Interview mit Peter Kloeppel "Wir müssen die Ängste der Menschen ernster nehmen"

Köln · Die Silvesternacht von Köln hat dem Image Deutschlands in der Welt geschadet. Auch Medienmacher hinterfragen ihre Arbeit selbstkritisch - Beobachtungen von RTL-Chefmoderator Peter Kloeppel.

 Der Moderator Peter Klöppel steht im Vierungsturm des Doms in Köln.

Der Moderator Peter Klöppel steht im Vierungsturm des Doms in Köln.

Foto: dpa

Die Silvester-Attacken waren für den Fernsehmoderator Peter Kloeppel ein Beispiel, dass der Staat an seine Grenzen geraten ist. Der Journalist moderiert die täglichen Nachrichten „RTL Aktuell“ aus Köln. Mancherorts sei das Bild von Deutschland als rechtsfreiem Raum entstanden, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. In den USA beobachte man genau, wie Deutschland nach den Exzessen reagiert habe und welchen Kurs das Land in der Flüchtlingskrise fahre.

Ist unser Land heute ein anderes als vor dem 31. Dezember?

Peter Kloeppel: Ich würde nicht sagen, dass es ein anderes Deutschland ist, aber durch die Silvesternacht ist ein anderes Bewusstsein für die andauernde Herausforderung der Flüchtlingskrise entstanden. Schon im Sommer 2015 haben viele gesagt: Wir sollten genau hinschauen, wer da zu uns kommt. Und viele haben gefragt: Wie machen wir das, wenn wir all diesen Menschen Integration ermöglichen wollen? (.) Was wir an Silvester erlebt haben, war auch ein Beleg dafür, dass die Polizei - und damit auch der Staat - überfordert war und er die Grenzen seiner Einflussnahme erkennen musste.

Welche Lehren sollte man aus der Silvesternacht ziehen?

Kloeppel: Integration ist eine Daueraufgabe, die jeden von uns betrifft. Integration ist ein Prozess, der nicht damit endet, dass man einen Sprachkurs besucht - das ist nur der Anfang. Ohne Sprache versteht man nicht, wie hier Frauenrechte aussehen, wie Menschenrechte gelebt werden. Das alles sind Dinge, die erlernt werden müssen. Es muss allen bewusst sein, dass die rechtliche Ordnung, die wir hier aufgebaut haben, für alle gilt. Auch, wenn jemand mit einer traditionell oder kulturell anderen Vorstellung hierher kommt.

Wie sehr hat Silvester Angela Merkel ins Wanken gebracht?

Kloeppel: Die Kritik an ihr ist im Januar deutlich schärfer geworden. Aber vielen Angriffen, auch aus ihrer eigenen Partei und ihrer Schwesterpartei, war sie ja schon vorher ausgesetzt. Ich glaube nicht, dass es da in der Regierung Rücktrittsforderungen gegen sie gegeben hat. Dass es knapp für sie und ihre Regierungsmacht war nach Silvester, halte ich für eine steile These.

Wo sehen Sie die Verantwortung der Medien in diesen undurchsichtigen Zeiten? Bekommen rechte Krakeeler zu viel Raum?

Kloeppel: Wir müssen die ganze Breite darstellen, positive genauso wie negative Entwicklungen hervorheben. Beispiele gelungener Integration und solche, wo es absehbar schwierig wird. Wir müssen auch die Ängste der Menschen ernster nehmen und noch genauer zuhören. Und zugleich zeigen, wessen Geistes Kind diejenigen sind, die diese Ängste für ihre radikalen Zwecke missbrauchen.

Hat Deutschlands Ansehen gelitten?

Kloeppel: Auf Köln, auf Deutschland, lag natürlich erst mal ein dunkler Fleck. Keine Frage. Aber man hat im Ausland auch registriert, wie die Stadt und unser Land reagiert haben. Die Strafverfolgung ist in Gang kommen, auch wenn man Schwierigkeiten hat, die Täter zu identifizieren, zu finden und zu verurteilen. Wir dürfen in der Verteidigung unseres Rechtsstaates nicht nachlassen, damit nicht das Bild von Deutschland als rechtsfreiem Raum entsteht. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass bei uns Recht und Gesetz außer Kraft gesetzt sind, weil wir eine Million Flüchtlinge aufgenommen haben.

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