Kardinal Meisner in Gottesdienst beigesetzt Weihnachtslied im Juli für Kardinal Meisner

Köln · Jahrzehntelang hat er die katholische Kirche in Ost und West geprägt. Nun ist Kardinal Meisner im Kölner Dom beigesetzt worden. Die bewegende Feier wartete mit zahlreichen Zeichen auf - und viel kirchlicher Prominenz.

Kardinal Meisner in Gottesdienst beigesetzt: Weihnachtslied im Juli für Kardinal Meisner
Foto: dpa

Für Applaus im Kölner Dom hatte Kardinal Joachim Meisner wenig übrig. Nun bescherte ihm ausgerechnet sein langjähriger Freund Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., Beifall, und das auch noch bei Meisners Beisetzung. Die Würdigung, die Benedikts Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein am Samstag im Kölner Dom vortrug, war die einzige Stelle, an der die Menschen in der vollbesetzten Kathedrale klatschten. Doch nicht nur deshalb war der Abschied von Kölns Alterzbischof eine beeindruckende Zeremonie.

Für einen Tag war Köln das Zentrum der katholischen Welt. Ab 9 Uhr gab es keine Sitzplätze mehr im Dom. Auch wenn es nicht 10.000 waren wie 1987 bei der Beisetzung von Meisners Vorgänger Kardinal Joseph Höffner, so hatten sich doch Tausende an diesem frischen Sommermorgen aufgemacht, um Abschied zu nehmen.

Begonnen hatte der Tag mit einer Prozession von der Basilika Sankt Gereon, wo Meisner zuvor aufgebahrt war. Ein kilometerlanger Trauerzug hatte den schlichten Eichensarg in einem dunkelblauen Leichenwagen zum Dom begleitet. Vor ihm wurden Meisners Mitra sowie sein Bischofsstab mit der Krümme nach unten getragen. Rund 50 Bischöfe aus 20 Ländern sowie Hunderte Priester und Ordensleute gingen betend mit. Auch zahlreiche Mitglieder derKölner Karnevalsvereine, von katholischen Verbänden und Schützenbruderschaften bis hin zur Schlesischen Landsmannschaft waren mit ihren traditionellen Fahnen und Uniformen vertreten.

Ranghöchster Politiker war Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Neben amtierenden Bischöfen waren auch ehemalige deutsche Oberhirten nach Köln gekommen, unter ihnen aus Rom Kardinal Gerhard Ludwig Müller sowie der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der Blicke auf sich zog. Viele Menschen säumten betend oder fotografierend die Strecke. Sie führte in Sichtweite am Kölner Bischofshaus vorbei, in dem Meisner rund ein Vierteljahrhundert lang wohnte.

Im Dom dauerte es fast 20 Minuten, bis die Prozession unter dumpfem Glockengeläut Einzug gehalten hatte. Meisners Nachfolger Kardinal Rainer Maria Woelki leitete die Feier. Auf dem Sarg vor dem Altar standen Meisners Primizkerze, Mitra und Kelch.

Zu Beginn der Feier überbrachte der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, eine Botschaft von Papst Franziskus, in der er den unerschrockenen Einsatz Meisners für Glauben und Kirche und die Menschen in Ost und West hervorhob. Die Predigt hielt der Erzbischof von Esztergom-Budapest, Kardinal Peter Erdö, ein langjähriger Wegbegleiter des aus Schlesien stammenden Meisner. Als Bischof von Berlin sei Meisner in beiden Teilen der damals geteilten Stadt pastoral zuständig gewesen. „Es war eine ganz heikle Position, die viel Verständnis und Diplomatie von ihm verlangt“, sagte Erdö. „In dieser verantwortungsvollen Stellung hat er einen kaum zu überschätzenden Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung geleistet.“ In seiner „Freude am Glauben und der pastoralen Arbeit“ sei der Kardinal „mit Papst Franziskus kongenial“ gewesen, führte Erdö aus.

Bei der Botschaft von Benedikt XVI. war die Spannung im Dom fast mit Händen zu greifen. Er habe noch am Tag vor Meisners Tod am 5. Juli mit ihm telefoniert, las Gänswein vor. „Wir wissen, dass es ihm, dem leidenschaftlichen Hirten und Seelsorger schwerfiel, sein Amt zu lassen, und dies gerade in einer Zeit, in der die Kirche besonders dringend überzeugender Hirten bedarf, die der Diktatur des Zeitgeistes widerstehen und ganz entschieden aus dem Glauben leben und denken“, so der frühere Papst. Doch Meisner habe aus der tiefen Gewissheit gelebt, „dass der Herr seine Kirche nicht verlässt, auch wenn manchmal das Boot schon fast zum Kentern angefüllt ist“. Nach dem etwa fünfminütigen Vortrag, bei dem Gänswein mit Tränen zu kämpfen schien, gab es spontanen Beifall.

Dann wurde der Sarg feierlich zum Hochchor getragen, wo Woelki Meisners Beerdigung vornahm. Um Punkt zwölf Uhr läuteten die Glocken für den 94. Kölner Erzbischof. Der Sarg wurde durch eine Öffnung in die Bischofsgruft hinabgelassen, wo er seine letzte Ruhe gegenüber Kardinal Josef Frings findet.

Die Musik durch die Chöre des Kölner Doms, die Meisner stets förderte, gab der Feier eine eigene Prägung. Die dramatischen Klänge des Requiems von Gabriel Faure sorgten für Gänsehaut, während Mozarts Krönungsmesse eine eher festliche Stimmung heraufbeschwor. Als dann das Weihnachtslied „Adeste fideles“ erklang, konnte sich Mancher ein Schmunzeln nicht verkneifen. Meisner, der am 25. Dezember geboren war, hatte sich dieses Lied für seine Beisetzung gewünscht.

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