GA-Serie: Köln auf Schritt und Tritt So hat sich der Rudolfplatz in Köln verändert

Köln · Die einstige Flaniermeile Rudolfplatz ist zum architektonischen Sammelsurium verkommen. Neubauten sollen den Flair früherer Zeiten zurückbringen.

Die Stadtplaner hätten ihren Nachfolgern viel Ärger ersparen können. Nur leicht beschädigt überstand das Kölner Opernhaus den Krieg. Ein eindrucksvoller fünfstöckiger Bau aus dem Jahr 1902, der Barock und Jugendstil verband und auch wegen der kunstvollen Deckenmalerei in den Innenräumen bewundert wurde. Doch das historische Prunkstück am Rudolfplatz hatte keine Chance: Anfang der 1950er Jahre wurde der Abriss beschlossen und 1958 in die Tat umgesetzt.

Wo lange die Hochkultur ein Zuhause hatte, wurde ein schmuckloser Bau mit Glasfassade errichtet, in den das Bundesverwaltungsamt einzog. Eine neue Oper entstand gut einen Kilometer entfernt in der Innenstadt am Offenbachplatz. Derzeit wird das nach dem Entwurf von Wilhelm Rip-hahn errichtete Gebäude saniert - zu ausufernden Kosten, die inzwischen auf über eine halbe Milliarde Euro geschätzt werden.

Rudolfplatz hat Priorität

Der alte Glanz ging verloren - triste Nachkriegsarchitektur kennzeichnet seit Jahrzehnten den Rudolfplatz vor allem eingangs des früher prächtigen Ringes: mehr Notlösung als planvolle Gestaltung, wie auch die Verantwortlichen der Stadt längst erkannt haben. Das "Sammelsurium" unterschiedlicher Gebäude entspreche "nicht mehr den Ansprüchen, die an einen solchen zentralen Standort gestellt werden müssen", ließ das Bau- und Planungsdezernat bereits 2008 verlauten. Der Rudolfplatz hat Priorität auf der Projektliste des Städtebaulichen Masterplans für eine attraktivere Innenstadt.

Schnellrestaurants haben unter den wenigen Bäumen ein paar Tische aufgestellt, um die herum sich Tauben tummeln. Zwei Männer spielen Akkordeon und Tamburin vor der massigen Hahnentorburg. Doch keiner der vielen Passanten bleibt stehen. Ein Großteil von ihnen eilt zu den Rolltreppen, die zur unterirdischen Bahnstation führen, oder steigt oberirdisch in die Linien 1 oder 9.

Neuer Platz für Geschäfte und Büros

Der heutige Hauptzweck des einst so beliebten Platzes scheint, ihn so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Es ist einer der Hauptverkehrsknotenpunkte, auf der West-Ost-Achse zum Neumarkt hin gelegen. Auch das Partyvolk verteilt sich von hier auf die Discos an den Ringen. Als Andenken an die letzte Nacht steht ein Paar weißer High Heels vergessen auf dem Platz herum.

Doch nun soll alles anders werden: Das weitgehend fensterlose "Theater am Rudolfplatz" musste weichen. In der mächtigen Baugrube entsteht nun das Fundament für die Wallarkaden - ein 14 000 Quadratmeter großer Bürokomplex mit Handels- und Gastronomieflächen, der 2020 fertig sein soll. Eine Mauerwerksfassade, die sich optisch an das Hahnentor anpasst, und viel Glas sollen das riesige Gebäude zum neuen Herzstück des Platzes machen.

Der Name Wallarkaden knüpft an die Geschichte an: Früher stand hier die Stadtmauer, deren Teil auch das Hahnentor war. In Aachen gekrönte Könige durchquerten es auf dem Weg zum Dom, um dort am Dreikönigenschrein zu beten. Direkt vor den Wallarkaden will der Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner einen achtgeschossigen Bau zum Habsburgerring hin bauen. Auf 13 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche sollen Einzelhandel und Büros unterkommen.

Ehrengarde bekommt neue Unterkunft

Auch hier ist das Hahnentor Vorbild für die Gestaltung: Ziegel und Elemente aus quadratförmig gehauenen Natur- oder Kunststeinen wurden gewählt, um ein einheitliches Bild zu schaffen. "Die Neubauten am Rudolfplatz sollen ein Vorbild für andere städtebauliche Maßnahmen werden", sagt die Leiterin des Stadtplanungsamts, Anne Luise Müller.

Einen neuen Platz finden wird auch die Ehrengarde. Die Karnevalsgesellschaft hatte ihren Versammlungsraum in einer Brücke vom Hahnentor zum Theater am Rudolfplatz, die ebenfalls den Wallarkaden weichen musste. Die Ehrengarde bekommt einen unterirdischen Festsaal und einen kleinen Anbau an der Hahnentorburg.

Es wird laut und staubig in den nächsten Jahren. Einer der wenigen Geschäftsleute, der davon nicht gestört wird, ist Sahin Sean. Er arbeitet in dem unterirdischen Kiosk auf dem Weg zur U-Bahn. Von den neuen Gebäuden verspricht er sich vor allem mehr Glamour: "Ich glaube, dass der Rudolfplatz das Zeug dazu hat, wieder ein echter Treffpunkt zu werden", sagt er. Durch den Umbau werde der Platz "eleganter und weniger versifft".

Doch ein bisschen Eleganz gibt es bereits am Platz: Denn am Standort der alten Oper ist das Bundesverwaltungsamt schon längst ausgezogen und machte Platz für Hotels. Im Sommer 2016 übernahm hier das Steigenberger mit seinem einzigen Kölner Standort - Ballsaal inklusive. Einen Abriss der Luxusherberge mit ihren 305 Zimmern muss man nicht befürchten: Fassade und Eingangshalle des Gebäudes stehen unter Denkmalschutz.

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