Lennart lenkt, und der Minister plaudert Testfahrt mit dem Rhein-Ruhr-Express

Wegberg · 70 Fahrgäste, unter ihnen auch GA-Leser, machen sich bei einer Fahrt auf der Siemens-Teststrecke im niederrheinischen Wildenrath ein Bild vom neuen Rhein-Ruhr-Express.

Rasant legt sich der Rhein-Ruhr-Express (RRX) in die Rechtskurve. Am Steuer sitzt der 15-jährige Lennart Bley und wirkt dabei, als habe er nie etwas anderes gemacht. Gemeinsam mit 70 weiteren Fahrgästen nutzen der Schüler aus Stieldorf und seine Mutter Birgit am Mittwoch die Gelegenheit zu einer Fahrt auf der Siemens-Teststrecke im niederrheinischen Wildenrath. Und einige wenige, unter ihnen Lennart, dürfen sogar an den Steuerknüppel.

Der Verkehrsverband Nahverkehr Rheinland (NVR) und sieben Medienhäuser der Region hatten ihren Lesern den Besuch ermöglicht. Im kommenden Jahr sollen die ersten Züge in Betrieb gehen.Während unter den GA-Lesern das Urteil zwischen „ganz normaler Zug“, „schlicht“, „70er-Jahre-Stil“ und „klasse Komfort“ schwankt, sagt Andreas Schröder vom Fahrgastverband Pro Bahn nach der 90-minütigen Rundfahrt: „Der RRX ist tatsächlich ein Generationswechsel und mit seinen größeren Türen, den breiten Gängen, bequemen Sitzen, Steckdosen und Wlan für Pendler gut geeignet.“

Auszusetzen hat er wenig – etwa die Höhe der Gepäckablagen, an denen man sich leicht stoßen könne. Vor Ort ist auch Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster. In Vertretung von NVR-Verbandsvorsteher Hermann-Josef Tenbroke kann er sich nun vor Ort davon überzeugen, dass sowohl Streckenplanung als auch Fahrzeugbau im Zeitplan des Milliardenprojekts liegen.

Erste Züge des RRX kommen nächstes Jahr auf die Schiene

Die Bonner Region werde davon auf jeden Fall profitieren, so dass künftig mindestens ein Zug mehr pro Stunde fährt – und das mit deutlich erweiterten Fahrgastkapazitäten je Zug. Wichtig sei es aus seiner Sicht als Landrat zudem, „die ÖPNV-Zubringerinfrastruktur im Rhein-Sieg-Kreis auszubauen, damit die Menschen aus dem Hinterland auch etwas von den neuen Zügen auf der Rheinschiene haben“.

Dem Landesverkehrsminister gibt Schuster in Wegberg noch einmal den eindringlichen Hinweis auf den Weg, wie wichtig für die Entlastung der Ballungsräume eine neue Rheinquerung zwischen Niederkassel und Wesseling auch für den Schienenverkehr sei, und die Brücke folglich Gleisstränge brauche. Schuster: „Da müssen wir ran.“

Erst einmal aber geht es auf die Teststrecke. Im Inneren des Zugs schlängelt sich Verkehrsminister Hendrik Wüst plaudernd durch die Menschen und stellt zufrieden fest, dass auch ein 1,93-Meter-Mann wie er unbeschadet durch den Gang und über die Treppen gelangt. „Der Zug hält schon, was er verspricht“, sagt er, gibt aber auch zu, dass es bis zum echten Durchbruch des Gesamtprojekts noch ein weiter Weg ist: So kommen die ersten Züge des RRX zwar im kommenden Jahr auf die Schiene – in Gänze wird das Jahrhundertprojekt mit seinem 15-Minuten-Takt auf eigenen Trassen aber erst in frühestens zehn Jahren seine Wirkung entfalten. Und – wer weiß – vielleicht steuert ihn dann wieder Lennart Bley aus Stieldorf. Dann als „echter“ Zugführer natürlich.

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