Tag der offenen Tür Zehntausende besuchen Nato-Airbase in Geilenkirchen

Geilenkirchen · Knapp 40.000 Menschen bevölkerten am Wochenende die Nato-Airbase, auf der die Awacs-Aufklärungsflugzeuge stationiert sind. Neben Flugtechnik gab es ein Kinderprogramm und Musik.

 Warteschlange vor einer E-3A

Warteschlange vor einer E-3A

Foto: Peter Hemmelrath

Aus Anlass seines 35-jährigen Bestehens lud der Nato-Fliegerhorst am Samstag und Sonntag zum Tag der offenen Tür ein. Insgesamt wurden 37.000 Besucher gezählt, denen trotz des schlechten Wetters einiges geboten wurde.

Der Andrang der zumeist deutschen und niederländischen Besucher war größer als erwartet und sorgte schon am Samstagvormittag rund um Geilenkirchen für ein Verkehrschaos. An den Sicherheitsschleusen kam es wegen der gründlichen Kontrollen zu Wartezeiten von bis zu zwei Stunden. Aber das Wetter spielte nicht mit, mehrfach standen die Besucher im Regen.

Trotz der Widrigkeiten bekamen die Gäste einiges geboten: Das Rollfeld war voll mit modernen Militärflugzeugen, darunter auch ein Tornado und ein Eurofighter Typhoon der Luftwaffe sowie F-16-Jäger verschiedener europäischer Luftstreitkräfte. Die wohl ältesten im Einsatz befindlichen Kampfflugzeuge dürften die beiden F-4 Phantom der griechischen Luftwaffe gewesen sein.

Bei der Bundeswehr ist der Jagdbomber, der 1958 seinen Erstflug hatte, bereits seit Jahren ausgemustert. Ebenfalls zu sehen waren Transportflugzeuge wie die C-130 Hercules, eine C-160 Transall sowie deren Nachfolger, der pannenträchtige Airbus A400M. Die Marine war mit einem See-Aufklärer vom Typ P-3 Orion ebenfalls mit von der Partie.

Besonderes Interesse luftfahrtinteressierter Besucher zog eine MiG-29 der polnischen Luftwaffe auf sich, ebenso das KC-10-Tankflugzeug der niederländischen Luftwaffe. Eine aus Anlass des 35-jährigen Jubiläums mit Sonderbemalung versehene Boeing E-3A konnte auch von innen besichtigt werden, wegen der chronisch langen Schlagen davor mussten die Besucher dafür aber etwas Geduld mitbringen. Eine Fliegerparty am Samstagabend im Hangar mit Schlagersängern wie Mickie Krause rundete den 35-jährigen Geburtstag ab.

Der Nato-Fliegerhorst liegt vier Kilometer westlich der Stadt Geilenkirchen und direkt an der niederländischen Grenze. Von 1953 bis 1968 diente er der Royal Air Force, die ihre Flugzeuge möglichst weit von der innerdeutschen Grenze entfernt stationiert haben wollte. 1968 wurde er der Bundesluftwaffe übergeben, die dort zusammen mit der US Army Pershing-I-Raketen stationierte.

Nach der Entscheidung der Nato, eine Frühwarnflotte aufzustellen und den Flugplatz Geilenkirchen zur Haupteinsatzbasis dieses Verbandes zu machen, wurde der Fliegerhorst umfangreich ausgebaut. Unter anderem wurden ein neuer Kontrollturm und eine drei Kilometer lange Start- und Landebahn gebaut. 1981 wurden die Pershings wieder verlegt, 1982 wurde der Militärflughafen von der Bundesrepublik Deutschland offiziell an die Nato übergeben. Am 28. Juni 1982 wurde der E-3A-Verband in Geilenkirchen in Dienst gestellt. Ende des Jahres 1988 erreichte er seine volle Einsatzfähigkeit.

Die 16 in Geilenkirchen stationierten Flugzeuge vom Typ Boeing E-3A mit Soldaten aus insgesamt 15 Nationen bilden den ersten multinationalen fliegenden Verband der Nato – eine Einzigartigkeit in der Militärgeschichte. Besser bekannt sind die an ihrem Radar oberhalb des Rumpfes erkennbaren umgebauten Boeing 707 aber unter dem Namen Awacs (Airborne Warning and Control System). 14 der 16 Boeing E-3A werden bis 2018 nacheinander modernisiert, so bekommen deren bislang analoge Cockpits moderne Displays.

Die gegenwärtigen Hauptaufgaben des Verbandes sind Kontrollflüge entlang der Nato-Ostgrenze und Flüge entlang der syrischen Grenze im Rahmen der Nato-Mission gegen die Terror-Organisation Islamischer Staat. Aus rund 9000 Metern Höhe kann eine einzelne E-3A den Luftraum in einem Umkreis von mehr als 400 Kilometern überwachen und über digitale Datenverbindungen Informationen mit Befehlshabern von Land-, See- und Luftstreitkräften austauschen.

Nur noch rund 30 Prozent dieser Einsätze werden direkt von Geilenkirchen aus geflogen, alle anderen Einsätze starten von vorgelagerten Flugplätzen etwa in der Türkei oder in Norwegen. Damit wird auch der Fluglärm vor Ort reduziert, der in Geilenkirchen immer wieder zu Protesten geführt hatte.

Mit seinen rund 2.500 militärischen und zivilen Beschäftigten ist der Nato-Fliegerhorst in Geilenkirchen aber auch ein bedeutender Arbeitgeber in der Region. Die Wohnorte des Personals sind auf über 90 Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden und Belgien verteilt.

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