondel befand, bevor es von einem Höhenretter befreit wurde.

Nach ersten Erkenntnissen der KVB, die die Rheinseilbahn betreibt, hatte sich über einer Gondel ein Rad verkantet. "Es ging weder vor noch zurück", sagte ein Feuerwehrsprecher. Dieses Rad sollte am Abend wieder eingehängt werden, um so die Familie sicher auf den Boden zu bringen. Dies gelang offenbar jedoch nicht.

Möglicherweise wurde der Vorfall durch das Sturmtief "Gonzalo" ausgelöst, das gestern Nachmittag über Köln zog. Die Ursache für den Defekt sei noch unklar, sagte ein KVB-Sprecher. Die Seilbahn wegen des widrigen Wetters nicht mehr fahren zu lassen, sei kein Thema gewesen. Der Windmesser an der Anlage habe am Nachmittag keine kritischen Werte angezeigt. Bei einem Sturm vor einigen Jahren hatte sich der Betreiber dazu entschlossen, die Bahn zu stoppen.

Die KVB will die defekte Kabine heute untersuchen. Eine Sprecher des Unternehmens sicherte eine "intensive Ursachenforschung" zu. Einen ähnlichen Vorfall hat es mit der Seilbahn noch nicht gegeben. Im Jahr 2006 hingen 70 Fahrgäste nach einem Stromausfall eine halbe Stunde in der Seilbahn fest. Erst vor einigen Monaten hatten die Höhenretter der Feuerwehr ein Rettungsszenario am Ort des gestrigen Geschehens geübt.

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