Lego-Experte im Interview Swisttaler bloggt seit fünf Jahren über Lego

Swisttal · Michael Friedrichs aus Swisttal-Buschhoven betreibt einen erfoglreichen deutschsprachigen Lego-Newsblog. 2016 erlangte er gar weltweites Aufsehen. Anlass dafür war ein Rollstuhl.

Lego ist längst nicht mehr nur etwas für Kinder. Auch viele Erwachsene – wohl auch in Erinnerung ihrer eigenen Jugend – bauen mit Begeisterung die bunten Steine zusammen. Für Michael Friedrichs aus Swisttal-Buschhoven ist Lego noch viel mehr. Der 44-Jährige betreibt seit fünf Jahren eine erfolgreiche Internetseite rund um die Kult-Steine aus Dänemark. Im Interview spricht über die Idee dahinter, die Faszination und einen großen Coup.

Herr Friedrichs, sind Sie nicht ein wenig zu alt für Lego?

Michael Friedrichs: Eigentlich nicht. Das Faszinierende daran sind die vielen Möglichkeiten. Man kann bauen, was man möchte. Als Kind habe ich selbst viel mit Lego gespielt. Dann ist das in Vergessenheit geraten. Durch meine Jungs bin ich wieder dazu zurückgekommen. Irgendwann waren wir in einem Legoland. Dort gab es diese besonderen Steine, die sogenannten Promo-Bricks. Solche Werbesteine gibt es in fast jedem Legoland und den Legoland-Discovery-Centern wie in Oberhausen – etwa zu bestimmten Veranstaltungen. Die Ursprungsidee meiner Webseite war, einen Katalog für die Promo-Bricks zu machen. Daher auch der Name der Seite www.promobricks.de. Das war 2013.

Damit aber nicht genug.

Friedrichs: Irgendwann waren meine Kinder alt genug, dass sie sich auch für Lego-Sets interessierten. Ich habe dann festgestellt, dass es im deutschsprachigen Bereich keine Internetseite gab, auf der es Testberichte oder Nachrichten zu neuen Lego-Produkten gab. Ich dachte mir: Wenn ich die Seite schon habe, kann ich sie auch ergänzen. Seit 2014 ist meine Seite ein reines Lego-Newsblog. Wir haben aktuell mehr als 600 000 Seitenzugriffe im Monat und sind damit eines der größten deutschsprachigen Lego-Newsblogs. Im Jahr 2017 sind wir von Lego offiziell anerkannt worden.

Was heißt das?

Friedrichs: Das ist eine Art Qualitätsstempel. Wir bekommen aber kein Geld von Lego, aber ab und zu Sets vorab zur Verfügung gestellt und haben zudem einen direkten Draht ins Unternehmen.

Darf man als anerkanntes Lego-Blog denn auch kritisch darüber schreiben?

Friedrichs: Wir wissen, dass Lego unsere Texte liest. Wenn wir etwas ordentlich verreißen oder kritisieren, dann sind die Ansprechpartner bei Lego beim nächsten Gespräch mitunter nicht mehr ganz so freundlich. Wenn es um konkrete Mängel geht, bekommen wir von der Pressestelle auch eine Rückmeldung. Wir jubeln nicht alles, was Lego macht, in den Himmel.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Friedrichs: Es gab im letzten Jahr einen Porsche von Lego-Technic für knapp 300 Euro. Bei der ersten Auflage des Premium-Sets war die Verpackung Mist. Die Bauanleitung war vom Gewicht her so schwer, dass die inneren Kartons eingedellt wurden. Das ist für den normalen Bauer nicht so schlimm, wohl aber für den Sammler. Lego hat dann die Verpackung geändert.

Wie kommen Sie an die Nachrichten heran?

Friedrichs: Fleißig recherchieren. Wir bekommen auch Infos direkt von Lego oder Tipps von Händlern und anderen Fans. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr alleine. Es haben sich Leute gemeldet, die mitarbeiten wollten. Wir machen das alle unentgeltlich neben unseren normalen Jobs. Wir haben zwar Werbung von Lego auf der Seite, die Einnahmen stecken wir aber ausschließlich in den Ausbau und in die Technik für die Seite oder um Sets zum Test zu kaufen.

