Todesopfer geborgen Haus in Köln nach tödlichem Brand nicht betretbar

KÖLN · Am Mittwochabend ist es zu einem katastrophalen Brand in einem Wohnhaus im dicht bebauten Kölner Severinsviertel gekommen: Zwei Menschen starben in einem Altbau. Die Opfer sind bisher nicht identifiziert.

Todesopfer geborgen: Haus in Köln nach tödlichem Brand nicht betretbar
Foto: Feuerwehr Köln

Die beiden Todesopfer des verheerenden Brandes im Kölner Severinsviertel wurden am Donnerstagmittag von der Feuerwehr geborgen. Die Wehrleute mussten die Leichen mittels einer Drehleiter aus dem Haus holen, das aktuell nicht betreten werden kann. Die Kölner Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übergenommen. Eine Sprecherin der Polizei sagte dem GA am Donnerstag: "Wir können noch keine etwaigen Spuren sichern und ermitteln", hieß es. Offiziell vermisst werde aktuell niemand mehr. Die zwei Menschen, die bei dem Feuer am Mittwochabend ums Leben gekommen waren, sind bislang nicht identifiziert worden. "Es ist auch noch nicht bekannt, ob es sich bei ihnen um Bewohner des Hauses handelt oder um Besucher", so die Sprecherin. Wie es zu dem Brand kommen konnte, ist nach wie vor unklar.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker war am Donnerstagmorgen vor Ort und dankte den Einsatzkräften, insbesondere der Kölner Feuerwehr. „Meine Gedanken waren in der Nacht bei den Angehörigen der Opfer", sagte Reker, "im Namen der Stadt Köln, aber auch ganz persönlich, spreche ich Ihnen mein tief empfundenes Beileid aus und wünsche Ihnen viel Kraft in dieser schweren Situation. Als Stadt werden wir dort unterstützen, wo wir es können. Den Verletzten wünsche ich eine rasche und vollständige Genesung."

Die Löscharbeiten der Feuerwehr an dem vierstöckigen Altbau in der Südstadt hatten sich schwierig gestaltet und die ganze Nacht angedauert. Auch die Wehrleute selbst gerieten in Gefahr, als Teile des Treppenhauses und Daches einstürzten. Gegen Mitternacht war das Feuer unter Kontrolle, es flammten jedoch laut Feuerwehr immer wieder kleinere Glutnester auf.

Wohnungsbrand in Köln
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Zwischenzeitliche Meldungen, dass weitere Personen vermisst werden, konnten am Donnerstagmorgen von der Feuerwehr nicht bestätigt werden. Bisher konnten noch nicht alle Bereiche des schwer beschädigten Gebäudes abgesucht werden. Am Donnerstagmorgen sollen Sicherungs- und Abstützmaßnahmen in Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk und einem Statiker der Stadt Köln abgestimmt werden. Unter anderem soll geprüft werden, ob das Gebäude wirklich standsicher ist, sagte eine Sprecherin der Polizei dem GA auf Nachfrage.

Am Abend hatten sich in der Straße An St. Magdalenen dramatische Szenen abgespielt. Gegen 17.50 Uhr hatte die Leitstelle der Kölner Feuerwehr zwei Löschzüge sowie Rettungsdienstfahrzeuge zu dem Brand in Bezirk Altstadt-Süd geschickt, nachdem zahlreiche Notrufe eingegangen waren, die auch von im Gebäude eingeschlossenen Menschen berichteten. Bereits nach Eintreffen der ersten Einsatzkräfte wurden noch vor 18 Uhr weitere Rettungskräfte nachalarmiert. Zunächst wurde auf Alarmstufe 3 erhöht, kurz darauf wurde für die Feuerwehr Köln Großalarm ausgelöst.

Feuerwehrmann wurde leicht verletzt

Schon auf der Anfahrt konnten die Wehrleute die starke Rauchentwicklung über der Südstadt erkennen. Aus dem viergeschossigen Mehrfamilienhaus drang dichter Rauch aus sämtlichen Fenstern, dem Hauseingangsbereich und aus dem Dach. Es brannte bereits auf mehreren Etagen. Zwei Hausbewohner waren vor dem Feuer auf das Dach des Gebäudes geflüchtet und konnten von dort sofort mit Hilfe einer Drehleiter der Feuerwehr gerettet werden. Auch eine Person, die an einem Fenster aus einer der oberen Etagen um Hilfe schrie, wurde schnell gerettet. Eine weitere Person holte die Feuerwehr fußläufig aus dem Gebäude. Alle vier erlitten Rauchvergiftungen und wurden zur weiteren medizinischen Behandlung nach notärztlicher Erstversorgung in umliegende Krankenhäuser gebracht.

