ADAC und Straßen NRW So unterschiedlich werden Staus in NRW gezählt

Bonn · Regelmäßig zählen der ADAC und Straßen NRW die Staus im Land. Die Auswertungen für 2017 zeigen gravierende Unterschiede. Wie kommt das zustande?

Gefühlt stehen Autofahrer pro Woche mehrere Stunden im Stau. Besonders im Köln-Bonner Raum. Dass dies nicht nur eine subjektive Wahrnehmung ist, belegen Zahlen, die der ADAC aber auch Straßen NRW kontinuierlich zusammentragen. Komisch nur, dass diese Zahlen sich stark voneinander unterscheiden.

455.000 Kilometer Stau zählte der ADAC 2017 in NRW, der Landesbetrieb Straßen NRW kam auf 108.205 Kilometer. Ein himmelweiter Unterschied. "Wenn das so stimmt, hätten wir täglich über 1000 Kilometer Stau im Land. Haben wir aber nicht", kommentiert Bernd Löchter von Straßen NRW die ADAC-Zahlen und erklärt, dass die Datengewinnung sich von der des ADAC dadurch unterscheide, dass seine Behörde mithilfe von Induktionsschleifen arbeite.

Verkehrserfassung durch Induktionsschleifen

Induktionsschleifen sind für den Autofahrer unsichtbar in die Fahrbahndecke integriert. Durch diese Schleifen fließe Wechselstrom. Dadurch werde ein wechselndes Magnetfeld erzeugt. "Fährt ein Fahrzeug darüber, können wir nicht nur erfassen wie schnell der Pkw war, wir wissen auch um welchen Fahrzeugtyp es sich handelt", erklärt der Leiter der Verkehrszentrale von Straßen NRW, Hanno Bäumer. Dies hält er für eine genaue Erfassung der Verkehrsströme. Nötig seien diese Schleifen auch für die Verkehrsleitsysteme, die den Autofahrern anzeigen, wie schnell sie fahren dürfen und ob ein Stau naht. Etwa alle 1000 Meter kommen diese Induktionsschleifen in der Fahrbahndecke vor.

Der ADAC bedient sich einer anderen Methode, der "Floating Car Date (FCD) Datensammlung" wie ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold sagt. Diese Daten werden etwa durch LKW-Mautstellen erfasst aber auch jeder Handynutzer, der seine Standortbestimmung eingeschaltet hat oder eine Stau-App verwendet, gibt Daten frei. "Diese Daten sind anonymisiert", stellt Suthold klar. Der ADAC kauft sie extern ein. Wo der ADAC diese Daten einkauft, sagt er nicht. Auch Daten der Polizei-Landesmeldestellen fließen in die ADAC-Datenmenge ein. Kontaktschleifen könnten dies nicht leisten. Suthold hält diese Art der Datengewinnung deshalb für nicht mehr zeitgemäß.

Er nennt einen weiteren Grund, der den Unterschied der Staulängen erklären kann. Zwar können sie mit ihrer Methode auch kleinere Staus erfassen, in die Statistik aber schaffen es nur die langen.

A 565 schaffte es unter die Top-Ten Stauautobahnen

Neben der A1 gilt zwischen Bonn und Köln die A555 als stauträchtige Strecke. Die A565 hat es laut ADAC sogar unter die Top-Ten geschafft. Auf der A555 standen Autofahrer im Jahr 2017 der ADAC Rechnung zufolge 2251 Stunden im Stau bei einer Länge von 5770 Kilometern. Auf der A565 zwischen Meckenheim und Bonn waren es sogar 8062 Kilometer und somit 3127 Stunden.

Verschwindend gering wirken dagegen die Zahlen, die Straßen NRW für diese Strecken ermittelt hat. Demnach gab es auf der A565 leidiglich 727,5 Kilometer Stau, auf der A 555 waren es 1265 Kilometer. Allerdings erfasst die Statistik keine einzelnen Abschnitte oder Richtungen, sondern die gesamte Autobahn. Trotzdem bleiben die Zahlen deutlich unter denen des ADAC.

Baustellenmanagement in NRW sollte optimiert werden

Ein Grund für die langen Staus sieht der ADAC darin, dass viele Baustellen in NRW nicht intensiv genug überwacht werden. Oft wird dort tagelang nicht gearbeitet. Suthold vermutet, dass es daran liegt, dass die Baubranche mit der Auftragslage nicht hinterherkommt und viele Aufträge parallel bewältigen müssen. Ein optimiertes Baustellenmanagement könnte dem entgegenwirken.

Die Floating-Car-Data-Methode ist auch Straßen NRW nicht unbekannt. So nutzt die Behörde für das eigene Verkehrsportal ebenso solche Datenströme, wie Hanno Bäumer erklärt. Die Daten werden von der Firma Tom Tom zugekauft. Früher lieferte sie der ADAC. Es werde auch im NRW-Verkehrsministerium darüber nachgedacht, dass auch die landeseigene Behörde für Überwachung der Verkehrsströme zusätzlich auf die modernere Variante zurückgreifen darf. Ein endgültiges Go aber gibt es dafür noch nicht.

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