Haben Sie schon einmal einen richtigen Coup gelandet?

Friedrichs: Ja. Es war auf der Spielwarenmesse 2016 in Nürnberg. Dort hatte Lego ein Set vorgestellt, bei dem ein Kind in einem Rollstuhl sitzt. Es war das erste Set zum Thema Behinderung. Lego hat das als klassisches Figurenset präsentiert, aber nicht mit dem Fokus auf der Rollstuhlfigur. Wir haben dann in unserem Bericht den Rollstuhl herausgestellt. Der Artikel ging durch die Decke, als ein britischer Behindertenverband das gesehen und aufgegriffen hatte. Wir hatten dann mehr als 150 Anfragen aus aller Welt zu dem Bild und einer Stellungnahme. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet.

Wie viel Zeit investieren Sie in den Blog?

Friedrichs: Etwa zwei Stunden am Tag. Wir sind mittlerweile sechs Personen, daher verteilt sich die Arbeit. Als Journalist habe ich einen gewissen Anspruch an Qualität. Ich lese alles quer, korrigiere und schreibe um, bevor etwas online geht.

Mittlerweile haben Sie darüber hinaus Ihr erstes eigenes Lego-Buch geschrieben.

Friedrichs: Das habe ich zusammen mit Henry und Hilke Krasemann geschrieben. Mit Henry Krasemann habe ich seit 2016 ein gemeinsames Youtube-Format. Alle zwei Wochen machen wir eine Art Talkshow über Lego und diskutieren über aktuelle Themen – er von Kiel aus, ich von Buschhoven. Der Verlag kam dann mit der Idee für das Buch auf uns zu. Es geht um das Lego-Boost-Set. Das ist ein Roboter-Bauset, das man mit dem Smartphone oder Tablet steuern und so zum Leben erwecken kann. Es gibt aber keine echte Bedienungsanleitung. Wir haben dann das erste Buch dazu geschrieben.

Wie sind Sie in die Lego-Ausstellung involviert, die zurzeit im Deutschen Museum Bonn zu sehen ist?

Friedrichs: Der Sammler, dessen Sets gezeigt werden, ist ein Fan unserer Seite. Als Unterstützer der Ausstellung bieten wir an mehreren Wochenenden Lego-Technikworkshops für Kinder an.

Wie viel Lego haben Sie selbst zu Hause?

Friedrichs: Wenn es nach meiner Frau geht, zu viel. Zu wenig, meinen die Kinder. Wir haben aber ein großes Reihenhaus. Da geht noch was.

Sind Ihre Kinder auf ihr ganzes Lego eifersüchtig?

Friedrichs: Wenn wieder eine Kiste kommt, fragen die Kinder schon, wer das jetzt bekommt. Das sind aber erst einmal meine Sachen. Bei Lego gibt es mittlerweile viele Sets für erwachsene Fans. Es gibt aber bestimmte Themenbereiche, wie Lego-Junior oder Lego-City, die speziell für Kinder sind. Die bauen wir dann zusammen, am Ende dürfen sie die Sets dann auch oft behalten.

Der Legostein ist in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden. Werden Kinder auch in 60 Jahren noch mit Legosteinen spielen?

Friedrichs: Die Standardsteine sind gut, weil es so enorm viele Kombinationsmöglichkeiten gibt. Allerdings hat Lego derzeit ein paar Probleme und musste Ende letztes Jahr auch Mitarbeiter entlassen. Aber ich denke, auch meine Enkelkinder können irgendwann noch mit Legosteinen spielen.

Lego ist ja auch kein ganz billiger Spaß.

Friedrichs: In der letzten Zeit hat Lego viele Sets herausgebracht, die 100 Euro und mehr kosten. Wer kann sich so etwas auf Dauer noch leisten, insbesondere bei der Hauptzielgruppe Kinder?

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