Leicht verletzt wurde während der Löscharbeiten ein Feuerwehrmann. Er wurde ebenfalls im Krankenhaus behandelt und noch am Abend entlassen.

Die Einsatzkräfte, die über den Hauseingang ins Gebäude vordrangen, um weitere Menschen zu retten, stießen schon im Treppenhaus auf Höhe des ersten Obergeschosses auf ein erstes Todesopfer. Ein zweites Todesopfer wurde wenige Meter weiter oberhalb im Treppenhaus gefunden.

Treppenhaus und angrenzende Wohnungen befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf mehreren Etagen im Vollbrand. Durch die enorme Brandentwicklung stürzten Teile des hölzernen Treppenraumes ein, so dass die Einsatzkräfte nicht weiter ins Gebäudeinnere vordringen konnten. Der Brand breitete sich, so die Feuerwehr, "in rasanter Geschwindigkeit vom ersten Obergeschoss bis in das Dach des Gebäudes aus". Um eine Ausbreitung auf die beiden Nachbargebäude zu verhindern, wurde über zwei Drehleitern wie auch aus beiden Nachbargebäuden heraus massiv gelöscht.

Auch von der Gebäuderückseite wurden Löschrohre zur Brandbekämpfung eingesetzt. Zwei zusätzliche Drehleitern wurden an weiteren Nachbargebäuden in Bereitstellung gebracht, mussten jedoch nicht mehr zum Einsatz kommen. Beide Nachbargebäude wurden evakuiert. Die Bewohner wurden am nahegelegenen Severinskirchplatz in Bussen der Feuerwehr betreut. Hier wurden auch Notfallseelsorger eingesetzt. Auch die Kirche St. Severin öffnete ihre Türen und bot Betreuung an.

Bei dem Wohngebäude handelt es sich um einen Altbau mit hölzernem Treppenraum und Holzdecken. Aufgrund der massiven Brandeinwirkung bestand für die eingesetzten Feuerwehrleute die Gefahr eines Einsturzes, da auch die hölzernen Deckenkonstruktionen vom Brand in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nur unter enormer Eigengefährdung konnten die Einsatzkräfte über Drehleitern durch die Fenster in das Gebäude einsteigen um in den Wohnungen nach weiteren Menschen zu suchen und den Brand zu bekämpfen. Auch nach mehr als fünf Stunden war der Brand noch nicht unter Kontrolle. Im Einsatzverlauf stürzten neben Teilen des Treppenraumes auch Teile des zum Hinterhof gelegenen Daches ein. Erst um kurz vor Mittenacht war das Feuer unter Kontrolle.

Betreten teilweise nicht mehr möglich

Um zu beurteilen, wie standsicher und tragfähig die einzelnen Gebäudeteile sind, wurde neben dem Technischen Hilfswerk auch ein Prüfstatiker hinzugezogen. Das Gebäude gilt derzeit als standsicher, es besteht nach derzeitigen Erkenntnissen keine Einsturzgefahr. Die noch vorhandenen Treppen wie auch teilweise Decken jedoch sind einsturzgefährdet. Ein Betreten ist teilweise nicht mehr möglich, andere Gebäudeteile sind nur unter Einhaltung besonderer Sicherungsmaßnahmen zu betreten.

Das städtische Amt für Wohnungswesen kümmert sich um die adäquate Unterbringung der Bewohner von derzeit drei Wohngebäuden, die aktuell nicht bewohnbar sind. Akut musste nur eine Person untergebracht werden, eine weitere wurde von der Kirche St. Severin aufgenommen. Neun weitere Menschen kommen zunächst bei Freunden und Verwandten unter.

In der Hochphase des Einsatzes waren 185 Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr vor Ort. Aufgrund der enormen und weithin sichtbaren Rauchentwicklung wurde frühzeitig eine Bevölkerungswarnung durch die Feuerwehr herausgegeben. Über die WarnApp Nina, Radio Köln und die Online sowie Social Media Angebote der Stadt Köln wurden betroffene Menschen im südlichen Innenstadtbereich gebeten, Fenster und Türen zu schließen sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten. Neben dem Nahbereich zur Einsatzstelle, wurden bis in den rechtsrheinischen Stadtteil Poll weiträumig Luftmessungen mit Spezialfahrzeugen durchgeführt. Die Messwerte waren durchweg unauffällig, lediglich eine Geruchsbelästigung konnte in Teilbereichen festgestellt werden. Die Warnung der Bevölkerung konnte nach gut drei Stunden zurück genommen werden.

Was zu dem Brand führte, ist laut Feuerwehr derzeit "völlig unklar". Das zuständige Kommissariat der Kriminalpolizei Köln hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.

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