Defekte Anlage Shell plant weitere Fackeltätigkeiten in Wesseling

Wesseling · Nach einer technischen Störung wurde auf der Shell-Raffinerie in Wesseling Gas entflammt. Die Anlage soll nun wieder in Betrieb genommen werden. Außerdem kündigte das Unternehmen weitere stärkere Fackeltätigkeiten an.

Kilometerweit und stundenlang sichtbare Flammen mit einer langen dunklen Rauchfahne über der Shell-Raffinerie verunsicherten am Mittwoch viele Anwohner in Wesseling und Umgebung. Grund für die sogenannten Fackeltätigkeiten war ein Ausfall aufgrund eines technischen Defekts. Die Anlage, die aus Sicherheitsgründen nach dem Ausfall abgeschaltet wurde, soll in der kommenden Woche wieder hochgefahren werden. Mit Folgen: "Ab Montag kommender Woche ist bis zum Ende der Woche mit stärkerer Fackeltätigkeit zu rechnen. Die zuständigen Behörden sind informiert", teilte Shell am Freitag mit. "Während der An- und Abfahrprozeduren von Anlagen entstehen zeitweilig größere Mengen Gase, die zur sicheren Verbrennung zur Fackel geleitet werden."

Die Rheinland Raffinerie sei bemüht, die Auswirkungen auf ihre Nachbarn so gering wie möglich zu halten und bittet um Verständnis. Bei Fragen und Hinweisen steht außerdem das Nachbarschaftstelefon unter 0800/2236750 zur Verfügung.

Zum Vorfall am Mittwoch äußerte sich Unternehmenssprecher Jan Zeese: "Wir hatten einen technischen Defekt und haben die betroffene Anlage gesichert", erklärte. Trotz der bedrohlichen Bilder habe keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden. Die genaue Ursache werde aktuell noch ermittelt.

Nicht der erste Vorfall

Vor zwei Jahren kam es im besagten Teil der Anlage zu einem Feuer. Damals, im Mai 2015, war nach Unternehmensangaben ein technischer Fehler in einem Wärmetauscher Ursache für den Brand. Das ergab sich aus einem externen Gutachten, das von der Bezirksregierung Köln eingefordert worden war. Verletzt wurde damals wie heute niemand, allerdings war 2015 eine schwarze Rauchsäule viele Kilometer weit zu sehen. Die Bürger, vor allem in Niederkassel und Bornheim, waren aufgefordert, sich möglichst nicht im Freien aufzuhalten sowie Fenster und Türen zu schließen. Einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen gebe es jedoch nicht. "Die Ereignisse stehen in keiner Verbindung und müssen unterschiedlich betrachtet werden", so Zeese.

An der betroffenen Anlage, einer sogenannten Olefinanlage, werden Stoffe umgewandelt. In diesem Fall verarbeitet Shell hier nach eigenen Angaben Ethylen und Propylen, die zu Kunststoffen und Gummi, Lacken oder Lösemitteln werden. Bei der Herstellung wird der Rohstoff (etwa Rohbenzin) zusammen mit Dampf in den Öfen der Olefinlage erhitzt. Bis aus Rohöl die gewünschten Produkte werden können, muss eine Vielzahl von unterschiedlichen Prozessen durchlaufen werden. Dafür werden die einzelnen Stoffe durch Rohre zu den jeweiligen Stationen der Verarbeitung befördert. Gase können diesen Prozess unterstützen.

Wenn es nun zu einer Störung kommt, wird die Produktionskette angehalten und unterbrochen. In den einzelnen Abschnitten kann sich - je nach Art der Produktion - Restgas im Rohrsystem befinden. Der Teil, den man nicht mehr in Tanks umleiten kann um es wieder zu verwenden, wird vernichtet. Ansonsten bestünde in den betroffenen Rohrabschnitten Explosionsgefahr. "Wir lassen das Gas nicht als Wolke in die Luft, sondern fackeln es kontrolliert ab", erklärt Zeese. Eine Maßnahme, die in Deutschland vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist. Die dadurch entstandenen Flammen riefen am Mittwoch die Feuerwehr auf den Plan

Feuerwehren arbeiteten zusammen

Neben der Werksfeuerwehr, die mit rund 100 hauptamtlichen Mitarbeitern laut Zeese zu den größten Wehren der Region gehört, waren Fachleute der angrenzenden Gemeinden im Einsatz, um den Vorgang zu überwachen. "Wir waren mit rund 20 Einsatzkräften unterwegs. Ich selber war mit im Werk, um den Einsatz mit den Kollegen der Werksfeuerwehr zu koordinieren", erklärte André Bach, Leiter der Feuerwehr Wesseling.

Als unabhängige Kontrollinstanz fuhren die Einsatzkräfte aus Wesseling mit Messwagen durch die angrenzenden Wohngebiete. Es wurden keine auffälligen Werte und mögliche Gesundheitsgefährdungen für die Anwohner festgestellt. Ein Einsatz dieser Art ist für die Wesselinger Feuerwehr eher selten. "Wir sind ungefähr zwei- bis dreimal im Jahr in dieser Form im Einsatz", sagte Bach.

Die Gründe für den Ausfall der Anlage am Mittwochabend werden laut Shell nun untersucht. Erst danach soll die Anlage wieder in Betrieb genommen werden.

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